Interessantes von und mit Volker Schläfer
Tag des offenen Denkmals – Rundgang über den alten Friedhof

Foto: Gemeinde Mutterstadt - Gunther Holzwarth
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Alljährlich am zweiten Sonntag im September veranstaltet die Deutsche Stiftung Denkmalschutz den „Tag des offenen Denkmals“.

Es ist die größte Kulturveranstaltung Deutschlands, bei der Einblicke und Besichtigungen erhaltenswerter Denkmäler möglich sind. Ein Friedhof ist sehr selten im Programm - aber ein Friedhof ist ein Kulturgut mit historischen Dimensionen und deshalb beteiligte sich der Historische Verein der Pfalz, Ortsgruppe Mutterstadt, mit zwei Führungen durch den alten Friedhof an diesem Aktionstag. In dem künftigen Park sollen auf Vorschlag des Vereins ortsgeschichtlich erhaltenswerte Grabstätten und Denkmäler stehen bleiben.

Vereinsmitglied Volker Schläfer führte vormittags 47 und nachmittags 44 Besucher durch die innerhalb der 530 Meter langen Umfassungsmauer gelegene 1,2 ha große Anlage mit seinem prächtigen Kastanien-, Buchen- und Schwarzkieferbestand und erläuterte dabei die 275-jährige Friedhofsgeschichte und bei ausgewählten Grabsteinen und Denkmälern die dazugehörenden örtlichen, familiären und beruflichen Informationen. „Angelaufen“ wurden u.a. die Grabsteine von Heinrich Lützel (47 Jahre Lehrer in Mutterstadt, Heimatforscher, Begründer des landw. Consumvereins), Jakob Weber (erster hauptamtlicher Bürgermeister, Initiator für die zentrale Wasser- und Stromversorgung, Kämpfer gegen den Separatismus in der Pfalz, führender Sozialdemokrat und Opfer der NS-Herrschaft), Georg Ludwig Ney, prot. Pfarrer, Dekan, Vorstand des Gustav-Adolf-Vereins Pfalz und Initiator für den Pfälz. Diakonissenverein), Alfons Schäfer (kath. Pfarrer; in seiner Amtszeit wurde der Neubau der Kirche realisiert und er gab den Anstoß für die Wiedergründung des Pfarr-Cäcilien-Vereins), Familie Massott (vor dem Grabstein steht eine lebensgroße aus echtem Carrarar-Marmor gearbeitete Fama- eine Göttin des Ruhms), Johann Adam Cron (antikisierender Sarkophag mit zum Teil antike Kunst nachahmenden figürlich skulptierten Seitenflächen), Johannes Müller (Aschengrab – die erste Urnenbestattung auf dem Friedhof), Maria Salome Biebinger (Nachweis der ersten Bestattung auf dem Friedhof, dokumentiert mit einer Grabplatte in der Umfassungsmauer mit dem Lebenslauf der Verstorbenen; die sog. „Mutterstadter Brezelfrau“).

Des weiteren erläuterte Ortschronist Schläfer bei dem Rundgang die Vorgeschichten zur Errichtung von Denkmälern und Gedenksteinen: Kriegerdenkmal 1870/71 (in der Fachliteratur beschrieben als eines der prächtigsten Kriegerdenkmäler der Pfalz; acht Meter hoher Aufbau in Form eines Tempietto mit der Kaiserkrone; 1882 errichtet mit einer ungewöhnlichen und kreativen Finanzierung durch Kriegerverein und Gemeinde), Kriegerdenkmal 1914/18 (Erinnerung an 144 Kriegstote; das Relief zeigt einen sterbenden Landser mit Frau und Kind, sinnbildlich für das Elend des Krieges), Friedhofskapelle/Leichenhalle (1952 erbaut, jetzt Nutzung als Bauhofdepot und vorgesehen als Aufbewahrungsort für Kleindenkmäler aus der Gemeinde), Gedenkstein/Gemeinschaftsgrab zum BASF-Explosionsunglück 1921 (die Gemeinde ehrte damit die damals „gemeinsam in Arbeit und Pflichterfüllung“ tödlich verunglückten 11 Anilinarbeiter aus Mutterstadt).

Mit Informationen über die Gründe für die Anlage des Friedhofes Mitte des 18. Jahrhunderts, über die durch Ausgrabungen nachgewiesene jahrhundertealte Siedlungs- und Bestattungskontinuität in dem Ortsteil, mit einem Ausblick, wie sich der Historische Verein die weitere Umnutzung des Friedhofes in einen Park vorstellt, mit Ideen für eine jetzt schon mögliche Nutzung im Bereich Kultur/Kunst, und mit der Überlegung, die ortshistorisch erhaltenswerten Grabsteine und Denkmäler mittels Patenschaften/Partnerschaften durch Mutterstadter Bürger, Vereine und Organisationen zu restaurieren/zu erhalten (zur Entlastung der Gemeindefinanzen) endeten die jeweils einstündigen Führungen.

Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

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