Gedenkzeremonie am 14.09. Frankenthal
Das Geheimnis der Versöhnung

- Dies Bild zeigt versammelt um den Stein einige der Redner bei Enthüllung des Grabsteines.
- Foto: Rüdiger Stein, Förderverein für jüdisches Gedenken
- hochgeladen von Maiken Liefeith
Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung so steht es nun auf dem Gedenkstein, der die Namen der 12 Kleinkinder trägt, deren Mütter als Zwangsarbeiterinnen aus der damaligen Sowjetunion nach Frankenthal verschleppt wurden. Leider war nur ein Vater dokumentiert. Wer die anderen waren, bleibt ungewiss. Die Mütter waren alle griechisch-katholischen Glaubens. Viele der auf dem alten jüdischen Friedhof beigesetzten Zwangsarbeiter stammten aus Poltawa, welches in der heutigen Ukraine liegt, so auch ein paar der Mütter.
Vor langen Jahren war ich auf die Namen der beerdigten Kinder im Stadtarchiv gestoßen und hatte dann begonnen anzustoßen, das an ihrem Grab eine Plakette mit ihren Namen angebracht würde.
Nun hat sich der Landesverband der jüdischen Gemeinden in Rheinland - Pfalz der Sache angenommen.
Er errichtete hinter dem Grabstein für die 12 Kleinkinder eine Grabstele mit deren Namen und dem Spruch:
Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung.
"Jüdische Weisheit"
Nun ist es so, das die ursprüngliche Aussage dieser Weisheit lautete: „Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“.
Dieser Weisheitsspruch stammt von Baal Schem Tov, einem jüdischen Gelehrten und Mystiker aus Polen- Litauen des 18. Jahrhunderts und betont die Bedeutung des Erinnerns als Weg zur Überwindung von Leid und Exil. Die Erinnerung soll helfen, die Entstehung von Konflikten und Unheil zu verstehen und aus der Geschichte zu lernen, um eine bessere Zukunft zu gestalten.
Erst nach 1945 wurde daraus der Weisheitsspruch:" „Das Geheimnis der Versöhnung heißt Erinnerung“.
Darin steckt nicht nur der Wunsch nach Erlösung und einer besseren Zukunft für sich selber, sondern auch der nach Versöhnung und einer besseren Zukunft für uns alle.
Es war ein sehr berührender Anlass zu dem von der Stadtverwaltung Frankenthal, der Landes-Regierung Rheinland - Pfalz und Vertreter der Religionsgemeinschaften Personen des öffentlichen Lebens geladen waren und zum Teil auch sprachen.
Das ich nun diesen Artikel schreibe ergab sich erst im Nachhinein.
Zur Geschichte des alten Jüdischen Friedhofes in Frankenthal:
Dort beerdigte die damalige jüdische Gemeinde ihre Toten.
Die Nationalsozialisten schändeten 1943 diese Ruhestätte, indem sie alle Grabstellen auf der rechten Seite abräumten und dann verstorbene Zwangsarbeitern aus den Lagern in und um Frankenthal dort beerdigten. Selbst nach 1945 kamen noch Tote aus dem Straflager in Diez an der Lahn.
Auch die 12 Kleinkinder, deren deren Namen bekannt waren, wurden dort beerdigt.
Der Friedhof selber blieb im Eigentum der Jüdische Kultusgemeinde der Rheinpfalz K.d.ö.R.,
verantwortlich ist der Landesverband der jüdischen Gemeinden Rheinland-Pfalz, der nun diesen Stein errichten ließ.
Dieser gewährte den beigesetzten Zwangsarbeitern wie den eigenen Toten, ewige Ruhe und ließ deshalb alle alle Toten dort bestattet, wo sie waren.
Es waren schon in den 1950 für die Zwangsarbeiter ein Gedenkstein und Namenssteine gesetzt worden.
Die 12 Kinder hatten aber keinen Namensstein, der an sie erinnerte. Nun bekamen auch diese 12 Kinder eine würdige Grabstätte.
Dieser Stein soll daran gemahnen, das jedes Leben wertvoll und zu achten ist über alle Grenzen der Welt hinweg.
Ein Redner zitierte Jesaja 49,16: „Siehe, ich habe dich in meine Hände eingezeichnet, deine Mauern sind immer vor mir.“
Dies war auch mein Antrieb gewesen, so lange am Ball zu bleiben, bis der Landesverband sich meiner Sache annahm und sie zu der eigenen machte.
Das so viele Menschen da waren, die dies möglich gemacht haben, ist etwas Gutes und Bleibendes.
Ich bedanke mich bei allen, die die Errichtung dieses Gedenksteines ermöglichten und auch den Behörden wie dem Stadtarchiv und dem Friedhofsamt.

- Der neu aufgestellte Grabstein hinter dem alten Stein
- Foto: Rüdiger Stein, Förderverein für jüdisches Gedenken
- hochgeladen von Maiken Liefeith


Autor:Maiken Liefeith aus Frankenthal |
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