Als es im Bruhrain noch Waldelefanten gab
Als es im Bruhrain noch Waldelefanten gab/ Rheingraf-Salmclub lud zu einem eigenen Museumstag ein

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Philippsburg (ber).  Unglaubliche viele und wertvolle Schätze birgt das Festungs- und Waffengeschichtliche Museum in Philippsburg. Das ehemaliges Amtsgericht und Gefängnis, 1884 im Stil der italienischen Renaissance errichtet, dient seit mehr als 40 Jahren als Museum und trägt heute den Namen „Senator-Dr.-Burda-Haus“. Wie der Heimathistoriker Ekkehard Zimmermann berichtet, drängte seinerzeit der Offenburger Unternehmer, einer der bedeutendsten Verleger der Nachkriegszeit, in Philippsburg geboren und aufgewachsen, darauf, das Gebäude nicht abzureißen, wie es der Gemeinderat wollte, sondern als Museum umzubauen - und stellte dafür großzügig die finanziellen Mittel bereit.
Auf Initiative des Namensgebers war in den Jahren 1975 bis 1979 eine gründliche Gebäudesanierung vorgenommen worden. Die auf mehreren Ebenen vorhandene Darstellung der wechselvollen Vergangenheit der ehemaligen Reichsfestung und der Region um das Bollwerk herum reicht von der Antike bis in die Neuzeit. Im Erdgeschoss lässt sich die Zeit von 1615 bis 1801 anhand von Exponaten und Erklärungen gut nachvollziehen. Zu Horizonterweiterungen laden die archäologische Kammer und die spezielle Waffenabteilung ein.
Einen eigenen Museumstag mit Rundgängen, Führungen und Vorträgen hatte der Rheingraf-Salmclub als inzwischen zehnjähriger Museumsverwalter anberaumt.
Neu ist die von Uli Pfitzenmeier organisierte Anordnung einer Galerie mit Porträts der Speyerer Fürstbischöfe, die teils im alten Udenheim – später in Philippsburg umbenannt - regierten, so Eberhard Freiherr von Dienheim (1581 bis 1616), der in der damaligen Philippsburger Sclosskapelle geweiht wurde, und sein Nachfolger Philipp Christoph von Sötern (1567 bis 1654), der 1615 den Grundstein zum Festungsbau legte. Zu sehen sind auch mehrere Palisaden aus der Belagerungszeit um 1734. In einer der vielen Vitrinen liegt ein Bronzering von 1416 mit einem Kreuz und der entsprechenden Jahreszahl als Inschrift.
Nicht nur die Kinder, auch die Erwachsenen kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus, als sie den Schilderungen der beiden „wandelnden Geschichtsbücher“ Uli Pfitzenmeier und Ekkehard Zimmermann lauschten: Dass einmal ein Waldelefant in und Philippsburg unterwegs war, dass der Sonnengott Mithras in der Gegend verehrt wurde, dass es eine „Venus von Philippsburg“ gibt.
Eine Fülle von Informationen bekamen die Besucher des Museumstags übermittelt, den der „Club Rheingraf von Salm“ Philippsburg veranstaltete. Im Festungs- und Waffengeschichtlichen Museum in der Schlachthausstraße konnten weit über tausend Ausstellungsstücke besichtigt werden.
Große Beachtung fand der Kiefer eines Waldelefanten, der Vorläufer des eiszeitlichen wollhaarigen Mammuts. Sein Alter wird auf 120.000 Jahre geschätzt. Damals galt das schwergewichtige Tier nicht als eine regionale Seltenheit, denn es herrschten tropische klimatische Verhältnisse. Zu den Sehenswürdigkeiten gehörte auch eine Neuentdeckung, eine Steintafel, die den römischen Gott Mithras zeigt: eine mythologische Personifizierung der Sonne, die im Mithraismus verehrt wurde.
Zu den Museumsschätzen zählen ein römischer Säulenfuß und ein Steinfragment mit römischer Inschrift. Auf die Römerzeit weist ein etwas verwitterter Mauerstein aus dem ehemaligen Schlossgarten mit der Zahl VII hin. Besonders ins Auge fielen den Besuchern eine 26 Zentimeter hohe Bronzefigur aus dem ersten Jahrhundert nach Christus – ein nackter Jüngling - und die „Venus von Philippsburg“.
In einer Glasvitrine wird noch der seinerzeit verwendete mit Eisen beschlagene Holzspaten aufbewahrt. Zu sehen sind darauf die Jahreszahl 1615 und das fürstbischöfliche Familienwappen der Söterns: ein silberner Z-förmiger Doppelhaken. In einem alten Inventarverzeichnis heißt es dazu: „Ein Spaten de anno 1615, womit ihre furstliche Gnaden Philipp Christoph von Sotern den ersten Wasen zu hiesiger Festung gestochen.“ In der Glasvitrine liegen auch die zwei ersten Festungsschlüssel und eine Nachbildung des damaligen Hauptschlüssels.

(Schmidhuber)

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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