OB-Wahl in Waghäusel:

Gleich sechs wollen auf den Chefsessel im Rathaus

Waghäusel. „Dann waren’s plötzlich sechs.“ Mit Bezug auf den bekannten Kehrreim hat ein Zuhörer bei der Sitzung des Gemeindewahlausschusses das bis zuletzt spannende Kandidatenangebot für die Oberbürgermeisterwahl kommentiert. Vier Bewerberinnen und Bewerber machten im Vorfeld ihr Interesse kund, eine weitere zurückgehaltene Bewerbung sickerte durch, eine letzte Meldung ging im Rathaus relativ knapp vor Toresschuss ein. Auch ein Neubürger hatte den Finger gehoben, doch bald darauf wieder zurückgezogen.
Am Sonntag, 6. März, haben die Waghäuseler eine Auswahl unter einem Sextett: Drei Frauen und drei Männer wollen Nachfolger von OB Walter Heiler (SPD) werden. Alle sechs Bewerber ließ der Wahlausschuss zu. Mehr als 17.000 Wahlberechtigte entscheiden über die Besetzung des Chefsessels des 1983 erbauten Verwaltungszentrums.
Seit 1999 steht Walter Heiler (SPD) an der Spitze. Er hatte sich Endes des vergangenen Jahres entschlossen, mit Ablauf seiner dritten Amtsperiode aufzuhören. In seine Fußstapfen wollen nur Einheimische treten.
Für eine gewisse Überraschung hat die Tatsache gesorgt, dass kein Auswärtiger dabei ist, womit ein Teil der Bevölkerung fest gerechnet hatte. Immer wieder tauchten Namen von amtierenden und ehemaligen Bürgermeistern in gern verbreiteten Gerüchte auf. Immer wieder auch Namen von Stadträten und Parteirepräsentanten.

Die Reihenfolge auf dem Stimmzettel ergibt sich durch den Abgabezeitpunkt der Bewerbungsunterlagen:

Der Erste, der schon im Vorjahr eingeworfen hatte, ist der 53-jährige Thomas Deuschle, Beigeordneter, dann Bürgermeister seit 2009, der auch am massivsten plakatiert hat. Damals kam er aus Kornwestheim und gewann denkbar knapp die Stichwahl im Gemeinderatsgremium. Das CDU-Mitglied, das auch für die CDU im Kreistag sitzt, wird von seiner Partei unterstützt. Auch die JU/Junge Liste und die Freien Wähler haben sich für ihn ausgesprochen.

Die Kandidatin Nicole Heger gehört seit 2019 als Einzelkämpferin dem Gemeinderat an, kandidierte bereits für ihre Partei bei der Landtags- und dann bei der Bundeswahl 2021, holte 14,2 Prozent der Erststimmen. Sie ist „Qualitätsmanagerin in der Entwicklung“ bei der SAP. Vorzuweisen hat sie auch eine Ausbildung als Hotelfachfrau.

Bei den Grünen ist auch Andreas Bohnstedt. Beide Parteimitglieder haben sich im Vorfeld nicht einigen können, ist zu hören. Zur Kommunalwahl 2019 hatte er allerdings auf der Liste der Freien Wähler kandidiert und seinen Beruf mit Mediator und Konfliktlöser angegeben. Dr 46-Jährige arbeitet bei der SAP, ist Wirtschaftsinformatiker und leitender Angestellter.

Lange ist spekuliert worden, ob er tatsächlich antritt: Markus Kretzler, Geschäftsführer von „EuroKret“ in Waghäusel. Jetzt steht er als Nummer vier auf dem Stimmzettel. Der 56-Jährige, der früher auf der "Jungen Liste" und dann bei den Freien Wählern kandidierte, gehört zu den bekannten Corona-Skeptikern/Gegnern in Waghäusel und kann auf deren Sympathien bauen.

Die Kandidatin Claudia Sand gehört keiner Partei und Wählergruppen an, firmiert demnach - wie sie sagt - als „echte Unabhängige“. Nach einem Zwischenaufenthalt im Regierungspräsidium arbeitet die 51-Jährige als Kommunalbeamtin und Standesbeamtin im Rathaus Waghäusel. Unterstützt wird sie von der SPD und auch von den „Unabhängigen“, der viertgrößten Fraktion im Acht-Parteien-Gemeinderat.

Zum Ende der Einreichungsfrist warf RuthRickersfeld sozusagen den Hut in den Ring. Seit der Kommunalwahl 2019 sitzt sie als Stadträtin der AfD im Gemeindeparlament. In Karlsruhe ist die gelernte Verwaltungs-Fachwirtin als Geschäftsführerin für die drei Mitglieder der AfD-Fraktion im Gemeinderat im Einsatz. Die 55-Jährige war bereits Direktkandidatin ihrer Partei bei der Bundestagswahl 2021 und holte 14,5 Prozent der Erststimmen.

„Lauter Unabhängige“: Mit einem gewissen Amüsement kommentieren inzwischen Fraktion und Stadtverband der „Unabhängigen“ die Tatsache, dass sich jetzt alle Bewerberinnen und Bewerber auch als unabhängig bezeichnen.
Zwei Mal war im Wahlkampf sogar die Rede von einem „parteilosen“ Parteimitglied.

Die offizielle Kandidatenvorstellung wird am Freitag, 18. Februar, ab 19 Uhr über die Bühne gehen. 60 Plätze im Atrium des Rathauses wurden ausgelost. Für die weiteren interessierten Frauen und Männer wird eine Übertragung per Livestream angeboten.