Nachfahrin von Auswanderer Joseph Brunner zu Besuch in Schifferstadt
Familiengeschichte hautnah

Barbara Pattons Augen glitzern, als ihr Stadtarchivar Johann Benedom die Dokumente über ihre Familie in die Hand drückt. Gerührt wischt sie sich eine Träne von der Wange. Gemeinsam mit ihrem Mann Scott ist sie am vergangenen Donnerstag nach Schifferstadt gekommen. Die beiden leben in Amerika, sprechen nur Englisch und trotzdem verbindet sie viel mit Deutschland und vor allem mit Schifferstadt.

Wirtschaftliche, konfessionelle und politische Zwänge veranlassten im 18. und 19. Jahrhundert viele Tausende Menschen des südwestdeutschen Raumes zur Auswanderung. So sind vom 18. bis zum 20. Jahrhundert weit über 1.000 Schifferstadter nach Nordamerika übergesiedelt. Unter ihnen auch Joseph Brunner. Er errichtet 1756 in Maryland das Gehöft „Schifferstadt“ als Erinnerung an seine Heimat. Heute ist das „Haus Schifferstadt“ in Frederick ein Heimatmuseum; Frederick und Schifferstadt in tiefer Freundschaft verbunden. Doch wie passt Barbara Patton in diese Geschichte? Ihre Mutter ist geborene Brunner, nahm mit der Heirat den Namen ihres Mannes „Ferrey“ an, den auch ihre Tochter bis zur Hochzeit mit Scott Patton trug.

Stadtarchivar Johann Benedom und Stadtführer Dr. Claus Markert haben das Ehepaar im Ort herumgeführt – natürlich auch zum ehemaligen Haus der Brunners, von dem heute nur noch das Fundament steht. „Es ist ein seltsames Gefühl, sich vorzustellen, dass meine Vorfahren hier gelebt haben“, sagt Barbara, „ich wüsste gerne, was sie gemacht haben, was ihnen im Leben wichtig war.“ Und auch wenn er diese Fragen nicht beantworten kann, so doch eine Menge andere: Benedom hat alles notiert und gesammelt, was er von Familien, die aus Amerika zu Besuch nach Schifferstadt kamen, in Erfahrung bringen konnte und noch einiges mehr. Für das Paar hat er alles zusammengestellt, was er über die Familie Brunner gefunden hat und das ist eine ganze Menge.

„Von dieser Frau habe ich meinen Namen“, sagt Barbara mit zitternder Stimme und zeigt auf die Liste vor sich, „meine Mutter hat mir mal erzählt, dass ich Barbara heiße, weil eine Vorfahrin aus Deutschland so hieß.“ Nach der Stadtführung sitzt das Ehepaar gemeinsam mit Benedom, Markert und dem Beigeordneten Patrick Poss im Büro der Bürgermeisterin. „Es ist einfach überwältigend hier zu sein“, sagt Scott, „dass wir mit offenen Armen empfangen wurden und hier alle so neugierig auf die Brunners sind, ist toll und zeugt von großem Respekt gegenüber unserer Familiengeschichte.“

Dankbar sind die beiden vor allem für die Arbeit des Stadtarchivars. Mit ihm hatte Barbaras Bruder Gilbert Kontakt aufgenommen, um den Besuch seiner Schwester in Schifferstadt einzufädeln. „Er weiß so gut wie alles“, sagt auch der Beigeordnete Poss, „wir sind froh, ihn zu haben und natürlich auch über den Besuch, der ohne seine Bemühungen wahrscheinlich nicht zustande gekommen wäre.“

Zum Schluss zeigen die Pattons noch, dass sie zwar lange weg, mit dem Herzen aber immer irgendwie auch da waren: Scott stimmt auf Deutsch „Hoch soll sie leben“ an und alle singen mit. Zum Abschied gibt´s noch eine Geschenktüte inklusive Dubbe-Glas, das nach kurzer Verwirrung über die Dellen auf große Begeisterung stößt. Das Buch „Schifferstadt wie es früher einmal war“ ist Benedoms Geschenk an die zwei. Für ihre nächsten Reisen – zuerst soll es nach Wertheim gehen, wo Scott Vorfahren hat – sind sie also in jedem Fall mit ausreichend Lesestoff versorgt. Zurück in Amerika möchte sich das Paar dann endlich auch das „Haus Schifferstadt“ in Frederick anschauen.

Autor:

Fabienne Fischer aus Schifferstadt

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

RatgeberAnzeige
Körperliche Aktivität während und nach einer Krebstherapie hat einen positiven Einfluss auf die Heilung | Foto: karrastock/stock.adobe.com
4 Bilder

Rehabilitationssport nach einer Krebstherapie ist gut für Körper und Seele

Rehasport nach Krebs. Körperliche Aktivität während und nach einer Krebstherapie hat einen positiven Einfluss auf die Heilung. Das belegen mehrere internationale Studien. Dass dafür ein moderates Training völlig ausreicht, haben Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum und der Harvard-Universität jüngst herausgefunden. Bereits wenige Stunden körperlicher Aktivität helfen, die Überlebenschancen deutlich zu verbessern. Tanz- und Bewegungstherapeutin Tanja Leiser hat eine...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Fensterbau Speyer: Fenster sind nicht nur ein wichtiges Gestaltungselement, die richtigen Fenster sparen auch Heizkosten und sorgen für mehr Sicherheit - Beratung gibt's beim Fensterbauer im Meisterbetrieb Piller in Speyer | Foto: Wirestock/stock.adobe.com
3 Bilder

Fensterbau Speyer: Alte Fenster lassen kostbare Energie nach außen entweichen

Fensterbau Speyer. Fenster sind viel mehr als bloße funktionstechnische Einrichtungen und Fassadenöffnungen. In ihnen offenbart sich ebenso wie in Türen und Rollladen der Charakter eines Hauses. "Fenster sind die Augen der Häuser." Das hat der französische Schriftsteller Jules Amédée Barbey d’Aurevilly bereits im 19. Jahrhundert festgestellt.  Um dieses charakterbildende Element kümmert man sich seit mehr als 30 Jahren bei der Piller GmbH in Speyer in Rheinland-Pfalz. Unterschiedliche...

RatgeberAnzeige
Physiotherapie für Kinder: Bereits die Allerkleinsten profitieren von einer Behandlung, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen | Foto: Therapiezentrum Theraneos
3 Bilder

Physiotherapie für Säuglinge, Kinder und Jugendliche in Speyer

Physiotherapie für Kinder. Auch Säuglinge müssen manchmal zur Therapie, damit sie später im Leben keine Fehlstellungen oder Bewegungsstörungen bekommen. Es gibt spezifische motorische Meilensteine; sind diese verzögert, kann eine Behandlung erforderlich sein. Physiotherapie für Kinder ist eine Therapieform, die sich auf die Förderung der Bewegungsfähigkeiten des Kindes bezieht. Der Schwerpunkt der Behandlung liegt auf der körperlichen Entwicklungsförderung und dem Ausgleich von eingeschränkten...

RatgeberAnzeige
Im Friedwald Dudenhofen gibt es unterschiedliche Baumgräber für verschiedene Bedürfnisse: für Familien oder Freundeskreise, für Partner, aber auch für alleinstehende Menschen. | Foto: Trauerhilfe Göck/isaworks
5 Bilder

Friedwald Dudenhofen: Die alternative Bestattung inmitten der Natur

Friedwald Dudenhofen. Wer sich schon zu Lebzeiten im Wald wohl fühlt, der möchte dort vielleicht auch seine letzte Ruhestätte finden. Individuelle Bestattungen im Wald sind eine immer beliebter werdende Alternative zum Grab auf einem konventionellen Friedhof. Auch in Rheinland-Pfalz. Die Asche des Verstorbenen ruht in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln eines Baumes, inmitten der Natur. Das ist auf der einen Seite idyllisch, auf der anderen praktisch: Die Natur übernimmt die Grabpflege....

Wirtschaft & HandelAnzeige
Freude in Form von Weck und "Worschd" brachte das Team auch zu den Menschen bei der Tafel in Speyer | Foto: Mein Pflegeteam Hochdörffer
7 Bilder

Mein Tag: Unerwartet frei, um anderen eine Freude zu bereiten

Mein Tag. Die Aktion hat sich verselbständigt und ist zu einer richtigen Erfolgsgeschichte geworden. Mehr noch als Sabrina und Jürgen Hochdörffer von "Mein Pflegeteam" in Speyer das vorhergesehen haben, als sie "Mein Tag" als Zeichen der Wertschätzung für ihre Mitarbeiter in ihrem Team ins Leben gerufen haben. Doch was ist das überhaupt, "Mein Tag"? Einmal im Jahr wird jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter bei "Mein Pflegeteam" überrascht: Morgens kommt er oder sie ganz normal zum Dienst und...

Wirtschaft & HandelAnzeige
Küche & Co in Speyer verwirklicht Küchenträume. | Foto: Küche & Co Speyer

Küche & Co Speyer: Eine Küche fürs Leben

Speyer. Das Küchenstudio Küche & Co in Speyer möchte seinen Kunden Küchen fürs Leben realisieren: Küchen, in denen man sich wohl fühlt, die zu einem passen und denen man lange treu bleibt. Entsprechend anspruchsvoll dürfen die Kunden sein, die sich von Inhaber Hans-Jürgen Dolezal und seinem Team ihre neue Küche verwirklichen lassen. Welches Design? Die Küche muss zu den Kunden passen: Welches Design wird bevorzugt? Eine moderne Küche, eine Designküche, eine Landhausküche oder doch lieber eine...

Online-Prospekte in Speyer und Umgebung



add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.