Ausgabe „Frankenthal einst und jetzt“
Geschichte der Stadt zum Nachlesen

Frankenthal einst und jetzt 2022 Titelblatt   | Foto:  StadtarchivFT

Frankenthal. Ab sofort ist „Frankenthal einst und jetzt“ für das Jahr 2022 erhältlich. Die von der Stadt Frankenthal in Zusammenarbeit mit dem Frankenthaler Altertumsverein jährlich herausgegebene Zeitschrift enthält Beiträge zur vergangenen und gegenwärtigen Stadtgeschichte. Erhältlich ist das Heft für 5,50 Euro bei der Buchhandlung Thalia am Frankenthaler Rathausplatz und an den Infoschaltern im Rathaus.

Autoren und Inhalt

Am Anfang des Hefts 2022 steht dieses Jahr ein Nachruf. Das Redaktionskollegium von Frankenthal einst und jetzt trauert um seinen langjährigen Schriftleiter, den verdienten Frankenthaler Historiker Volker Christmann. Durch seine bis heute grundlegenden Forschungen, vor allem zur Geschichte des Augustiner-Chorherrenstifts Groß-Frankenthal und Frankenthals im 18. Jahrhundert, wird Christmann nicht nur bei den Lesern von Frankenthal einst und jetzt unvergessen bleiben. Daneben bleiben seine große Menschlichkeit und stete Hilfsbereitschaft in bleibender Erinnerung. Sicherlich in seinem Sinne wäre der breitgefächerte Inhalt des Hefts 2022, das auch sein Erbe auf diese Weise fortsetzt.
Zunächst versetzt Dieter König den Leserkreis mit seinem Beitrag Bürgerwehr und Turnerstolz zurück in den 40er Jahre des 19. Jahrhunderts, als sich die Regierungen der deutschen Kleinstaaten zunehmend einer vor allem durch das liberale Bürgertum getragenen Oppositionsbewegung ausgesetzt sahen und die Forderung nach der Begründung eines deutschen Nationalstaats in zahlreiche politisch motivierte Vereinsgründungen mündete. Nachdem König sich bereits in der letzten Ausgabe von Frankenthal einst und jetzt (2021) mit der Gründungsgeschichte der Frankenthaler Turngemeinde befasst hat, kann er nun einen kleinen „Sensationsfund“ aus dem Archiv der Turngemeinde präsentieren: Die 2020 zufällig wiederaufgetauchte Bürgerwehrfahne von 1848. Anhand der Fahne, die der Verein inzwischen dem Erkenbert-Museum übergeben hat, gelingt es König auf unterhaltsame Weise, die Verbindungen nachzuzeichnen, die zwischen Turnerschaft und nationaler Bewegung bestanden.
Einen wissenschaftsgeschichtlichen Beitrag liefert die Leiterin des Frankenthaler Stadtarchivs, Dörte Kaufmann, die sich mit dem 1877 erschienenen, bis heute grundlegend zitierten Werk „Stadt und Festung Frankenthal während des dreißigjährigen Kriegs“ von Jacob Wille beschäftigt. Kaufmann ordnet das Erstlingswerk des gebürtigen Frankenthalers und späteren Leiters der Universitätsbibliothek Heidelberg in den Kontext seines landesgeschichtlichen Gesamtwerks ein und geht dabei auch auf die Entstehungszusammenhänge am Heidelberger Lehrstuhl Bernhard Erdmannsdörffers im Spannungsfeld zwischen Historischer Schule und Heidelberger politischer Geschichtsschreibung ein. Gleichsam „nebenbei“ erhalten die Leser dabei zugleich einen Einblick in die von Wille beschriebenen Ereignisse im 17. Jahrhundert, als Frankenthal sich mit mehrfachen feindlichen Belagerungen konfrontiert sah.
Karl-Heinz Kuhn richtet die Aufmerksamkeit der Leserschaft auf ein „von vielen gesehen, doch wenig beachtetes“ Frankenthaler Bauwerk: Das Haus Lambsheimer Straße 15, ehemals Wohn- und Geschäftshaus des 1858 geborenen Cementwaren-Unternehmers Konrad Huber. Anhand eines Vergleichs der Darstellung des Gebäudes auf einer Werbegrafik von 1898 mit dem heutigen Zustand liefert Kuhn eine architekturhistorische Analyse. Architektonische Fachbegriffe werden in einem Glossar erläutert. Das Fazit Kuhns: Das Haus Lambsheimer Straße 15 wäre es durchaus wert, in die Liste denkmalwürdiger Gebäude aufgenommen zu werden.
Ebenfalls einem Unternehmen, aber nun aus wirtschaftsgeschichtlicher Perspektive, ist ein weiterer Beitrag des Hefts 2022 gewidmet. Felix Paul Maskow beschäftigt sich mit einer echten Frankenthaler „Institution“: Dem Frankenthaler Brauhaus. Auf der Grundlage zahlreicher Quellen, vor allem aus dem Frankenthaler Stadtarchiv, schildert Maskows reich bebilderter Beitrag die Unternehmensgeschichte zwischen 1889 bis zur Fusion mit Eichbaum 1994 und zeichnet nach, wie stark Ausstoß- und Absatzentwicklung vor allem in den Jahren zwischen dem 1. Weltkrieg und dem Ende des 2. Weltkriegs immer auch von der gesamtpolitischen deutschen Entwicklung abhängig war.
Einen zu Unrecht heute weitgehend vergessenen Schriftsteller und Sohn der Stadt Frankenthal ruft Charles Schlosser mit seinem Aufsatz über Paul Bertololy in Erinnerung, dessen Todestag sich 2022 zum 50. Mal jährt. Schlosser verfolgt den Werdegang Bertololys von Jugend und Studienzeit bis zu seiner Tätigkeit als Landarzt im elsässischen Lembach und gibt zudem einen Einblick in sein schriftstellerisches Werk. Hierbei wird deutlich, wie sehr Bertololys Erfahrungen als Arzt sein Wirken – und zwar durchaus nicht nur sein Hauptwerk „Im Angesicht des Menschen“ – geprägt hat.
Einen Blick in die Geschichte der Bahnhofstraße vermittelt die von Werner Schäfer zusammengestellte historische Bilderstrecke am Ende des Hefts.
Abgerundet wird der Band durch einen kleinen Einblick in die Arbeit des Stadtarchivs, das 2021 eine neue Archivsoftware anschaffen konnte, sowie einen Rückblick auf die von Erkenbert-Museum und Stadtarchiv in Kooperation mit dem Frankenthaler Altertumsverein e.V., dem Mennonitischen Geschichtsverein e.V. und dem Verein für Pfälzische Kirchengeschichte e.V. organisierte Tagung zum Frankenthaler Religionsgespräch von 1571. ps

Autor:

Gisela Böhmer aus Frankenthal

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