Schule / Corona
"Homeschooling" verschärft Bildungsungerechtigkeit

Wir Lehrkräfte aller Schularten versuchen zur Zeit, unsere Schüler*innen durch digitale Angebote zu versorgen, um für die Kinder und Jugendlichen zumindest eine gewisse "Normalität" und einen "Lernalltag" aufrechtzuerhalten. Dabei wird immer deutlicher, dass nicht nur die techische Ausstattung der Schulen oder der einzelnen Lehrkräfte das Problem sind:
Viel schwieriger ist die enorme Divergenz der Lebenswirklichkeiten, in die wir unsere Bildungsangebote schicken. Viele Kinder und Jugendliche haben keinen eigenen Computer. Die meisten haben zwar ein Smartphone, doch weder Drucker, Scanner noch echte Kenntnisse, wie man das alles wirklich als Arbeitsmittel einsetzt. Bei weitem nicht alle wohnen in Verhältnissen, in denen eine echte Arbeitsatmosphäre geschaffen werden kann. Schon gar nicht, wenn plötzlich alle daheim sind, familiäre Konflikte aufbrechen und die Eltern vielleicht sogar um ihren Arbeitsplatz fürchten. Oftmals kann daher daheim eine motivierende und computertechnische Unterstützung gar nicht geleistet werden. Und wenn die Verbindung zum Internet am Wohnort zu schwach ist, kann ich zwar Links zu guten Filmen oder motivierenden Spielen schicken, doch diese können nicht genutzt werden.
Homeschooling birgt weit größere Klippen als die mangelnder Technik oder uferloser Linktipps für mehr oder weniger gute digitale Angebote.
Homeschooling birgt in sich die Gefahr der Diskriminierung: Es verschärft den Zusammenhang von Bildungserfolg und Elternhaus und hängt Kinder ab, deren familiärer Hintergrund nicht bildungsaffin und computertechnisch auf der Höhe ist.

Mit herzlichen Grüßen aus dem Homeoffice - bitte bleiben Sie gesund!
Barbara Becker
Gymnasial-Lehrerin für Biologie und Geschichte
Vorsitzende GEW Landesfachgruppe Gymnasien (Team)

Autor:

Barbara Becker aus Mannheim-Nord

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