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Ich sehe so wie Du nicht siehst – Sehbehindertentag

Gut besuchte Informationsveranstaltung | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim, OT Böhl. Am 6. Juni (Pfingstmontag) war der „Tag der Sehbehinderten“ und aus diesem Anlass traf sich der Arbeitskreis Ökologie und Ortsentwicklung in Zusammenarbeit mit der Selbsthilfeorganisation Pro Retina, Menschen mit Sehbehinderung und Angehörige am Sommerplatz zu einer Infoveranstaltung. Man merkte, dass dies ein Thema ist, das die Menschen beschäftigt und konnte auf eine stattliche Anzahl interessierter Bürger blicken.

Die Wahrnehmung seheingeschränkter Menschen in unserer Gesellschaft soll verbessert werden. Ihre Möglichkeiten mit der Behinderung zu leben und mobil zu sein wurde sowohl auf dem Gehweg als auch an Holzmodellen anschaulich aufgezeigt. Entweder probierten die Sehbehinderten diese taktilen Bodenindikatoren aus oder sehende Menschen, denen einmal mittels zweier unterschiedlicher Brillen (der sogenannte Tunnelblick und eine Brille, die typische Auswirkungen der Augenkrankheit „Altersbedingte Makula-Degeneration AMD“ simulierte) vor Augen geführt wurde, wie es sich anfühlt nur schemenhaft etwas zu erkennen. Man konnte einfach die Augen schließen und die Modelle befühlen, um die Unterschiede zu merken: Hoch, tief, quer, flach!

Zur Mobilität im öffentlichen Verkehrsraum wurden unter anderem die Funktion und der Aufbau der Blindenleitsysteme in Böhl-Iggelheim erklärt, aber auch die Bedeutung für andere Verkehrsteilnehmer. Nicht nur zur Mobilität, auch zu Freizeitgestaltung, Kommunikationsmöglichkeiten und Haushaltsthemen wurde von Betroffenen und ehrenamtlichen Beratern informiert. Es entstanden rege Diskussionen, wie die Rillen und Einkerbungen auf dem Gehweg direkt neben der Fahrbahn richtig gesetzt gehören. Da es gerade am Sommerplatz (deshalb ausgewählt) solche „taktilen Bodenindikatoren“, also im Verkehrsraum eingebaute oder aufgeklebte Hilfsmittel, gibt, die blinden Menschen als wichtige Orientierungshilfe dienen, konnten direkt am „Objekt“ auch die verbauten Fehler erläutert werden. Verschiedene Tandem-Fahrradtypen wurden von Betroffenen mitgebracht und Interessierten gerne erklärt. Je nach Tandem-Typ sitzt der Sehbeeinträchtigte vorne oder hinten.

Vom Arbeitskreis „Ökologie und Ortsentwicklung Böhl-Iggelheim“ war der Vorsitzende Werner Stöbener anwesend (Christiane Fulford, ebenfalls Vorsitzende aus dem AK, war leider verhindert). Zum Arbeitskreis gehören außerdem Familie Gaab und Burkhard Grüninger, die also auch Teil des Teams waren. Der Arbeitskreis Ökologie und Ortsentwicklung setzt sich, wie auch die anderen AGENDA 21 Arbeitskreise aus Bürgern zusammen, die sich für lokale Themen der Gemeinde engagieren.

Von „Pro Retina“ war Wolfgang Schweinfurth (Regionalgruppenleiter Mainz/Wiesbaden / Pfalz) als Fachberater „Barrierefreies Bauen“ mit seinem schwarzen Labrador-Blindenhund (brav schlummernd wie ein Schäfchen) vor Ort.

Aber auch viele ortsbekannte Gesichter tummelten sich unter den Besuchern, wie Peter Christ, Johannes Zehfuß und Michael Knebel. Als Betroffener reiste der stark sehbeeinträchtigte Bernhard Gaab mit seiner Frau auf einem modernen Tandemfahrrad an. Von Anfang an unterstützend dabei waren Christa Bug, Hans-Martin Schön, Natalie Reichel und ihr Mann Harald Reichel, der als ehemaliger Polizist zu Verkehrssicherheitsfragen eingebunden war und sich tatkräftig an den Arbeiten beteiligte.

Der Labrador wurde in den zwei Stunden ohne „Führungsaufgaben“ von vielen gestreichelt und sogar Leckerlis erschnüffelte er bei einer Dame, die ebenfalls einen Hund mit sich führte.

Fazit zu den taktilen Bodenindikatoren: Sie wurden bei den Straßenerneuerungen abweichend von den geltenden DIN Normen verlegt und sind daher nicht in Übereinstimmung mit den Mobilitätstrainings der betroffenen Sehbeeinträchtigten, was in der Praxis zu gefährlichen Situationen führen kann.

Egal, ob es nun 10 oder 100 Menschen mit einer Sehbehinderung gibt, die Sicherheit im Straßenverkehr muss für JEDEN gewährleistet sein. Es wurde angeregt, in Böhl-Iggelheim einen Ansprechpartner in der Gemeinde speziell oder inkludiert für Sehbehinderte zu benennen, an den man sich bei auftretenden Fragen wenden kann. Herr Reichel vermisse in der Straßenverkehrsordnung ein Parkverbot an diesen besonderen Querungen; dies sollte baldigst mit aufgenommen werden. Wie es scheint, wissen die wenigsten Bürger für was diese weißen „Querungsstreifen“ gedacht sind.

Es gab viele Erklärungen zu den unterschiedlichen Erkrankungen, Simulationsbrillen zu testen, wie man als Betroffener sieht, Langstöcke, Zeigestock, Führleine etc., die ausprobiert werden konnten, wie auch die Tandems, um zu zeigen, wie man als sehbehinderter Mensch auch „radfahrend“ mobil sein kann. Es war eine sehr informative Veranstaltung. (mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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