Neues von den Luchsen im Pfälzerwald
Zwei weibliche Jungtiere identifiziert

Luchsin Rosa mit zwei Jungtieren im Januar 2021 in der Nähe von Waldfischbach-Burgalben | Foto: FAWF
  • Luchsin Rosa mit zwei Jungtieren im Januar 2021 in der Nähe von Waldfischbach-Burgalben
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Pfälzerwald. Im Rahmen des LIFE Luchs Wiederansiedlungsprojektes konnten beim Luchs-Nachwuchs aus 2020 zwei weibliche Jungtiere identifiziert werden. Die Erschließung weiterer Lebensräume geht voran, Wildbrücken werden von den Luchsen erfolgreich angenommen. Im Frühjahr kam es zu Übergriffen auf Nutztiere.

Im Februar kam es zu zwei nachweislichen Luchsrissen in Ziegenherden, einmal bei Fischbach/Dahn und einmal bei Steinalben. Im ersten Fall gelangte der Luchs Filou in eine Weide mit einem nicht elektrifizierten Zaun und tötete eine Ziege. Die kleine Herde des Vereins „NaturGestalten im Wasgau e.V.“ wird zur Offenhaltung des Spießwoogtals eingesetzt. Über den Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz bekommt nun der Verein drei elektrifizierte Drahtlitzen entlang der Oberkante des Zaunes zu 100% gefördert, um ein erneutes Eindringen des Luchses zu verhindern. Durchschlupfmöglichkeiten wurden verschlossen.

Beim zweiten Vorfall riss der Luchs Alfi nachweislich eine Ziege. Der Kuder hatte bereits 2019 und 2020 für Risse von Nutztieren gesorgt. Zwei weitere, nachträglich gemeldete Tiere wurden auf Kulanz entschädigt. Die Todesursache war hier nicht mehr feststellbar, aber aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs wurde ein Anspruch auf Entschädigung anerkannt. Der Luchs-Managementplan in Rheinland-Pfalz sieht eine Entschädigung von 100% für Tierhalter vor, deren Tiere vom Luchs gerissen wurden.

Auf der Weide in Steinalben gab es Einstiegsmöglichkeiten über am Zaun gelagerte Strohballen für den Luchs, um den Elektrozaun zu umgehen. Diese wurden direkt beseitigt. Ein weiterer Vorfall ereignete sich im März in Heltersberg in einem Wildgehege, das bereits schon einmal betroffen war. Hier umging der Luchs wohl die Elektrifizierung durch die Nutzung eines Baumes mit einem ins Gehege reichenden Ast als Kletterhilfe und riss ein Damwild.

In den Jahren 2016 bis 2020 seit Beginn der Freilassungen im Rahmen des Wiederansiedlungsprojektes wurden insgesamt bislang knapp 5.300 Euro an Entschädigungszahlungen geleistet und für knapp 7.800 Euro Präventionsmaßnahmen gefördert. Ergänzend kommt bei den Präventionsmaßnahmen ein Pilotprojekt bei einer Damwildhaltung in Clausen hinzu, bei dem neu entwickeltes Zaunmaterial aus Dänemark erprobt und dessen Installierung mit ca. 15.600 Euro gefördert wurde.Meldungen zu einem potentiellen Schaden durch Luchs sollen möglichst innerhalb von 24 Stunden über die Hotline 06306-911199 oder per Mail an luchs@snu.rlp.de erfolgen.

Bei den beiden im letzten Jahr dokumentierten Würfen mit Jungtieren ist inzwischen davon auszugehen, dass es sich um einen Wurf der Luchsin Gaupa mit bis zu drei Jungtieren handelt, während der andere Wurf wohl der Luchsin Rosa zuzurechnen ist. Die Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF), zuständig für das Monitoring von Luchs und Wolf in Rheinland-Pfalz, konnte die Luchsin Rosa mit Hilfe eigener ausgebrachter Wildkameras und von einem Jäger zugesendeter Fotos mit drei Jungtieren im Raum Waldfischbach-Burgalben nachweisen. Durch eine genetische Beprobung eines ebenfalls durch einen Jäger gemeldeten Rehrisses konnten zwei der drei Jungtiere als weiblich identifiziert werden, eine Identifizierung des Vaters gelang bei der Analyse jedoch nicht. Es handelt sich damit um den ersten - nachweislich dokumentierten - weiblichen Luchsnachwuchs im Wiederansiedlungsprojekt. Bei manchen Jungtieren aus früheren Würfen konnte das Geschlecht bisher noch nicht ermittelt werden.

Das Luchs-Vorkommen im Pfälzerwald breitet sich weiter aus. Inzwischen gehen immer öfter Luchsnachweise auch aus dem Gebiet westlich der B270/A62 (Sickinger Höhe/Westrich) über die Großkarnivoren-Hotline (luchs@snu.rlp.de, Tel.: 06306-911199) bei der FAWF ein. Ebenso werden die Nordvogesen verstärkt erkundet und genutzt, insbesondere durch im Wiederansiedlungsprojekt geborene junge Luchse auf der Suche nach einem eigenen Revier. Für die grenzüberschreitende Dokumentation der Luchsnachweise wird eng mit der zuständigen französischen Behörde OFB (Office Français de la Biodiversité) und lokalen Akteuren zusammengearbeitet.

Erfreulich ist in diesem Zusammenhang die durch den Landesbetrieb Mobilität und das Büro ÖKO-LOG Freilandforschung nachgewiesene Nutzung der Wildbrücken im Pfälzerwald. Mit Hilfe der Wildbrücken über die A6 (Wattenheim) und über die B10 (Walmersbach) konnten die verkehrsstarken Straßen durch mindestens vier bzw. drei verschiedene Luchse teils mehrfach gefahrlos gequert werden. Auch der Bereich der Zaberner Steige, die schmalste Stelle der Vogesen an der eine Autobahn, eine TGV-Bahntrasse und der Rhein-Marne-Kanal den Wald durchkreuzen, wurde inzwischen von vier Luchsen erfolgreich gequert, darunter auch das Luchsweibchen Lycka, das eine kurze Stippvisite in die Zentralvogesen unternahm. Dies zeigt eine mögliche Vernetzung des Luchsvorkommens im grenzüberschreitenden Biosphärenreservat mit Tieren in den Zentralvogesen und im Weiteren mit dem Vorkommen im Jura auf.

Die aus dem Monitoring der FAWF und des OFB ermittelten Daten fließen zusammen mit den GPS-Daten der Sendehalsbänder in Aktionsraumkarten zu den Luchsen ein, die in regelmäßigen Abständen auf der Projekt-Homepage www.luchs-rlp.de veröffentlicht werden.

Autor:

Ralf Vester aus Kaiserslautern

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