Flüchtlingshilfe in Neustadt
Ukraine: Gimmeldingen und sein Flüchtlings-Netzwerk

Oie Gimmeldinger Ortsvorsteherin Claudia Albrecht im Gespräch mit der Englischlehrerin Vika aus der Ukraine.  Foto: Markus Pacher
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Gimmeldingen. Sie ist weit mehr als eine Sammelstelle für Sachspenden für Geflüchtete aus der Ukraine. Zwischenzeitlich hat sich die vor wenigen Tagen gegründete Einrichtung in der Gimmeldinger Meerspinnhalle zu einer Art „Zentrale“ für alle Fragen rund um die in Neustadt eingetroffenen Flüchtlingen entwickelt.

Von Markus Pacher

In enger Zusammenarbeit mit der Neustadter Stadtverwaltung wird in Gimmeldingen Großartiges geleistet. Hauptmotor der Hilfsaktion ist neben Claudia Albrecht der Gimmeldinger Marcel Hermanns, der „direkt auf unsere Initiative aufgesprungen ist und innerhalb einer Woche ein hochprofessionelles System aus dem Boden gestampft hat“, wie die Ortsvorsteherin lobt. Marcel Hermanns, der selbst Wohnraum in Haardt für drei ukrainische Familien zur Verfügung stellt, arbeitet bei der SAP und hat eine Logistik erstellt, die Hilfe bei Fragen rund um das Thema „Flüchtlinge in Neustadt“ und das entsprechende Netzwerk dazu bietet. Vieles läuft über die Community hier lebender und arbeitender Menschen mit ukrainischen Wurzeln, darunter Kolleginnen und Kollegen von Hermanns.

Sammelstelle in der Gimmeldinger Meerspinnhalle

„Das Wesentliche was wir sammeln sind Lebensmittel, Pflegeartikel, Kleinkinder- und Babykleidung“, erläutert die Ortsvorsteherin. Aus den Erfahrungen im Zuge der Hilfsaktion für das Ahrtal habe man gelernt, auch mal Nein zu sagen. Sie bittet daher die Spender, vor der Lieferung mit dem Gimmeldinger Team – am besten per Mail - Rücksprache zu halten. „Wir können dann genau sagen, was wir brauchen und die Sachen können dann direkt gebracht werden“. Die Öffnungszeiten sind derzeit jeden Dienstag und Donnerstag von 8 bis 12 Uhr. Damit nicht alle Kleiderspenden in Gimmeldingen landen, ist man eine Kooperation mit der Kleiderkammer der Tagesbegegnung „Lichtblick“ eingegangen.
„Wir haben Verbündete!“ betont Hermanns und veranschaulicht sein Konzept am Beispiel eines Dreiecks mit den Eckpunkten Gäste aus der Ukraine, Ämter und Gastgeber. „Mein Ziel ist es, ein zentrales System zu erstellen, das mit vielen Gästen funktioniert und gleichzeitig die individuellen Bedürfnisse der jeweiligen Flüchtlingsschicksale berücksichtigt“, so Hermanns.

Zahlreiche Verbündete 

Zu den „Verbündeten“ der Gimmeldinger „Flüchtlings-Zentrale“ zählen neben der Stadt Neustadt verschiedene ortsansässige Institutionen wie u. a. der Kulturförderkreis, die Musikschule „Jugendphilharmonie Deutsche Weinstraße“ und der Arbeitskreis Asyl. Kern der Gimmeldinger Initiative, deren Mitarbeiter über eine Whatsapp-Gruppe miteinander vernetzt sind und in stetem Kontakt stehen, ist ein achtköpfiges Koordinationsteam und ein aus weiteren sechs Leuten bestehendes Betreuerteam. „Unser Schlüssel ist die Community der hier lebenden ukrainisch sprechenden Leuten, die wir aktiveren möchten“, erläutert Hermanns. „Alle unsere Betreuer verfügen über ukrainische Wurzeln und es muss nicht laufend eigens ein Dolmetscher rekrutiert werden“.

Ukrainische Community hilft

Bisher werden 48 Gäste, die zumeist privat vermittelt wurden, vom Gimmeldinger Team betreut (Stand Freitag). „Die Gäste werden von uns persönlich empfangen, dann von der Stadt registriert und schließlich zu unseren Gastgebern gebracht“, erklärt Albrecht den Ablauf nach Ankunft der Flüchtlinge in Neustadt. Die meisten davon sind momentan in Königsbach, Gimmeldingen, Haardt und Mußbach untergebracht.
Albrecht und Hermann möchten ausdrücklich betonen, dass die Gimmeldinger Initiative kein Selbstzweck ist und man sich bewusst nicht überregional organisieren möchte, um so stärker auf die lokalen und individuellen Bedürfnisse der Flüchtlinge eingehen zu können. „Unsere Idee entstand aus der Frage: Wie können wir Hilfsgüter in die Ukraine bringen, aber was machen wir mit den Leuten, die bei uns landen, wie können wir uns effizient einbringen?“, so Hermann, der mit Albrecht bezogen auf Neustadt die Meinung vertritt, dass es keinen Sinn mache, wenn jeder Ortsteil sein eigenes Süppchen koche.
Für die Stadt Neustadt stellt das Engagement der Gimmeldinger Initiative eine personelle Entlastung dar, „zumal es hier offensichtlich sehr viele Menschen gibt, die sich bereit erklären, ehrenamtlich zu helfen und uns mit ihrer Manpower zu unterstützen“, freut sich Hermanns.

Ukrainer wollen mit anpacken

Und wie die Stimmung unter den in Neustadt eingetroffen Flüchtlingen? Manche stehen unter Schock, haben seit Tagen nichts gegessen, sehen sich konfrontiert mit der Realität, dass der Krieg voraussichtlich wohl nicht so schnell beendet sein wird und sie wieder in ihre Heimat zurück können. „Sie sind bei allem Leid sehr dankbar und bescheiden und wollen mit anpacken und unsere Arbeit unterstützen“, beschreibt Hermanns die Situation und betont abschießend, dass es für Gastgeber ganz wichtig ist zu wissen, dass sie nicht im Stich gelassen werden, „sondern bei allen Problemen auf unser System bauen können“.

Kontakt & weitere Infos

Es gibt viele Möglichkeiten, sich über das Gimmeldinger Netzwerk zu engagieren. Folgende E-Mail-Adressen helfen weiter:
ukrainehilfe@neustadt.eu
spenden@ukraine-neustadt.de
helfer@ukraine-neustadt.de
gastgeber@ukraine-neustadt.de
gast@ukraine-neustadt.de
Alle Links und Infos können auch auf der Homepage der Stadt genutzt werden: www.neustadt.eu/ukraine

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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