Nordamerikanischer Ochsenfrosch in Kuhardt
Mit Todeszäunen gegen die Ausbreitung einer invasiven Tierart

Zaun, so weit das Auge reicht  -das komplette Ufer der Kuhardter Baggerseen wird derzeit eingezäunt, um den Ochsenfrosch unter Kontrolle zu bekommen | Foto: Heike Schwitalla
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Kuhardt. Es sieht nicht gerade schön aus - und leider ist der Hintergrund der auch kein besonders angenehmer: Schon seit Februar dieses Jahres wird im Auftrag der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD Süd) um die drei Baggerseen Binnlich, Auwinkel und Untere Kuhnbrück bei Kuhardt ein etwa ein Meter hoher amphibiensicherer Zaun aufgestellt, um den sich in diesen Gewässern fortpflanzenden Nordamerikanischen Ochsenfrosch (Lithobates catesbeianus) an seiner weiteren Ausbreitung im Landkreis Germersheim zu hindern. Die Aufbauten sollen verhindern, dass die Frösche  ab März - so bald die Witterung wieder milder wird - ins Wasser zurückkommen.

ein von Menschenhand gemachtes Problem - an diesen Zäunen sollen die Ochsenfrösche eingefangen und dann getötet werden | Foto: Heike Schwitalla
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Invasiver Schädling

Die Amphibie zählt zu den 100 schädlichsten invasiven Arten und stellt eine große Gefahr für die lokale Tierwelt dar. Von der EU Kommission wurde der Ochsenfrosch im Juli 2016 in die Liste invasiver gebietsfremder Arten von unionsweiter Bedeutung aufgenommen. Der Ochsenfrosch kommt ursprünglich  aus den mittleren und östlichen USA sowie dem südöstlichen Kanada. Er gehört damit zu den Neobiota,  ist "eine neue, nicht heimische Art in Tauchgewässern". Er wurde 1932 erstmals zur Gewinnung von Froschschenkeln nach Italien eingeführt, ebenfalls in den 1930er Jahren wurden fünf Paare aus Philadelphia nach Deutschland gebracht. Die Zucht wurde bald darauf wieder eingestellt, als sich herausstellte, dass das Tier eine für die heimische Tierwelt darstellt. In den 1970er und 1980er Jahren wurde der Ochsenfrosch als "Haustier" in Gartenteichen beliebt, vereinzelt wurde er in Deutschland und Frankreich auch wieder zur "Fleischzucht" verwendet. 
Das größte bekannte Ochsenfroschvorkommen liegt in Baden-Württemberg - nördlich von Karlsruhe. Es wird vermutet, dass die Tiere Anfang der 1990er-Jahre dort ausgesetzt wurden. Einzelnachweise der Art wurden in den Jahren 2019 und 2020 auch im Bereich Germersheim erbracht. Eingehende Untersuchungen im Jahr 2021 ergaben einen starken Befall der ehemaligen Baggerseen östlich der Ortslage Kuhardt. Man geht derzeit von einer Population von mehreren Tausend Larven und Fröschen aus, wie die SGD Süd im Gespräch mit dem "Wochenblatt" erklärt.

Gefahr für die heimische Tierwelt

Eine Gefahr stellt der Ochsenfrosch dar, weil er für die Verdrängung heimischer Amphibien sorgt. Was er nicht selbst frisst, dem entzieht er die Nahrung. Außerdem stelle die Ochsenfroschpopulation eine Entwicklungshemmung syntop lebender Amphibienlarven dar, sagt Nora Schweikert von der SGD Süd. "Das bedeutet, dass die Kaulquappen des Ochsenfrosches Stoffe ins Wasser abgeben, die andere Amphibienlarven in ihrem Wachstum unterdrücken". Der Ochsenfrosch ernährt sich von Kleinsäugern, Fischen, Vögeln (Küken von Wasservögeln), Amphibien, Reptilien (junge Wasserschlangen) und Insekten. "Ochsenfrösche fressen alles, was sie überwältigen können", sagt Nora Schweikert und ergänzt: "Außerdem ist er Überträger des für Amphibien gefährlichen Chytridpilzes."

Zäune gegen Ausbreitung der Tierart

Um eine starke Ausbreitung der Art wie im benachbarten Bundesland Baden-Württemberg zu verhindern, sei eine frühzeitige, konsequente Bekämpfung von großer Bedeutung, erklärt die SGD Süd. Durch die nun eingeleiteten Maßnahmen soll in den kommenden fünf Jahren zum einen die Ausbreitung der Tiere verhindert und zum anderen das Abfangen entlang der Trasse ermöglicht werden. Hinweisschilder, die das Vorgehen - etwa für Spaziergänger - erklären, gibt es an den Zäunen bisher noch nicht. Man habe das angedacht, sei aber bislang an der Umsetzung gescheitert, sagt die SGD Süd. Doch die Spaziergänger, die man an den Seen trifft, wissen ohnehin Bescheid. Verstehen, dass die heimischen Tierarten geschützt werden müssen, verstehen nicht so ganz, dass es keine andere Möglichkeit gibt, der "Ochsenfroschplage" Herr zu werden.

der amerikanische Ochsenfrosch soll in der Südpfalz wieder ausgerottet werden | Foto: warrior-on-ice auf Pixabay
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Kommentar: Tierwohl und Tierleid

Leider heißt das Aufstellen der Zäune auch, dass die Tötung der Tiere in Kauf genommen wird, um andere Tiere zu schützen. "Die tierschutzgerechte Tötung ist eine der im Management- und Maßnahmenblatt zu VO (EU) Nr. 1143/2014 vorgesehenen Maßnahmen. Auch andere Möglichkeiten der Entsorgung/Verwertung werden derzeit noch geprüft", sagt die SGD Süd dazu. Ob das Töten die einzige oder die einfachste Möglichkeit der Problemlösung ist, sei dahin gestellt. Es fällt jedoch schwer zu glauben, dass es in einer hochentwickelten Gesellschaft wie der unseren keine anderen Möglichkeiten gibt, der "Ochsenfroschplage" Herr zu werden.  Vielleicht interessieren die fremden Frösche aber auch einfach niemanden, vielleicht sind sie schlicht nicht "niedlich" genug, um das Mitleid der Tierschützer zu wecken. 
Moralisch scheint das Töten einer Tierart zur Erhaltung einer anderen schlichtweg falsch. Denn was kann der Ochsenfrosch dafür, dass er einst zur "Fleischgewinnung"  nach Europa gebracht wurde - und jetzt hier einfach nicht "ins System passt"?
"Invasive Arten sind eine Bedrohung für heimische Arten. Sie sind nicht in das Biodiversitätsgefüge der heimischen Arten integriert. Dementsprechend können sie dieses Gefüge destabilisieren, in dem sie durch Prädation Arten eliminieren, die nicht an solche Beutegreifer angepasst sind. Der Ochsenfrosch frisst z. B. andere Amphibienarten bis zu Extinktion. Wirtschaftliche Schäden in enormen Umfang sind möglich (z.B. Verstopfung von Schifffahrtsstraßen durch Pflanzen). Auch können invasive Arten Vektoren für neue Krankheiten sein, die auf andere Arten oder sogar den Menschen überspringen können. Die EU schätzt den jährlichen Schaden invasiver Arten alleine auf dem Gebiet der EU auf mehrere Milliarden Dollar", heißt es in der Stellungnahme der SGD Süd weiter.
Am Ende steht einmal mehr die Idee, dass der Mensch sein Konsumverhalten generell überdenken muss. Denn letztlich war es erst die menschliche Gier nach "schnell wachsenden" und großen "Delikatessen" (Froschschenkel), die diese gefährliche, invasive Tierart überhaupt in unsere Gewässer gebracht hat.

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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