Film über österliche Bräuche:
Warum Wiesentals Glocken nach Rom fliegen

Fabian Misch und Isai Milbich (weiß) mit Rätschen und Osterkorb
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  • Fabian Misch und Isai Milbich (weiß) mit Rätschen und Osterkorb
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Waghäusel. Als tröstlicher Ersatz für das morgendliche Rätschen an den Kartagen, für die Hausbesuche mit dem Osterkorb und für alle weiteren österlichen Gepflogenheiten haben sich die Wiesentaler Ministranten im zweiten Coronajahr etwas Neues einfallen lassen:
Sie drehen und zeigen einen Film über das Wiesentaler Osterbrauchtum. Darauf darf man gespannt sein.
Vorgesehen ist ein Frage- und-Antwort-Spiel. So um die zehn Besonderheiten werden präsentiert: vom Sammeln des Immergrüns für die Osterkörbe, über den Weckruf mit den Holzrätschen und die Kurzvisiten in den Häusern mit den geschmückten Weidenkörben bis zum Höhepunkt: die „Nacht der Nächte“ mit Ostervigil und Osterfeuer. Hinzu kommen die üblichen kirchlichen Termine, etwa der Abendmahlgottesdienst und die Karfreitagsliturgie.
Im Film sind die Rätschen zu hören, Stimmen bei der Herstellung des Osterkorbs und der Spruch für den Osterkorbeinsatz („Wir haben gedient am heiligen Grab, schenkt uns eine gute Gab …).
Ab Karsamstagmittag ist der Streifen, von den jungen Leuten selbst getextet und selbst gedreht, auf der Homepage der Seelsorgeeinheit zu finden: www.kath-w-h.de.
Schon zum zweiten Mal hintereinander fällt ein immerhin 200 Jahre alter und schöner Brauch den Corona-Auflagen zum Opfer. Es geht um das Rätschen an den beiden Kartagen, das – selbst in stark eingeschränkter Ausführung – nicht möglich ist.
Zwei Morgen lang sollten eigentlich klappernde Hölzer statt klingender Glocken zu hören sein. Ursprünglich diente das Geratter dazu, die Gläubigen zum Gottesdienst zu rufen.
Denn zwischen Gründonnerstag und der Osternacht verstummen die Orgeln und Glocken der katholischen Kirchen. Dem Volksmund nach fliegt das ganze Geläut nach Rom an das Grab des Apostels Petrus, wo es in Trauer verweilt.
Wiesental ist auch als Exporteur des Rätschens bekannt. In den 1880-er Jahren gab der Lehrer Emil Fritz aus Bermersbach, der hier in dem nordbadischen Dörfchen unterrichtete, den eigenartigen Brauch an seine Heimatgemeinde zur Dauerverwendung weiter. Dort erinnerte sich vor etwa 25 Jahren noch ein Senior an den „übernommenen Brauch aus Wiesental“. Das habe ihm sein Großvater erzählt.
Übrigens, wie es der Zufall will: Dort steht jetzt seit 44 Jahren das Wiesentaler Pfadfinderhaus.
Frühmorgens, pünktlich um 4 Uhr, trafen sich stets die Ministranten, damals noch zu Fuß, um alle Schläfer zu wecken. Ihr Weckruf: „Die Glocken müssen schweigen, drum geben wir das Zeichen: Ave Maria, steht auf im Namen Jesu, steht auf.“

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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