Heilende und auch magische Kräfte:
Brauchtum und Bedeutung des Werzwischs

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Waghäusel/Region. Gegen eine Spende bekamen die Besucher der Wallfahrtskirche auf Wunsch einen Werzwisch mit 13 verschiedenen Bestandteilen. Der „Förderverein Wallfahrtskirche“ hatte vor dem Haupteingang mehrere Tische aufgestellt und dort die bunten Kräuterbüschel ausgelegt. Viele Gottesdienstbesucher machten von der Möglichkeit Gebrauch, einen solchen Würzbündel mit nach Hause zu nehmen.
Seit altersher besteht der Brauch der Kräutersammlung und der Kräuterweihe an Mariä Himmelfahrt. An dem Hochfest gedenken die Katholiken der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel. Vermutlich so 1.000 Jahre alt ist die Weihe von zusammengebundenen Kräutern: bekannt unter Begriffen wie Weihebüschel, Kräuterstrauß, Kräuterbusch, Würzbündel oder Werzwisch.
Die Legende erzählt, dass die Jünger Jesu das Grab der Gottesmutter offenstehend vorfanden. Drumherum blühten Rosen, Lilien und viele, viele Heilpflanzen. Ein unbeschreiblicher Wohlgeruch habe sich ausgebreitet. An diesen Duft will man mit den Kräuterbüscheln erinnern und damit auch die Mutter Gottes ehren.
Dazu werden verschiedene Pflanzen auf den Feldern und in den Gärten gepflückt, zu Sträußen – also Werzwische - gebunden und vom Priester gesegnet.
In der mittelalterlichen Erfahrungsmedizin waren die sogenannten „Marienkräuter“ wegen ihrer heilenden Inhaltsstoffe hochgeschätzt. Mit den Kräutersammlungen hatten die Menschen das ganze Jahr eine wertvolle Naturapotheke für sich selbst und ihre Tiere zur Hand.
Den geweihten Kräutern werden nicht nur helfende und heilende Kräfte, sondern auch magische zugesprochen. Früher wurden die Sträuße in Häusern aufgehängt, um Unheil wie Krankheiten, Blitzeinschläge und Unwetter abzuhalten. Meist fand der Werzwisch im Speicher oder im Stall seinen Platz.
Die Anzahl und die Art der Kräuter in den Sträußen fallen örtlich sehr unterschiedlich aus. Je nach Region können die Bündel aus sieben bis 99 verschiedenen Kräutern bestehen.
Die 13 Wiesentaler Kräuter sind: Wiesenknopf, Liebstöckel, Rainfarn, echte Katzenminze, Pfefferminze, Weinraute, Sandstrohblume, Rispenfuchsschwanz, Osterluzei, Katzenschwanz, Tausendgüldenkraut, Wermutbeifuß und Wasserdost (Werzklee).
In Wiesental wird der Brauch wohl seit Jahrhunderten gepflegt. Früher sammelten einzelne Bürger die Kräuter für den Werzwisch, seit ein paar Jahren übernimmt der Heimatverein diese Aufgabe. Besonders engagieren sich Hugo Mahl und seine Frau Elfriede, die als Werzwischexperten gelten.
Der Abschnitt von Mitte August bis Mitte September gilt als die wertvollste Zeit zum Sammeln der Kräuter, weil die Pflanzen in diesen Wochen angeblich eine ganz besondere Kraft aufweisen.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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