BriMel unterwegs
Badehaisel präsentierte Olaf Schönborn „Trilogie“

- Jazz-Trilogie
- Foto: Johann-Peter Melder
- hochgeladen von Brigitte Melder
Wachenheim. Kurz entschlossen ging es am 26. April nach Wachenheim ins Badehaisel, welches wir bisher nicht kannten und überrascht waren von diesem schönen Kleinod am Ortsrand von Wachenheim. Und dass es seit 43 Jahren vom Verein „Kunst und Kultur“ mit musikalischen Leckerbissen versorgt wird war unfassbar. Wir sind Fans von Olaf Schönborn und deshalb zog uns der Ort magisch an. In dieser von kleinen Lichterketten durchzogenen Location mit heimeliger Atmosphäre waren wirklich alle verfügbaren Stühle belegt. „Rien ne va plus! Frisch aus dem wohlverdienten Urlaub zurückgekehrt war dies Olafs erster Auftritt.
Die Vorstandsvorsitzende des „Kunst- und Kulturvereins“ Petra Heringer hieß die Gäste im Badehaisel des Pächterehepaares Petra und Klaus Mayer willkommen. Bereits im 43. Jahr gebe es „Kunst und Kultur“ hier mit Vielschichtigkeit und im Sommer auf der Naturbühne. Heute seien hochkarätige Musiker hier und in der kommenden Saison sollten noch etliche Events hier stattfinden, die sie in einem Überblick aufzählte. Über die Grenzen sollte es heute gehen. „Lassen Sie sich entführen in den Jazz, in die Straßen von Paris, begrüßen Sie mit mir die drei Musiker!“ Woraufhin die Musiker mit tosendem Applaus empfangen wurden. Von der ersten Minute an begeisterten diese exzellenten Musiker und jeder beteiligte sich entweder mit Wippen des Fußes oder den Händen oder schloss einfach nur die Augen um diese wundervolle Musik zu genießen. Swing und Groove hingen in der Luft. Olaf Schönborn verstand es, das Publikum auch als Moderator zu amüsieren und stellte seine Musikerkollegen vor. VINCENZO am Akkordeon ist extra aus Frankreich gekommen und BERTRAND LE GUILLOU lebe im Exil. Der Gitarrist habe mit Songs aus den 30er Jahren angefangen und sang den französischen Chanson „C’est si bon“ von Yves Montand. Olaf Schönborn sagte für das Akkordeon „INDIFFERENCE“ an und plänkelte mit dem Franzosen auf Französisch zur Erheiterung des Publikums. Für sie gebe es keine Grenzen, sowohl geografisch als auch in der Musikrichtung. Das fachkundige Publikum fühlte sich mega unterhalten, johlte und applaudierte. Es ging musikalisch weiter nach Norwegen mit Klassik von Edvard Grieg.
Bevor es in die Pause ging bedankte sich Olaf Schönborn bei der ganzen Mannschaft hier, die alles organisiert hat, und für den Besuch von nah und fern, unter anderem aus Landsberg/Bayern, Grünstadt, Mannheim und Frankenthal. Er erzählte wie dieses heutige Konzert zustande kam. Petra Heringer habe ihn vor 20 Jahren bei einem Abschlusskonzert in Mannheim kennengelernt und gefragt, ob er nicht mal ins Badehaisel kommen könnte. Auch er wollte immer einmal hier auftreten, aber man verlor sich aus den Augen. Bei einem Besuch im „Freischwimmer“ trafen sich die Beiden wieder und der Wunsch nach Auftritt im Badehaisel wurde wieder geweckt. Heute war also der ultimative Tag! Er erzählte von seiner Konzertreihe in Ludwigshafen im „Freischwimmer“, einem Schwimmbecken aus den 50er Jahren und dass er mit seinen Musikern in diesem Schwimmbecken spiele und zählte seine kommenden Termine auf (siehe Ende des Berichtes). Er lernte seine beiden heutigen Musikerkollegen auf einer Geburtstagsfeier kennen und da sie geprobt hatten sollte auch nichts schiefgehen.
Nach der Pause ging es locker weiter. Der „Barmann“ hatte ihnen in der Pause ein Glas Champagner spendiert und Olaf fiel das Wort „Akkordeonist“ danach zur Belustigung der Zuschauer schwer. Ja, die Musiker wurden schon verwöhnt! Aus den 80er Jahren folgte ein Chanson von Henri Salvador, von Django Reinhardt folgte einer instrumental „in den Wolken“ (NUAGES) mit Publikumsbeteiligung. Es ging um die Zeit, die so schnell vergeht. Und dann gab es noch ein Geburtstagsständchen von allen für Lenas 23. Geburtstag, die sichtlich gerührt am Tresen stand. Wenn es am schönsten ist soll man gehen, besagt ein altes Sprichwort. So ging auch dieses Konzert dem Ende zu. Es sei eine große Ehre und Privileg für Olaf Schönborn gewesen, mit so grandiosen Musikern hier auftreten zu dürfen. Jeder hatte noch einen schnellen Solopart auf seinem jeweiligen Instrument. Klar, dass Zugaberufe folgten. Nur war es so eng in der Location, dass sie nicht erstmal von der Bühne gingen sondern gleich dablieben. Es gab einen Nachschlag mit dem brasilianischen Stück „Minha de Saudade“ und „Isn’t she lovely“ von Stevie Wonder mit Klatschbegleitung des Publikums.
Petra Heringer freute sich, dass heute besondere Gäste und besondere Musiker hier waren. „Es war umwerfend; vielen Dank!“ Sie hoffe, dass sie bis zu seinem nächsten Besuch nicht wieder 20 Jahre warten müsse und überreichte ihm ein ganz besonderes Glas. „Merci beaucoup!“
Zusammenfassung: Das Akkordeon beherrschte der leidenschaftlich spielende Vincenzo Carduccio sozusagen blind und die Finger flogen nur so über die Tasten. Der in Sizilien geborene und in Frankreich lebende Akkordeon-Virtuose begann als Ball-Musiker mit Musette und Tangoklängen, fühlte sich aber schnell bei Gypsie-Jazz genauso wohl wie bei Funk und Latin-Jazz.
Bertrand Le Guillou ist ebenfalls ein begnadeter Musiker, der die Gitarrensaiten im Wohlklang zupfte. Er entdeckte sehr früh den wunderbaren Django Reinhardt, dessen Einfluss ihn nie loslassen wird, aber auch die großen Namen des französischen Chansons, die Beatles, JJ Cale usw. Er spielte mit vielen Musikern der Reinhardt-Familie auf Gypsie-Festivals, aber auch in vielen anderen Projekten, u.a. im Gitarren-Duo mit Wesley G.
Über den Ludwigshafener Musiker Olaf Schönborn muss man eigentlich kaum noch etwas hinzufügen, denn er ist ein Macher und organisiert nicht nur etliche Auftritte mit anderen Musikerinnen und Musikern, sondern spielt das Saxophon so atemberaubend gut, dass er alleine schon einen Besuch wert ist. Seine Bandprojekte reichen vom Swingtrio über weltmusikalische Gruppen (Xiaomei Deng International Ensemble), Soul- und Funkbands, brasilianische Musik, BigBand bis hin zu Stepptanz (Melody, Rhythm & Tap). Seine Vorliebe gilt dabei kleinen akustischen Formationen und besonders der akustischen Gitarre, die auch in seinem eigenen Quartett „Schönborn’s Q4“ eine tragende Rolle spielt.
Pressetext: Mit Akkordeon, Gitarre und Saxophon brachte „Trilogie“ die traumhaft schöne Musik von Django Reinhardt mit anderen Stilrichtungen in Verbindung. Dabei ist für diese deutsch-französische Band die Erinnerung an Django Reinhardt keinesfalls eine Grenze. Sie ist mehr eine Inspirationsquelle und geradezu eine Ermutigung, die Grenze zu überschreiten und neue Horizonte zu erkunden: Sie verbinden die Musik des Altmeisters mit geschmackvoll arrangierten französischen Chansons unter anderem von Charles Trénet, Yves Montand, Henri Salvador, spielen aber auch Jazzklassiker, Stücke von Stevie Wonder oder auch Chick Corea. Schwungvolle Musette-Walzer lassen die Zuhörer in den Straßen des Paris der dreißiger Jahre verweilen. Und die Gruppe unternimmt leidenschaftliche und furiose Ausflüge in die sinnliche Welt des Tangos. Die großen Standards des Jazz werden variantenreich interpretiert und die rhythmische Palette reicht von Swing über Latin bis hin zu Funk. Authentizität, Swing, Gefühl, Energie und Vielfalt des Klangspektrums sind die wichtigsten Zutaten dieses Rezeptes. Über allem steht aber die Freude, miteinander zu spielen. Bei Trilogie ist diese tiefe Verbundenheit sowie der Spaß am Musizieren offensichtlich und ansteckend.
Die nächsten Veranstaltungen im Ludwigshafener „Freischwimmer“ mit dem Tausendsassa Olaf Schönborn & Friends gibt es am
13.05. mit „The South“: „Weltmusik trifft auf Poesie, Soundscapes, Klassik und Improvisation“. Mit „The South“ Jutta Glaser, Gitarrist Claus Boeser-Ferrari, Katja Zakotnik & Olaf Schönborn
24.06. mit Tom van der Geld & Frank Haunschild. Der bekannte Vibraphonist Tom van der Geld und sein nicht minder bekannter Gitarrist Frank Haunschild spielen erstmals zusammen mit Saxophonist Olaf Schönborn.
15.07. als „Summer Jazz Open Air“ mit Menna Mulugeta (Vocals), Jochen Seiterle (Gitarre), Martin Simon (Bass), Johannes Hamm (Drums) und Olaf Schönborn (Saxophon) (mel)
Autor:Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim |
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