Umstrittene Tiefengeothermie:
Ja oder Nein, gefährlich oder gefahrlos?

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Sechs Leserbriefe und Stellungnahmen dazu: Martina Breyer, Elke Weidemann, Jimmy Jüttner, Gisl Kneisl, Marco Gersonde und jemand, der seinen Namen nicht veröffentlicht haben will.

Martina Breyer: Raubbau an Natur
Ich besuchte bei uns hier die Vorstellung eines Wärmenetzes. Hierbei wurde mir sehr ausführlich geschildert, welche Kosten auf mich (und alle anderen Eigentümern von Häusern) zukommen: um 5.000 Euro für die aufnehmende Anlage. Meinen bestehenden Wasser-Speicher könnte ich weiter nutzen. Den Anschluss mit ca. 400 Euro jährlich und eine Zuleitung von ca. 300 Euro pro Meter (einmalig) bis zu meinem Heizungsraum muss ich ebenfalls noch mit einkalkulieren.

Die vermeintlichen 1.000 Kühe vom Forlenhof als Biogas-Quelle wurden verpönt, während die Tiefengeothermie das Nonplusultra sein soll. Eigentlich wollte ich mir als Befürworter für erneuerbare Energien ein Bild über die Entwicklung des Wärmenetzes mit den dazugehörigen Kosten einholen und mich auf die Zukunft (diverse Verbote von diversen Heizungsanlagen) vorbereiten. Bei der Vorstellung des Wärmenetzes wurden neben der Tiefengeothermie auch die Geothermie mit geringer Tiefe, Wasserkraft und Biogas als Wärmequellen genannt.
Warum muss ich mit Tiefengeothermie Raubbau an der Natur betreiben, während die bereits vorhandenen Quellen ungenutzt bleiben?

Elke Weidemann: Doppelt so teuer
Im Mittelpunkt des zweiten Expertenhearings standen die Ausführungen von zwei Experten, die im Laufe der vier Stunden etwa eineinhalb Stunden lang informierten und Rede und Antwort standen. Doch wie wurde darüber in den BNN berichtet? Wir lesen nur einen unbedeutenden Satz: „Während der Universitätsprofessor ein umfangreiches Zahlenmaterial präsentierte, berichtete der schwäbische Netzbetreiber aus seinen beruflichen Erfahrungen.“
Hochschulprofessor Wolff sagte, dass Tiefengeothermie überhaupt nicht benötigt wird. Nach seinen Berechnungen für die Tiefengeothermie sind doppelt so hohe Energiekosten zu erwarten wie jetzt bei einem konventionellen Heizsystem. Er rechnete eine Steigerung von bislang 2.500 Euro Energiekosten pro Jahr auf 5.000 bei Erdwärme vor.

Der zweite Experte Ulrich Ramsaier stellte sein Fernwärmenetz vor, das aus Biogas, Holzhackschnitzel, Holzpellets und Biomethan funktioniert. Wozu er nichts sagen konnte, war Tiefengeothermie. Thema verfehlt. Genauso gut hätte er auch über den Tourismus in seiner schwäbischen Heimat erzählen können.
Wie geht es bei einem Nein der Bevölkerung weiter? Die Erdwärme will dann dem Votum zum Trotz die Bürger brüskieren und private Grundstück zusammensuchen, sagte der Geschäftsführer. Aber erst muss man sie finden, um drei Hektar Gesamtfläche zusammen zu bekommen.

Jimmy Jüttner (CDU-OB-Kandidat 2015): Viele offene Fragen
Es bleiben für mich viele Fragen weiterhin offen, bei der meiner Ansicht nach die Stadt hätte schon vorausschauender agieren müssen, um eindeutige Antworten und Transparenz im Vorfeld zu liefern. So bleibt mir bei der Abstimmung nur ein Hoffen oder Vertrauen, dass die Umsetzung auch bei den Unklarheiten in unserem Sinne verläuft. Hierzu möchte ich einige Fragen aufwerfen:

- Auch bei einem möglichen Verbund aller Wärmenetze wird aller Voraussicht nach ein gasbetriebenes Blockheizkraftwerk mit angebunden werden müssen, um eine Versorgungsgarantie leisten zu könne. Kann dies generell oder auf einer Gemarkung Waghäusel ausgeschlossen werden?
- Es wird propagiert, dass die durch die TG gelieferte Wärmeversorgung günstiger ist als durch alternative fossile Möglichkeiten. Gibt es hierzu eine garantierte Aussage?
- Der Infobroschüre Waghäusel ist zu entnehmen, dass im Bereich der Stromversorgung der Bundesdurchschnitt bei erneuerbaren Energien bei 50 % liegt, in Waghäusel aber nur bei 18 %. Welche Anreize schafft denn hier die Stadt für die privaten Haushalte? Warum werden für private PV-Anlagen keine Anreize der Stadt geboten, sondern sich aktuell so auf die Wärme versteift, die in Waghäusel ebenfalls bei 18 % liegt?
- Modernisierungsberatern für erneuerbaren Energien ist zu entnehmen, dass ein Anschließen eines Wärmenetzes bei Weitem nicht ausreicht. Der Sanierungsrückstand ist enorm und muss daher einhergehen, z.B. mit Dämmung der Gebäudehülle, Tausch Fenster, Isolierung Dach, Tausch Heizkörper gegen Niedrig-Energie-Heizkörper uvm. Gibt es hier eine Förderung seitens der Kommune oder sind das zusätzlich versteckte nachgelagerte Kosten, die der private Haushalt weitestgehend selbst zu tragen hat?
- Dem Infoblatt ist ebenfalls zu entnehmen, dass ca. 60 % der Haushalte in Waghäusel durch die TG mit Wärmeversorgung abgedeckt werden könnte. Erkenntnisse zu Wertverlust und Wertsteigerung gibt es aber nicht. Ich sehe hier allen voran keine Wertsteigerung für die Gebäude im Umkreis von 2 km auf der Gemarkung in Waghäusel um die TG, sind das doch eher die Haushalte, die aufgrund der neueren Bauweise nicht angeschlossen werden. Bleibt eher das große Risiko des Wertverlustes ohne Nutzen. Welche Anreize werden seitens der Stadt den Bürgern geboten, um an möglichen Gewinnen der TG zu partizipieren und den Wertverlust damit womöglich ausgleichen zu können?
- Die Risiken von Erdbeben können nicht ausgeschlossen werden, werden mit einem sehr niedrigen Risiko begründet. Dennoch hat das Umweltministerium Landesbürgschaften zur Absicherung der Regulierung von eventuellen Gebäudeschäden ausgeschlossen. OB Thomas Deuschle sagt zwar eine Ombudsperson und einen Bau-Sachverständigen zu, nicht aber ebenfalls Bürgschaften seitens der Kommune oder den Schaden zum Neuwert abzurechnen. Lediglich, dass weitere Forderungen bei der Verhandlung eingebracht werden sollen. Warum sind diese nicht vor einer Abstimmung veröffentlicht worden seitens der Stadt?

Gisl Kneisel (SPD-Stadträtin): Keine günstige Wärme oder Strom
Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, umso klarer wird meine Haltung. Der Schutz der Bürger und deren Eigentum stehen für mich im Vordergrund. Die Kosten, welche auf die einzelnen Haushalte zukommen, sind immens. Nach meinem Kenntnisstand wird es keine günstige Wärme oder Strom für die Bürger geben. Warum dann das Risiko eingehen, welches unweigerlich besteht?

Marco Gersonde (Stadtrat Unabhängige): Zu viele Risiken
Es bestehen zu viele Risiken für unsere Bürger: die nahe Wohnortlage, der Bohrlärm, die Grundwassergefährdung, vor allem mögliche Erdbeben, wie jetzt an vielen Standorten. Und wer bezahlt die Erdbebenschäden? Ich will Sicherheiten, nicht Unsicherheiten. Da niemand rund 100 Millionen für Wärmenetz und Anschlüsse aufbringen kann und will, kann auch nicht kostengünstiger als bisher Strom und Wärme produziert werden.

Geschäftsmann aus Waghäusel (Name ist der Redaktion bekannt): Zu viel Hoffnung und Vermutung
Ich fühle mich aufgrund meiner Mitgliedschaften hin- und hergerissen. Der Vorsitzende des Gewerbevereins legt sich einseitig fest und hofft auf günstige Wärme und günstigen Strom. Von Parteiseite aus wird auch Tiefengeothermie als das Allerbeste propagiert. Sollen wir einer Hoffnung und einer Vermutung wegen ein mögliches Erdbebenrisiko in Kauf nehmen, das niemand ausschließen will. Mein Betrieb liegt im errechneten Erdbebenradius.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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