Rückblick auf Sommertagszüge ab 1911:
Als 25.000 Menschen nach Wiesental strömten

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Waghäusel-Wiesental. Für die Jüngeren ist es eine unbekannte Episode in der jüngeren Ortsgeschichte, nicht so für die Älteren, die etliche Sommertagszüge noch miterlebt haben. Wenn sich 70- und 80-Jährige als Kinder und Jugendliche auf bislang unbekannten Fotoaufnahmen entdecken können, ist die Überraschung groß. So erging es einigen Besuchern, die beim Heimatverein Wiesental die lange Geschichte des Brauchtumsfestes in einem Vortrag von Gilbert Roth vor Augen geführt bekamen.
„Oh je, das bin ich ja“. „Da, unsere Schulklasse.“ „Unsere Straße von damals“, so hieß es öfter. Die Aufnahmen stammten aus der Zeit zwischen 1928 und 1961. Informative Hinweise dazu - aus verschiedenen Archiven - gab es zu jedem der über 100 historischen Bilder.
Was waren die Anfänge? Im Frühjahr 1912 hatten einige junge Wiesentaler des Radfahrvereins „Veloziped“ den Entschluss gefasst, einen Sommertagszug ins Leben zu rufen: ein erstmals 1534 in Heidelberg nachgewiesener Frühlingsbrauch in Deutschland zur Vertreibung des Winters.
Doch war es für die Jungmänner zunächst keine leichte Aufgabe, die Vereine zur Mitarbeit zu motivieren. Die meisten standen dem Vorhaben eher skeptisch gegenüber, so dass es ein volles Jahr dauerte, bis die Idee in die Tat umgesetzt werden konnte. So fand im Mai 1913 der erste Sommertagszug statt, gegliedert in die vier Jahreszeiten. Den Zug führten Festreiter, eine Musikkapelle und eine „Strih Strah Stroh – der Summerdag isch do“ singende Kinderschar an.
Die Kriegsjahre ab 1914 und die Nachkriegszeit führten zu einer relativ langen Unterbrechung. Erst 1928 konnte wieder ein Sommertagszug organisiert werden. Von da an gehörte der Mai-Termin zu den festen Bestandteilen im Leben der Gemeinde.
Dann sorgte der Zweite Weltkrieg für eine weitere Zwangspause. Rupert Baumann, engagierter Komitee-Vorsitzender, schaffte es 1948, Bürgermeister Peter Heger und die Vereinsvorstände für die erneute Durchführung eines solchen Umzugs zu gewinnen.
Trotz der ungünstigen wirtschaftlichen Verhältnisse gelang es den Organisatoren unter Mithilfe der Vereine und der Schule, so viele Teilnehmer zusammenzubringen, dass die neuen Sommertagszüge ab 1949 alle früheren an Größe und Ausstattung weit übertrafen.
1953 feierte die Gemeinde „40 Jahre Wiesentaler Sommertagszug“. Dieses Jubiläum wurde ein bombastisches und stellte alles Seitherige in den Schatten. 75 Gruppen beteiligten sich. Aus fünf Teilen setzte sich der Zug zusammen: aus einer Kinder- und Märchengruppe, dann aus vier „Abteilungen“, die den Frühling, Sommer, Herbst und Winter darstellten. „25.000 Zuschauer lockte der Sommertagszug nach Wiesental“, titelte 1953 die Tageszeitung.
1961 startete er mit 66 Zugnummern zum bislang letzten Mal.
Zu Beginn des Rückblicks hatte Vorsitzender Hans-Peter Hiltwein mehrere Ehrungen für insgesamt 235 Mitgliedsjahre in Gold und Silber vorgenommen. Seit 30 Jahren gehören dem vor 39 Jahren gegründeten Heimatverein an: Buchautorin Gabriele Albertini und Manfred Notheisen. Auf 25 volle Vereinsjahre blicken Erika und Hans Scherrer, Gabi und Roland Machauer. Zu der Runde gehörten auch Patricia Agnoli, Ilka Bühler, Birgit und Edgar Freidel und Franz Gundermann.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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