US-Shutdown verunsichert Beschäftigte in Rheinland-Pfalz – Betriebsratschef: „Wir brauchen keine Panik, sondern Fakten“
- Das Haupttor der U.S. Air Force Ramstein Air Base bei Kaiserslautern – einer der größten US-Standorte in Europa und wichtiger Arbeitsplatz für zahlreiche zivile Beschäftigte in Rheinland-Pfalz.
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US-Shutdown sorgt für Unsicherheit – Betriebsratschef Daniel Nagel fordert sachliche Debatte über Lage der Zivilbeschäftigten
Von Erik Stegner
Ramstein-Miesenbach. Seit Tagen herrscht Unruhe unter den Zivilbeschäftigten der US-Streitkräfte in Rheinland-Pfalz. Hintergrund ist der US-Shutdown in den Vereinigten Staaten – der erstmals auch Auswirkungen auf deutsche Arbeitnehmer bei der US-Army haben könnte. Nun meldet sich Daniel Nagel, Vorsitzender der Betriebsvertretung der U.S. Army Garrison Rheinland-Pfalz, mit einem Appell zu Wort: „Wir brauchen keine Panik, sondern Fakten.“
„Es geht nicht um US-Soldaten, sondern um zivile Arbeitskräfte“
Nagel betont, dass die aktuelle Situation häufig missverstanden werde. „Von den Zahlungsschwierigkeiten sind keine US-Soldaten betroffen, sondern ausschließlich sogenannte Local Nationals – ortsansässige zivile Arbeitskräfte“, erklärt er. Diese Belegschaft setze sich aus Menschen vieler Nationen zusammen, „die meisten jedoch sind deutsche Staatsangehörige“.
- Daniel Nagel, Vorsitzender der Betriebsvertretung der U.S. Army Garrison Rheinland-Pfalz, fordert eine sachliche Debatte und klare Informationen zur Lage der Zivilbeschäftigten.
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Allein in Rheinland-Pfalz und Mannheim vertritt Nagel 863 Beschäftigte. Weitere Standorte in Baumholder und Germersheim werden von anderen Betriebsvertretungen betreut. Insgesamt arbeiten rund 12.400 deutsche Zivilbeschäftigte für die US-Streitkräfte in Deutschland – davon rund 6.300 in Rheinland-Pfalz. Damit ist das Bundesland das mit Abstand wichtigste Stationierungsgebiet für amerikanische Streitkräfte und zugleich größter Arbeitgeberstandort für sogenannte Ortskräfte.
Streit in Washington – erste Folgen für Deutschland
Der derzeitige Haushaltsstreit in den USA sei eine rein innenpolitische Auseinandersetzung, betont Nagel.
„Er steht in keinem Zusammenhang mit der Arbeit oder Verantwortung der U.S.-Streitkräfte in Deutschland.“ Dennoch sei es das erste Mal, dass ein US-Shutdown direkte Folgen für deutsche Ortskräfte habe.
Unterstützung aus Politik und Gewerkschaften
Trotz der Unsicherheit zeigt sich Nagel dankbar für die schnelle Unterstützung in Deutschland. „Wir erfahren in dieser schwierigen Zeit große Hilfe – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene.“ Er nennt dabei unter anderem den Landtagsabgeordneten Marcus Klein (CDU), den Bundestagsabgeordneten Matthias Mieves (SPD) sowie Vertreter der Hauptbetriebsräte der US-Army und der US-Air Force, Peter Kloos und Thomas Meschkat. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi setze man sich auf allen Ebenen für eine dauerhafte Lösung ein.
- US-Flagge und Deutschland-Flagge nebeneinander aufgehängt, Symbol für die deutsch-amerikanische Partnerschaft und Zusammenarbeit.
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„Keine US-Soldaten werden mit deutschen Steuern bezahlt“
Besonders wichtig ist Nagel eine Klarstellung zur Finanzierung der Lohnzahlungen: „Der Bund tritt lediglich in Vorleistung, um die Gehälter für rund 12.400 Zivilbeschäftigte sicherzustellen“, so Nagel. „Dieses Geld wird von den USA vollständig zurückgezahlt. Es werden keine US-Soldaten mit deutschen Steuergeldern bezahlt.“ Für viele Kolleginnen und Kollegen sei das eine enorme Erleichterung. „Viele haben Familien zu versorgen und laufende Kredite zu bedienen. Die Entscheidung des Bundes ist ein wichtiges Signal der Sicherheit.“
Appell gegen Hass und Falschinformationen
Mit Sorge blickt der Betriebsratschef auf die Diskussionen in den sozialen Netzwerken. „Leider verbreiten sich dort zunehmend Hasskommentare und falsche Behauptungen. Viele Kolleginnen und Kollegen leiden darunter. Wir brauchen keine Panik, sondern Fakten.“ Auch amerikanische Mitarbeiter seien betroffen, da sie während des Haushaltsstillstands in den USA keine Gehaltszahlungen erhalten. „Die Verantwortung liegt weder bei den Kommandeuren noch bei den lokalen Dienststellen. Alle Beteiligten handeln mit großem Verantwortungsbewusstsein.“
Lob für die Zusammenarbeit in Rheinland-Pfalz
Zum Abschluss lobt Nagel die politische Abstimmung auf Landesebene: „Hier in Rheinland-Pfalz hat die Ampel-Regierung gemeinsam mit Herrn Mieves und Herrn Klein sehr schnell reagiert. Das war gelebte Unterstützung.“
- Wer ist betroffen? Rund 12.400 deutsche Zivilbeschäftigte der US-Streitkräfte in Deutschland, davon etwa 6.300 in Rheinland-Pfalz (Standorte u. a. Ramstein, Kaiserslautern, Spangdahlem, Baumholder).
- Worum geht es? Wegen des nicht verabschiedeten US-Haushalts können in den USA vorübergehend keine regulären Zahlungen geleistet werden.
- Wie werden Löhne gesichert? Die Bundesregierung übernimmt die Vorfinanzierung der Gehälter. In Rheinland-Pfalz wickelt die ADD die Zahlungen über die „Lohnstelle ausländische Streitkräfte“ ab. Die USA erstatten die Mittel vollständig.
- Wichtig: Keine US-Soldaten sind betroffen, und es werden keine Soldaten mit deutschen Steuergeldern bezahlt.
- Rechtslage: Die Zivilbeschäftigten arbeiten in zivilen Bereichen (z. B. Logistik, Verwaltung, Verpflegung) und unterliegen dem deutschen Arbeitsrecht.
Autor:Erik Stegner aus Landstuhl |
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