SDG-Modellkommunen im Pfälzerwald
Engagement für Nachhaltigkeit

Die „Alte Druckerei“ ist das Leuchtturm-Projekt in Bad Bergzabern  | Foto: B. Bender
  • Die „Alte Druckerei“ ist das Leuchtturm-Projekt in Bad Bergzabern
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Bad Bergzabern. Am Dienstag, 30. November, waren die acht Modellkommunen des Projekts „Pfälzerwald: SDG-Modellregion für ein nachhaltiges Rheinland-Pfalz“ zur digitalen Abschlussveranstaltung eingeladen. In Interviews berichteten die Städte und Gemeinden über Highlights und besondere Erfahrungen aus der Entwicklung ihrer Nachhaltigkeitsstrategien.
Die Veranstaltung wurde moderiert von Dr. Ulrich Gehrlein vom Institut für ländliche Strukturforschung. Begrüßt wurden die Teilnehmenden von Theo Wieder, Bezirkstagsvorsitzender (Bezirksverband Pfalz). Auch Ministerpräsidentin Malu Dreyer richtete Grußworte per Video an alle Anwesenden.
Die acht Modellkommunen Pirmasens, Bad Bergzabern und Neustadt an der Weinstraße, die Verbandsgemeinden Lambrecht und Maikammer sowie die Ortsgemeinden Sippersfeld, Kallstadt und Klingenmünster sind Vorreiter in Rheinland-Pfalz.
Von Rio de Janeiro über New York nach Rheinland-Pfalz: So könne man den Weg der Agenda 2030 mit den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) beschreiben. Die Direktorin vom Biosphärenreservat Pfälzerwald, Dr. Friedericke Weber, stellte den Projekthintergrund vor.
Im Anschluss wurde unter anderem die Stadt Bad Bergzabern zu Highlights und besonderen Erfahrungen in den vergangenen zwei Jahren befragt.
Bad Bergzabern stellte aus zwei der insgesamt fünf Handlungsfeldern ausgewählte Projekte und Maßnahmen vor: Im Handlungsfeld „Zusammenleben“ ist ein wichtiges Ziel, verschiedene Bevölkerungsgruppen einzubinden und zu vernetzen.
Das kann z.B. über die Interessensgemeinschaft, über den Migrationsbeirat, den Seniorenbeirat und das zukünftige Jugendparlament geschehen. Ein Anliegen des Kernteams um die Beigeordnete der Stadt, Ursula Schulz, ist es, gerade Kindern und Jugendlichen mehr Mitgestaltungsmöglichkeiten in der Stadt zu eröffnen. Dazu soll im nächsten Jahr eine Zukunftswerkstatt für Kinder und Jugendliche stattfinden, in der sie ihre Ideen einbringen können. Diese sollen dann im Stadtrat vorgestellt werden.
Besonders freut sich die Stadt Bad Bergzabern über das große Engagement der protestantische Kirche, die das „Zentrum für Zusammenleben und Nachhaltigkeit – Alte Druckerei“ in ihren neu erworbenen Räumlichkeiten eröffnen wird: Dort wird das schon existierende Möbellager einziehen und soll ein Second-Hand-Laden, ein Einliegerappartement (z.B. als Notunterkunft für Obdachlose oder für Menschen mit Handicap zur Miete) sowie ein Begegnungscafé entstehen.
„Das ist also ein echtes Leuchtturmprojekt, welches vielfältige soziale, ökologische und inklusive Angebote bündelt und damit zur Umsetzung der 17 Ziele maßgeblich beiträgt,“ freut sich Ursula Schulz.
Im Handlungsfeld „Grünflächen und Artenvielfalt“ sind viele Maßnahmen verankert, die zum Schutz der Artenvielfalt beitragen. Ein Beispiel ist auch das Projekt „Ackerdemie“, das bereits begonnen hat: Grundschulklassen bauen auf einer städtischen Fläche Gemüse an und sammeln so Naturerfahrungen.
Ursula Schulz resümiert: „Nachdem am Anfang des Projekts die 17 Ziele in unserer Stadt so gut wie unbekannt waren, freut es mich nun umso mehr, dass in den Gremien und Sitzungen immer öfter von der Modellkommune und damit von den Anliegen der Nachhaltigkeit gesprochen wird. Und durch die Unterstützung von der Bürgerschaft und starken Partnern vor Ort können wir noch mehr erreichen.“
In Klingenmünster wurden vier Handlungsfelder für die strategische Ausrichtung formuliert: Lebenswerte Kommune, Natur- und Landschaftsschutz, Klimaschutz und Mobilität sowie Globale Verantwortung und nachhaltiger Konsum.
Die für diese Handlungsfelder formulierten Ziele reichen unter anderem von bezahlbarem, altersgerechten Wohnraum und Wohnformen über bessere Infrastruktur, mehr Gastronomie, sanftem Tourismus, hohe biologische Vielfalt, keine Pestizide, ökologischer Landwirtschaft und Bioweinbau bis hin zu Strom aus erneuerbaren Energien, umwelt- und sozialgerechte Fortbewegung sowie globale Verantwortung, Kultur des Leihens, Tauschens, Teilens, Wiedernutzens und Reparierens. Diese wurden dann durch Leitlinien und konkretere Zielsetzungen und Maßnahmen präzisiert.
„Die Erstellung der Nachhaltigkeitsstrategie war sehr zeitaufwendig und mühsam, nicht zuletzt durch die pandemie-bedingten Einschränkungen, aber vor allem im Blick auf das ausschließlich ehrenamtliche Engagement,“ resümiert die Koordinatorin aus Klingenmünster, Dr. med. Monika Bär-Degitz.
Beispielhaft wurden die Handlungsfelder Klimaschutz und Mobilität sowie Natur und Landschaftsschutz angeführt. Klingenmünster setzt beim Klima- und Ressourcenschutz stark auf das Ausschöpfen von Einsparpotenzialen. Der umsichtige Ressourcenverbrauch wird höher gewichtet als umweltfreundliche Energieerzeugung.
Dabei ist dem SDG-Kernteam aus Klingenmünster die Information der Bürgerinnen und Bürger sehr wichtig. Dafür wird z.B. auf der Ebene der Maßnahmen stark auf eine intensive Information und Beratung der Bürgerinnen und Bürger, ganz besonders auch über zur Verfügung stehende Fördermöglichkeiten auf Bundes- und Landesebene, gesorgt.
Im Bereich Natur- und Landschaftsschutz hat Klingenmünster ein besonderes Augenmerk auf die Entwicklung der kommunalen Grünflächen gelegt und mit einem sehr konkreten operativen Ziel hinterlegt. Im Jahr 2030 werden auf wenigstens einem Drittel der kommunalen Grünflächen Entwicklungs- und Pflegemaßnahmen für die Stärkung der Biodiversität und für die Anpassung an den Klimawandel umgesetzt.
Dafür ist bereits unter anderem ein „grünes Band“ mit Pflanzaktionen durch das Dorf gestaltet worden.
Im Blick auf weitere Themen wurde auf das Wohnprojekt RLP hingewiesen und die Gestaltungsmöglichkeiten des neuen Gewerbegebietes unter nachhaltigen Aspekten vorgestellt.
Fast von Beginn an wurden konkrete Projekte angestoßen, bereits bestehende Projekte in die Überlegungen integriert und einige davon bereits abgeschlossen.
Unter dem bekannten Motto „global denken - lokal handeln“ haben die acht Modellkommunen das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz ins Bewusstsein der Bürgerinnen und Bürger gerückt und erfüllen nun eine Vorbildfunktion. Vor allem auch für junge Menschen, die mehr mit einbezogen werden sollen, damit sie die Erfahrung machen können, dass man sehr wohl etwas tun und bewirken kann.
Eigentlich hätte dieses Treffen in Bad Bergzabern stattfinden sollen. Coronabedingt wurde nicht nur die Veranstaltung online abgehalten sondern auch die Urkunden und Präsente im Vorfeld per Post verschickt.
Der gewonnene Gemeinschaftssinn und die Freude über die Auszeichnung kam per Video trotzdem an bei allen Anwesenden. beb

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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