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Wie Mutterstadt zu einer Hartmannstraße kam

Straßenschild, abgehend von der Fußgönheimer Straße | Foto: Gemeindeverwaltung Mutterstadt / Michael Hemberger
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  • Foto: Gemeindeverwaltung Mutterstadt / Michael Hemberger
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Vor 150 Jahren, am 18 Januar 1871: Im Spiegelsaal des Schlosses Versailles bei Paris erfolgt die Kaiserproklamation des preußischen Königs Wilhelm zum Deutschen Kaiser. In der von dem Maler Anton von Werner festgehaltenen historischen Szene stehen sich der neue Kaiser Wilhelm I und Reichskanzler Otto von Bismarck direkt gegenüber. Neben Bismarck sind zwei Generäle abgebildet; einer davon ist der 1795 in Maikammer geborene General Jakob Hartmann. Der gebürtige Pfälzer, der als noch nicht zehnjähriger in ein französisches Infanterie-Regiment eintrat, machte eine steile militärische Karriere, erst in der französischen Armee und dann, nach Napoleons Abdankung und als die Pfalz zu Bayern kam, ab 1818 in der bayerischen Armee. Am deutsch-französischen Krieg 1870/71 nahm er, damals 75 Jahre, als General teil. Hartmann erhielt höchste militärische Ehren und Orden und 1871 wurde ihm der erbliche Freiherrenstand verliehen. Gestorben ist Jakob von Hartmann 1873 in Würzburg.

Wie kam es jetzt zu der Straßenbenennung nach Hartmann in Mutterstadt, ohne irgendeinen Bezug zwischen dem Namensgeber und der vorderpfälzischen Gemeinde?

Aus den Unterlagen im Gemeindearchiv ist ersichtlich, dass die heutige Hartmannstraße ursprünglich kleine Schmidt(oder Schmitt-)gasse hieß. Die ging von der großen Schmidt(Schmitt-)gasse (heute Luitpoldstraße) bis zu dem Dorfgraben in den Rüstengärten (Rüste oder Ulme), die heutige Fußgönheimer Straße. Über diesen Dorfgraben am Kampespfuhl (ehemalige Wasserstelle, wo heute das Haus des Medizinalverbandes steht), führte früher lediglich ein Steg (Volksmund: am Brückel), erst 1823 gab es eine Brücke zum darüberfahren.

Ab 1803 hieß die kleine Schmidtgasse dann Wolfengasse, weil der Friedensgerichtsschreiber Lorenz Wolff dort einen Garten ersteigert und ein Haus gebaut hatte. Deshalb erhielt die Gasse diesen Namen. Ende der 1880erJahre wiederum wurden viele Straßen und Gassen in Mutterstadt „umgetauft“. Der damalige Vorsitzende des örtlichen Kriegervereins, Jakob Renner IVX, ein Bewohner der Wolfengasse, setzte dabei durch, dass die Straße den Namen Hartmannstraße erhielt. Begründung: Renner hatte unter General Hartmann den Feldzug gegen Frankreich mitgemacht. (Anmerkung: Auf Initiative des Kriegervereins wurde 1882 das Kriegerdenkmal „zur Erinnerung an den ruhmreichen Feldzug 1870/71“ auf dem alten Friedhof errichtet). 1948 stand wieder eine Umbenennung an: Im Gemeinderat wurde über die Namen aller 67 Ortsstraßen diskutiert und abgestimmt; geändert werden sollten insbesondere die Straßennamen, die „an die Zeit des Nationalsozialismus oder Militarismus erinnern“. Nach diesem Beschluss sollte die Hartmannstaße in „Liebigstraße“ (Justus von Liebig, Chemiker) umbenannt werden. Warum dieser Beschluss nicht umgesetzt wurde, ist nicht mehr zu recherchieren; neben der Hartmannstraße wurden noch weitere acht Straßen nicht wie beschlossen umbenannt; so behielten auch die Friedrich-, Linden-, Ludwig-, Luitpold-, Luisen-, Otto-, Richthofen- und Ritterstraße ihren Namen bis heute.

Text: Volker Schläfer
Quellen: Gemeindearchiv (Akten, Zeitungsberichte)

Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

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