Hochfest mit Lichterprozession
Immer wieder Wunder am Wallfahrtort Waghäusel

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Waghäusel. Was an Mariä Himmelfahrt im Jahre 1655 geschah, ist in der Klosterchronik festgehalten: Vor Mitternacht wollten französische Soldaten aus der Reichsfestung Philippsburg die damals schon verehrte und mit Geschmeide verzierte Muttergottesstatue rauben. Aber beim Betreten der Wallfahrtkirche schlug ihnen ein solcher Blitz entgegen, dass sie geblendet ihr Vorhaben nicht mehr ausführen konnten.
2021 geschah kein Wunder, niemand war auf Beute aus. Friedlich feierten – unter Corona-Bedingungen und Corona-Einschränkungen - 270 Pilger aus nah und fern den Gottesdienst, beteten den Rosenkranz und nahmen an der Lichterprozession teil – mit Abstand, mit Mund- und Nasenschutz, mit Verwendung von Desinfektionsmitteln.
Seit fast 600 Jahren gibt es den Wallfahrtort. So alt soll die wundertätige Figur aus lothringischem Kalkstein sein, die Waghäusel so bekannt gemacht hat. „Im Jahre 1435 hütete ein Schäfer in selbiger Gegend seine Schaaf und fand in einem hohlen Eichbaum ein steinernes Marienbildlein zweyen Spannen hoch, samt dem Kindlein auf dem linken Arme“, so heißt es im sogenannten „Gründlichen Bericht“ von 1710 über die Ursprünge Waghäusels.
Die geschmückte Madonna, die schon eine Reihe von Wundern bewirkt haben soll, trugen am Vorabend der Himmelfahrt vier weiß gekleidete Frauen an der Spitze der Lichterprozession. In einer Monstranz, unter einem von vier Feuerwehrleuten gehaltenen Baldachin, wurde das Allerheiligste mitgeführt.
Mit Kerzen in den Händen folgten die Gläubigen „ihrer“ Gottesmutter auf dem Weg ins ehemalige Südzuckergelände. Dort führte der Zug um die Eremitage herum und wieder zurück. Obwohl diesmal nur 270 Marienverehrer teilnahmen – in früheren coronafreien Jahren hatten sich oft 1.500 eingefunden – fiel die Menschenschlange im Lichterschein beeindruckend aus, die gemeinsam Fürbitten vortrugen, Bittgesänge anstimmten und Marienlieder sangen.
Wer sich in die Prozession einreihte, musste leiden. Im schlimmen Schnakenjahr 2021 machten die Stechmücken eifrig Jagd auf menschliche Opfer. Auch ein eifriges Wedeln mit den Armen half nicht, um die Plagegeister abzuwehren.
Vorausgegangen war im Gotteshaus eine Wallfahrtmesse mit der üblichen Kräuterweihe. Auch auf dem Vorplatz und neben der Kirche versammelten sich Frauen, Männer und Jugendliche. Die heilige Messe feierte Pater Robert Maria mit vier Konzelebranten.
Über die Bräuche im Bruhrain und speziell die Wallfahrten an Mariä Himmelfahrt hat vor nahezu 100 Jahren der Oberhausener Heimatkundler Wilhelm Vollmer geschrieben:
„Alljährlich pilgern Tausende und Abertausende zur Gnadenmutter, um dort Trost und Hilfe in Anliegen des Leibes und der Seele zu suchen. Bei einbrechender Dunkelheit kommt es zu einer großen Lichterprozession. Die ganze Nacht hindurch ist die Wallfahrtskirche von betenden und singenden Pilgern besetzt“, wusste er.
Als größte Kostbarkeit gilt das „Gnadenbild“, wie es üblicherweise genannt wird. Die Nachbildung von Maria mit dem Jesuskind auf dem Arm stammt aus dem Jahr 1435. Ohne die einst in einem Baum versteckte und dort entdeckte Statue gäbe es heute kein Waghäusel, keine Wallfahrt, keine Kirche und kein Kloster.
Bald nach der Auffindung der Marienfigur waren Scharen von Pilgern in den Lußhardtwald geströmt, um dort ihre Nöte und Sorgen vorzutragen und um Beistand von oben zu bitten. Als erste wundersame Heilungen einsetzten, so steht’s in alten Dokumenten, wurde eine Kapelle nötig, die der Speyerer Bischof Matthias Rammung 1472 bauen ließ.
Über Dutzende von erstaunlichen Wundern, darunter medizinisch unerklärbare Genesungen von Gebrechen und Krankheiten, berichtet die Chronik des Klosters.
Seit 1999 zeichnen die „Brüder vom gemeinsamen Leben“ für die Wallfahrt verantwortlich: eine Kongregation des Augustiner-Chorherren-Ordens.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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