Neuburger Pflegegemeinschaft äußert sich zum Tod zweier Seniorinnen mit Corona-Infektion
"Beide hatten absolut keine Symptome, die man dem Virus nachsagt"

Foto: Vektor Kunst/ Pixabay

Neuburg. Nach dem Corona-Ausbruch in einer Neuburger Wohnpflegegemeinschaft für Senioren äußert sich nun der erste Vorsitzende des WohnPfleGe e.V., Robert Ruppenthal, er lebt seit zehn Tagen mit den Senioren dort in Quarantäne. Die Einrichtung in der Neuburger Hauptstraße wird vom Bürgerverein Neuburg betrieben und ist, wie Ruppenthal betont, kein Pflegeheim. Es handle sich dabei um eine alternative und selbstbestimmte Wohnform für Senioren. Die Senioren werden dort von einem ambulanten Pflegedienst versorgt und von einem 24-Stunden-Betreuungsdienst, ehrenamtlichen Helfern und ihren Angehörigen betreut.

Unlängst waren in der Wohne-Pflege-Gemeinschaft "Am Dorfplatz" zwei Seniorinnen mit dem Coronavirus verstorben. Robert Ruppenthal beschreibt in einer E-Mail an das Wochenblatt den Alltag dort - mit der Infektion und der damit verbundenen Quarantäne: "Ich bin seit zehn Tagen - fast rund um die Uhr - mit meiner Frau mittendrin im Geschehen unserer Wohnpflegegemeinschaft. Und trotz nahem Kontakt mit den infizierten Senioren auch bei der zweiten Testreihe am Montag negativ. Aber kein Grund für mich, mich zurückzuziehen. Dieser Virus schafft mich nicht", schreibt Ruppenthal. 
Über die zwei Todesfälle in der Pflegemeinschaft berichtet er: "Leider war ich bei den beiden Sterbefällen machtlos. Die beiden verstorbenen Damen waren Covid-positiv, jedoch sind sie nicht daran gestorben. Das sollte unbedingt erwähnt werden! Eine der Frauen hatte ihren Tod schon zu Weihnachten letztes Jahr angekündigt und ist letztlich an Altersschwäche gestorben. Die andere Dame ist friedlich in ihrem Bett eingeschlafen. Beide hatten absolut keine Symptome, die man dem Virus nachsagt."

Update vom 15. Oktober

"Der Tagesablauf ist weiterhin gut strukturiert und ich hoffe, dass ab kommender Woche auch wieder Angehörigen-Besuche möglich sein werden", hofft Ruppenthal. Er selbst sei momentan nur noch dann komplette 24 Stunden in den Räumen der WPG (Wohnpflegegemeinschaft), wenn eine kritische Lage herrscht. Diese ist beispielsweise dann gegeben, wenn totaler Personalmangel herrscht, was in den ersten Tagen der Quarantäne der Fall war. "Aber 16-Stunden-Tage sind weiterhin ganz normal für mich. Heute werde ich zwar in meinem heimischen Bett liegen, aber schlafen kann man es nicht nennen. Es ist kaum möglich abzuschalten und ich denke laufend: "Wie schaffe ich es, den bevorstehenden Tag zu organisieren?", berichtet er und ergänzt:"Leider ist nun auch meine Frau positiv getestet worden, die uns in der WPG die ganze Zeit mit gutem Essen zum Mittag und Abend versorgt hatte. Sie ist jetzt in häuslicher Quarantäne und fällt auch als Helferin weg."

Über das Befinden der Senioren, die in der Neuburger Wohngemeinschaft leben, sagt Ruppenthal: "Trotz unveränderter Situation der Infektionen können wir nicht feststellen, dass von unseren Oldies jemand besonders an typischen Corona-Symptomen leidet. Kopfweh hat man schon mal und Durchfall war auch vor Corona schon der Fall. Aber insgesamt betrachtet sind die alten Menschen nicht anders, wie vor drei Wochen, vor der Quarantäne. Nur stiller eben, wegen der Einsamkeit durch fehlenden Außenkontakt." Insgesamt habe er das Gefühl, dass die Damen und der eine Herr in der WPG die Todesfälle gut verkraften. "Natürlich herrscht anfänglich Traurigkeit und es fließen auch Tränen, aber wir hatten in der Einrichtung schon in den beiden zurückliegenden Jahren Todesfälle. Die alten Menschen wissen, dass das Leben nicht ewig geht und sie sprechen auch ganz offen darüber", sagt Ruppenthal. 
 Auf die Frage, ob die Extremsituation der Infektion und der damit verbundenen Quarantäne vielleicht zum Tod der beiden Frauen beigetragen hat, sagt der Erste Vorsitzende des Vereins Wohn PfleGE, dass dies in einem Fall zutreffe: "Diese Dame hat sehr darunter gelitten, dass ihre Tochter, die auch positiv getestet wurde, nicht mehr zu Besuch kommen durfte. Durch einen Schlaganfall bedingt war es für unser Betreuungspersonal oft ein Ratespiel, wenn sie uns etwas mitteilen wollte. Wir haben es aber immer wieder geschafft, ihre Wünsche zu erfüllen. Doch seit Beginn der Quarantäne wirkte sie verschlossen und täglich lustloser, sich am Essen-Kochen zu beteiligen oder mal bei einem Brettspiel mitzumachen. Hier hat aus meiner Sicht ganz klar der Verlust des persönlichen Kontakts zur Tochter den plötzlichen und auch unerwarteten Tod bewirkt." Bei der anderen Dame sei eindeutig körperliche Schwäche die Todesursache gewesen, da sie schon über viele Monate bettlägrig gewesen sei und kaum noch gegessen oder getrunken habe. "Diese Frau hatte ihren Tod lange zuvor schon angekündigt", ergänzt Ruppenthal.

Update, 15. Oktober - 13 Uhr: Weiterer Todesfall in Neuburg

Leider muss im Landkreis Germersheim der neunte Todesfall verzeichnet werden. Es handelt sich dabei um einen Bewohner aus einer Senioreneinrichtung in Neuburg, der mit SARS-CoV-2 infiziert war und verstorben ist.

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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