Gemeinsam gegen Radikalismus und Rassismus:
„Neujahrsempfang der Solidarität“ mit Polit-Kabarettist

Fatih Cevikkollu in Aktion
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Waghäusel. Die vor zehn Jahren gegründete und seitdem äußerst rührige Vereinigung „Für Integration, Dialog und Freundschaft“ (DIF) ist etwas Besonderes: der erste und wohl einzige „Integrationsverein“ in ganz Deutschland, der nicht nur für eine bestimmte ethnische Gruppe, sondern religions- und parteiübergreifend für alle Nationalitäten offensteht – und der ausschließlich auf ehrenamtlicher Basis arbeitet.
Im überörtlichen DIF Waghäusel ist ein gutes Dutzend Mitglieder verschiedener Herkunftsländer vertreten, von Peru und Ecuador bis Türkei und Polen. Immer wieder werden auch Gäste eingeladen und hinzugeladen, so auch Flüchtlinge aus den verschiedenen Fluchtländern. Ungewöhnlich fiel jetzt auch der „Geburtstags-Neujahrsempfang“ aus.
Die übliche Neujahrsansprache hielt nicht ein Bürgermeister mit einem Rück- und Ausblick, sondern – wohl einmalig - ein politischer Kabarettist: Fatih Cevikkollu. Stichelnd und spöttisch beleuchtete der Stargast mit türkischen Wurzeln das gesellschaftliche Zusammenleben und hinterließ damit auch seine „Duftmarken“ im Kampf gegen Ausgrenzung und Intoleranz, was sich ja auch der DIF auf die Fahne geschrieben hat.
Mit dem Veranstalter des „Neujahrsempfangs der Solidarität“ in der mit 30 internationalen Fahnen geschmückten Sporthalle solidarisierten sich nicht nur 250 Besucher, sechs (Ober-)Bürgermeister und Ortsvorsteher, an der Spitze die OB Walter Heiler und Cornelia Petzold-Schick aus Bruchsal, und drei ehemalige Rathauschefs, darunter Waghäusels Ehrenbürger Robert Straub.
Dass das „gute Miteinander“ im Vordergrund stehe und damit ein Zeichen gegen Fremdenfeindlichkeit gesetzt werden solle, machte die Vorsitzende Ebru Baz in ihrer aufrüttelnden Jubiläumsansprache deutlich. „Bei unserer Gründung 2009 stand der Gedanke im Vordergrund, in unserem Einflussbereich die Welt ein kleines Stückchen besser zu machen und den Thilo Sarrazins Einhalt zu gebieten.“ Doch inzwischen seien es immer mehr Sarrazins geworden. Es gebe kaum noch eine Hemmschwelle für Intoleranz. Die Verletzung der Menschenwürde bezeichnete Ebru Baz als Art täglicher Terror.
Flagge zu zeigen, Zivilcourage an den Tag zu legen, Radikalismus und Rassismus entgegenzutreten und gegen verbale Entgleisungen vorzugehen, dazu forderte Oberbürgermeister Walter Heiler auf. Überschwänglich lobte er die Arbeit des DIF: „Ich bin froh, dass es euch gibt.“ In einer Bildschau stellte der 23-jährige stellvertretende DIF-Vorsitzende Emre Özcelik die Jahresaktivitäten 2019 mit 30 Veranstaltungen vor.
Der DIF zählt etwa 100 aktive Mitglieder mit einem hohen Frauenanteil und kann auf einen Freundeskreis von gut 200 bis 300 Personen verweisen. Seit 2009 wird alljährlich das „Benefizhoffest der Kulturen“ organisiert. Bislang spendete der Verein rund 27.500 Euro für Bedürftige.
Gefeiert und bejubelt: Fatih Cevikkollu präsentierte hintergründige Unterhaltung und nahm dabei zielsicher absurde Vorurteile im Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken aufs Korn. Dabei schaffte der gelernte Theater- und TV-Schauspieler gekonnt den Spagat zwischen Kabarett und Comedy. Köstlich fiel etwa seine Kontaktaufnahme mit dem Auswärtigen Amt aus. Ebenso topamüsant seine Einreisebemühungen für einen Auftritt in der Türkei. Das osmanische Reich habe einen gewählten Sultan, der sich gut mit dem Zaren von Russland verstehe, meinte er. Seine gute Verbindung zu Waghäusel stellte auch Comedian-Kollege und DIF-Mitglied Osman Citir unter Beweis.
Das Programm gestaltete musikalisch die Powersängerin Indra Wahl-Hartmann mit Instrumentalist Jörg Richter.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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