BriMel trifft
Forstrevierleiter Jens Hornbach im Vorweihnachtsbetrieb

Förster Jens Hornbach im Pflanzwald | Foto: Brigitte Melder
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Böhl-Iggelheim, OT Iggelheim. Am 16. Dezember traf ich mich mit dem Böhl-Iggelheimer Förster Jens Hornbach, den ich gerade jetzt im vorweihnachtlichen Stress erwischte. Aber für ein kleines Interview nahm er sich Zeit.

??? Weihnachten naht und es werden wieder Nadelbäume fürs Fest gebraucht. Was steht da diesbezüglich Arbeit für Sie an? Und werden Sie selbst zuhause einen Weihnachtsbaum aufstellen?
Jens Hornbach: Die ersten Anfragen nach Weihnachtsbäumen zum Selberschlagen kommen etwa 2 Monate vor Heiligabend, oft als Nebenfrage beim Bestellen von Brennholz. Das steigert sich zu Weihnachten hin; hinzu kommen Anfragen für Firmenevents, sogar ob wir diese Events ausrichten könnten. Da muss ich dann passen. Weiterhin findet an den zwei Donnerstagen vorm 1. Advent in Hassloch ein Schmuckreisig- und Mistelverkauf statt. Die Koordination und Bereitstellung der Zweige verschiedenster Nadelbaumarten ist sehr arbeitsintensiv und nimmt uns fast zwei Wochen in Anspruch.
Einen eigenen Baum gibt´s bei uns natürlich auch.

??? Woher holen Sie ihn? Aus unserem Böhl-Iggelheimer Wald oder gibt es dafür im Umkreis wieder Stellen zum selber schlagen? Natürlich kann man sein Bäumchen auch an x-beliebigen Stellen fix und fertig verpackt holen.
Jens Hornbach: Bei meinem Elternhaus gibt´s einen riesigen Garten, der teilweise mit Nordmannstannen bepflanzt ist. Dort hole ich den eigenen. Weihnachtsbaumevents werden vorab von den Forstämtern veröffentlicht. Stellvertretend nenne ich Haßloch, Nähe Aumühle, Gommersheim Pflanzgarten und manchmal mache ich das auch im Böhler Pflanzgarten. Dort brauchen die Bäumchen allerdings noch ein Jahr.

??? Wie sieht es mit Neupflanzungen aus und wie lange dauert es bis so ein Tannenbäumchen groß genug zum Schlagen ist?
Jens Hornbach: Bei der Pflanzung sind die Nordmannstännchen dreijährig und etwa 20-30 cm hoch. Im Pflanzjahr wachsen sie kaum mehr als 10 cm, erst im Folgejahr steigert sich das Höhenwachstum. Da unsere Pflanzen nicht gedüngt werden, sind die ersten nach etwa 8 Jahren im Garten schlagreif.

??? „Der Winter ist die arbeitsintensivste Zeit des Försters“ meinen Sie. Wieso?
Jens Hornbach: Die Holzerntesaison beginnt im Oktober und dauert bis Ende März. In dieser Zeit ist das Holz ohne Saft und wird für die Industrie und die Sägewerke bereitgestellt. Zuvor muss der Einschlag geplant, dann ausgezeichnet, gefällt, verkaufsbereit gerückt und aufgenommen werden. Hinzu kommen seit der Energiekrise Unmengen an Brennholzanfragen alter und neuer Kunden, die bedient werden sollen. Da bin ich sowohl vom Zeitaufwand und auch mengenmäßig momentan am Limit. Weiterhin gibt es viele Arbeiten im Wald, die während der Brut- und Setzzeit stören würden und deshalb nur während der Wintermonate durchgeführt werden dürfen.

??? In diesem trockenen Sommer hatten Sie doch bestimmt auch jede Menge zu tun mit den verdorrten Bäumen, Ästen und Zweigen oder?
Jens Hornbach: Ja, leider ist es so. Wir hatten in 5 Jahren vier extrem heiße Sommer, der vergangene war, weil lange komplett ohne Regen, der Schlimmste von allen. Die Auswirkungen werden erst in den nächsten 2-3 Jahren so richtig zu sehen sein. Wir haben derzeit im Böhl-Iggelheimer Wald überall absterbende Kiefern, Birken, Buchen, Erlen. Der Arbeitsbereich “Verkehrssicherung“ gewinnt immer mehr an Bedeutung, ist sehr arbeitsintensiv und nimmt uns viel Zeit für andere forstlichen Aufgaben.

??? Hatten wir 2022 Waldbrände in unserer Gemarkung? Wie weit geht ihr zu beaufsichtigendes Revier?
Jens Hornbach: Im Wald hatten wir nur einen kleineren Brand in Ortsnähe. Aufgrund der Aufmerksamkeit eines Zeugen und seiner überlegten Vorgehensweise konnte der Brand im Anfangsstadium gelöscht werden und der Brandstifter der Polizei übergeben werden. Zum Glück war es an diesem Tag windstill, bei dem tags drauf herrschenden starken Nordwind wäre das Feuer nicht mehr zu halten gewesen. Bei unseren großen Revieren ist die Überwachung schwierig. Mein Revier geht ganz grob vom „Behler Haisl“ zur Autobahn, dort 1,5 Kilometer entlang, schräg weg bis zur Haderwiese, Richtung Ganerb, weiter am Hanhofer Feld vorbei Richtung Aumühle und an der RWE Stromleitung entlang wieder nach Iggelheim. Dazu noch der Gommersheimer Gäuwald. Klar, dass man da nicht überall gleichzeitig sein kann.

??? Was passiert eigentlich mit den dürren abgestorbenen Bäumen und Ästen? Bleibt das im Wald liegen? Totholz ist für die Natur ja auch wichtig oder?
Jens Hornbach: Totholz ist für die Natur sehr wichtig. Im abgestorbenen und auch im liegenden Holz leben viele Insektenarten, Käfer, Spinnen usw. Stehendes Totholz bietet Lebensraum für Höhlenbrüter und die Folgegesellschaften, also andere Vögel, Fledermäuse, Hornissen, Großkäfer und Pilze. Je dicker der tote Baum desto wertvoller ist er für mich. Das muss keine Eiche sein; gerade die dicken abgestorbenen Birken, Aspen und Pappeln sind hervorragende Biotopbäume und bleiben im Wald bis sie von selbst umfallen. Totes Holz, egal ob stehend oder liegend, speichert zudem CO2, dient der Bodenbedeckung und Beschattung, verhindert Austrocknen, bringt Windruhe auf der Fläche und das Geäst schützt die darin keimenden Jungbäume vorm Verbiss durch das Rehwild.
Immer wieder zu hören ist der Irrglaube, dass sich im Totholz Schädlinge vermehren und dann gesunde Bäume angreifen. Gaaanz falsch, Borkenkäfer leben nicht im Totholz!

Absterbende Kiefern, unsere Hauptbaumart, versuchen wir möglichst zeitnah und bevor es Pilzbefall hat zu ernten. Dann sind sie noch gut zu verkaufen. Realität ist: Das Absterben geht zu schnell, wir kommen nicht hinterher. Dafür ist sowohl der Anfall und auch die Fläche zu groß. Hilfreich ist die große Nachfrage nach Brennholz. Da ich meinen Laubholzanteil im Revier nicht plündern kann und darf, wird vermehrt auch die Kiefer als Brennholz akzeptiert.

??? Ich habe gelesen, dass besonders Kiefern mit dem veränderten Klima nicht zurechtkommen. Wissen Sie, wieso?
Jens Hornbach: Es ist nicht nur die Kiefer: Birke, Erle, Buche wären zu nennen, haben aber nur geringe Flächenanteile. Ihr Absterben fällt nicht groß auf. Die Kiefer wächst eigentlich fast überall. Die Bodengüte ist nicht von Bedeutung. Als boreale Baumart hätte sie es aber lieber deutlich kälter. Auf der Kiefer schmarotzt die Mistel, fast jeder Baum ist mehrfach befallen. Die Mistel ist wärmeliebend, wird von Drosseln verbreitet, die wegen der Klimaerwärmung nicht mehr in den Süden ziehen müssen und deshalb bei uns fast ganzjährig Mistelsamen verbreiten. In Extremsommern zieht die Mistel der Kiefer das Wasser aus dem Stamm. Bei starkem Befall (manchmal sitzen 20-25 große Misteln auf einer Kiefer!!!) wird das für den Wirt zu viel und er stirbt ab. Weiterhin ist das Grundwasser in den 37Jahren meiner Tätigkeit deutlich abgesunken. Besonders ältere Bäume scheinen damit nicht klar zu kommen.

??? Viele, die bisher mit Öl, Strom und Gas im Winter geheizt haben, wünschen sich in der momentanen Zeit wohl wieder den guten alten Holzofen herbei, in dem das Kaminholz romantisch knistert und wohlige Wärme abgibt. Mit was heizen Sie?
Jens Hornbach: Ich habe vor 30 Jahren gebaut, Hackschnitzel und Pellets gab es noch kaum, deshalb war Gas das einfachste. Daneben habe ich einen Kachelgrundofen im Erdgeschoß, der in der Übergangszeit für die Wärme im Haus ausreicht. Momentan ist er vermehrt im Einsatz.

??? Ein Freund erzählte mir, dass er im Wald bei Landau an einem Motorsägen-Kurs an Bäumen teilgenommen hat. Er war richtiggehend begeistert davon. Bieten Sie auch solche Schulungen zur fachgerechten Baumpflege und Umgang mit Motorsägen an?
Jens Hornbach: Wir machen die Kurse nicht mehr selbst, haben aber einen zuverlässigen Unternehmer als Partner und geben seine Kontaktdaten bei Anfragen weiter.

??? Welche Hölzer kann man am besten zum Schnitzen verwenden? Vorweihnachtliches Basteln ist ja in manchen Familien Tradition, wie zum Beispiel Teelichthalter aus Holz oder Krippenfiguren.
Jens Hornbach: Zum Schnitzen und Drechseln eignen sich kurzfaserige, homogene Hölzer wie zum Beispiel Linde, Ahorn und Erle.

Ich bedanke mich herzlich und wünsche Ihnen erholsame Weihnachten. (mel)

Förster Jens Hornbach im Pflanzwald | Foto: Brigitte Melder
Im Pflanzgarten sind die Tannenbäume unterschiedlich groß | Foto: Brigitte Melder
Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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