Kommunalpolitik in Zeiten von Corona - im Gespräch mit Bürgermeister Matthias Schardt
"Nächste Woche mache ich eine Telefon-Sprechstunde"

Matthias Schardt, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rülzheim | Foto: ps
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Rülzheim. Mit dem Ausbruch des Coronavirus hat sich das Leben und der Alltag überall einschneidend verändert. Menschen sollen ihre Wohnungen nur noch im Notfall verlassen, dürfen Freunde nicht mehr treffen. Unternehmen schließen, verlieren Einnahmen müssen innerhalb weniger Tage neue Vermarktungsstrategien entwickelt. Aber auch die Politik hat mit den Auswirkungen von Corona zu kämpfen - plötzlich ergeben sich in der Verwaltung ganz neue Betätigungsfelder, persönliche Sprechstunden - und damit auch die Bürgernähe - fallen weg, Ratssitzungen können nur noch unter strengen Hygienevorgaben abgehalten werden. Gleichzeitig steigt gerade jetzt die Erwartung an die Politik: Bürger wünschen sich jetzt klare Vorgaben, unbürokratische Hilfen und vor allem auch Hoffnung.

"Wochenblatt"-Redakteurin Heike Schwitalla hat mit Kommunalpolitikern aus der Region über diese neue "Corona-Realität" gesprochen. Im Gespräch: Matthias Schardt, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Rülzheim.

???: Wie hat sich die Arbeit in der Verwaltung in den letzten Wochen verändert?
Matthias Schardt: Komplett: Die Hälfte der Mitarbeiter ist im Homeoffice oder als Back-up zu Hause, das Rathaus ist geschlossen, Termine nur nach Vereinbarung und im „Glaskasten“; viele Projekte stehen still und Prioritäten werden neu gesetzt.

???: Gibt es eher mehr oder weniger Arbeit?
Matthias Schardt: Andere: mehr Informationsarbeit, mehr Organisatorisches, was wir nicht alle Tage haben. Und natürlich: viel mehr existenzielle Sorgen und Betroffenheiten bei den Bürgern. Das belastet auch uns.

???: Was sind jetzt die wichtigsten Aufgaben während der Corona-Krise?
Matthias Schardt: Informieren, begründen und Fragen beantworten. Die Menschen haben Angst, sind unsicher, wollen verstehen, was wie wozu geregelt ist. Dafür müssen wir da sein.

???:Ohne die Möglichkeit des direkten Kontakts, wie bleiben Sie mit den Bürgern in Kontakt? Nutzen Sie das auch soziale Netzwerke – wenn ja welche?
Matthias Schardt: Ja, ich habe eine persönliche Facebook-Seite, veröffentliche Info-Videos. Nächste Woche mache ich eine Telefon-Sprechstunde. Vieles läuft über Mail oder persönliche Nachrichtenanfragen.

???:Und was sind die Aufgaben einer (Ober)Bürgermeisters in dieser Situation? Sind Sie Vorbild (etwa in Sachen häusliche Isolation), sind Sie Mutmacher? Koordinator? Mahner? Wie sehen Sie ihre Rolle?
Matthias Schardt: Genau - all das.

???:Wie sind die Rückmeldungen der Bürger? Was sind derzeit die größten Sorgen?
Matthias Schardt: Viele Selbständige und Einzelunternehmer fürchten um ihre Existenz. Das bereitet auch mir Sorge. Diese Menschen haben viel Fleiß und Enthusiasmus in ihre Betriebe gesteckt und haben es verdient, dass es nach der Krise weitergehen kann.

???: Gibt es in einer Stadtverwaltung „Krisenpläne“ für Szenario wie das derzeitige oder hat das Virus organisatorisch alles auf den Kopf gestellt und erfordert Improvisationstalent?
Matthias Schardt: Wir hatten vor, Lagetrainings durchzuführen, um für solche Krisensituationen gerüstet und vorbereitet zu sein. Das erste praktische Training war für November 2020 geplant. Theoretisch hatten wir letztes Jahr begonnen. Aber die aktuelle Situation hat uns überrollt und alles auf den Kopf gestellt. Wir lernen jetzt beim Tun. Und wir haben es ganz gut hingekriegt.

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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