Haßlocher Geschichte(n): Das Institut Heinz und Hedy Diehl
Ein Herz für die Schreibmaschine

Der Gründer Heinz Diehl des Lerninstituts Diehl mit seiner Tochter Anita. | Foto: Archiv
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Von Markus Pacher

Haßloch. 75 Jahre Kriegsende in Haßloch: Vielen Bürgerinnen und Bürgern des Großdorfs bleiben die Nachkriegsjahre als entbehrungsreichste Zeit ihres Lebens in Erinnerung. Gleichzeitig boten sie jedoch die Chance für einen wirtschaftlichen Neubeginn. Anita Brand, Jahrgang 1942, erinnert sich an die Anfangsjahre des Instituts Heinz und Hedy Diehl. Ende der vierziger Jahre hatten ihre Eltern den Mut gefasst, in der Forstgasse eine Schule für Maschinenschreiben und Stenografie zu gründen.

„Der Kern unseres Erfolgs waren die Wirtschaftswunderjahre und das Charisma meiner Eltern, die ihre Kreativität in Bezug auf die Vielfalt der Fächer und die Liebe am Unterrichten mit ganz viel Herzblut auslebten“, resümiert die ehemalige Lehrerin an der Realschule Haßloch. Was sich aus kleinen, bescheidenen Anfängen entwickelte, mauserte sich zu einer bis in die 80er-Jahre bestehenden Institution, die ganze Schülergenerationen als gute Empfehlung für die weitere Ausbildung und das spätere Berufsleben diente.
Das Elternhaus in der Forstgasse, in dessen Wohnzimmer der erste Unterricht stattfand, ist längst abgerissen, den daneben, Anfang der 50er-Jahre errichteten Neubau gibt es noch. Den Impuls für die Gründung des Unternehmens gab ein frisch aus dem Krieg heimgekehrter junger Mann, der seinen Arm verloren hatte und auf der Suche nach einer Schreibmaschine war, in der festen Überzeugung, damit eine Anstellung in einem Büro zu finden. Heinz Diehl, von Beruf Wirtschaftswissenschaftler und nach dem Krieg von Berlin nach Haßloch gelangt, besorgte ihm das Objekt seiner Begierde und zeigte ihm auch gleich, wie man es bedient. Eine Geschäftsidee war geboren. Zunächst diente das heimische Wohnzimmer als Unterrichtsraum. „Richtig Schwung kam in die Geschichte, als meiner Mutter ein toller Coup gelang“, erzählt Anita Brand. Über die Vermittlung einer Freundin aus Ostberlin gelangten auf abenteuerlichem Weg 30 Schreibmaschinen nach Haßloch. In den Westen gebracht wurden die Maschinen von einem Metzger, der sie in seinem Transporter unter dem Schweinefleisch versteckte. „Meine Mutter war eher der pragmatische Typ, mein Vater dagegen ein ausgesprochener Kopfmensch“, charakterisiert Anita Brand ihre Eltern. Hedy Diehl organisierte auch die vom unweit gelegenen Lokal „Otterstädter“ ausrangierten alten Tisch- und Stuhlgarnituren, die zusammen mit den Schreibmaschinen im komplett ausgeräumten Wohnzimmer Platz fanden. „Wer Maschinenschreiben und Stenografie beherrschte, fand damals sofort Arbeit“, so Anita Brand.
Schnell wurde allerdings klar, dass die beengten Wohnverhältnisse keine Dauerlösung darstellen konnten. So wurde bereits 1951 mit Hilfe Haßlocher Handwerksbetriebe und einem Kredit der Kreissparkasse der Neubau errichtet. „Meine Eltern profitierten von dem schönen Zusammenhalt mit in der Nachbarschaft befindlichen Betrieben, auch wenn wir als zugereiste Berliner anfänglich nicht immer nur auf Sympathie seitens der Haßlocher Bevölkerung stießen“, erinnert sich Anita Brauch, die als Fachlehrerin an der Realschule Haßloch viele Jahre parallel im Familienunternehmen unterrichtete und es nach dem Tod ihrer Eltern schließlich bis 1989 alleine weiterleitete.
Im Laufe der Jahre kamen weitere Fächer dazu. In den 50-Jahren wuchs das Institut zu einer kaufmännischen Schule mit den zusätzlichen Fächern Deutsch, Buchführung, kaufmännisches Rechnen und Englisch. Unterrichtet wurde nonstop den ganzen Tag über. Heinz Diehl klügelte dazu einen Lehrplan aus, der mit dem Besuch von ganzen Schulklassen am Vormittag begann, gefolgt von kleineren Einheiten, die nachmittags unterrichtet wurden, endend im Abendunterricht für die Berufstätigen - ein harter 14-Stunden-Tag.
Lohn der Mühen war der große Respekt, der dem Institut seitens der Industrie- und Handelskammer und den ihre angeschlossenen Unternehmen entgegengebracht wurde. „Kinder, die von uns unterrichtet wurden, hatten schnell einen Ausbildungsplatzplatz gefunden“, so Anita Brand, die sich rückblickend an die starke Nachfrage nach Kontaktvermittlungen seitens der händeringend nach Nachwuchs suchenden Unternehmen erinnert.
Einen großen Einschnitt in der Entwicklung des Instituts, in dem in den 80er-Jahren unter der Ägide von Anita Brand bis zu 200 Schüler/innen unterrichtet wurde, bedeutete die Einführung der elektrischen Schreibmaschine. Eine Ausbildung in Sachen Büro- und Computertechnik holte Anita Brand zwischenzeitlich nach. Zur Umrüstung auf Computer kam es allerdings nicht mehr - 1989 gab sie das Institut auf und widmete sich von da an ganz ihrer Tätigkeit als Lehrerin an der Realschule Haßloch. pac

Autor:

Markus Pacher aus Neustadt/Weinstraße

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