Demokratie –Teilhabe mit Haltung
Meine Erwiderung an Weis vom 20.06.25

- Stephan Alberti-Riedl mit einem Glas Cola
- Foto: Stephan Riedl
- hochgeladen von Stephan Alberti-Riedl
Dieser Artikel erschien am 09.07.2025 auf Kobinet.
Vielen Dank für Ihre Antwort, Herr Weis. Wie Sie passend schreiben, werden sich unsere geneigten Leser selbst ein Urteil bilden können. Ich gehe in meiner Erwiderung auf Ihren Artikel vom 20.06.2025 ein.
Worauf ich mit den Kreationisten-Beispiel anspiele, nennt sich falsche Dichotomie (=Zweiteilung): Man nimmt an, dass es nur zwei Positionen geben kann. Ein griffiges Beispiel sind Ihr Bier und meine Cola, um das aufzuzeigen. Was nehmen Sie, werter Leser, Leserin und alle dazwischen? Das Bier oder die Cola?
Es wird der Eindruck erweckt, dass es nur entweder das eine oder das andere geben kann. Was aber ist mit Cola-Bier? Und was, wenn es nicht die Cola Klassik, sondern Cola Zero ist? Oder Vanille Cola? Oder Cherry Cola?
Muss das Bier dem deutschen Reinheitsgebot entsprechen? Oder tut es auch eine selbstgebraute Variante? In welchem Verhältnis mischt man beides?
Je mehr es in die Tiefe geht, desto komplexer sind die Meinungen, vor allem bei Themen wie Krieg und Frieden. Da drängt sich der Vergleich mit den ‚Pappkameraden‘, wie Sie es nennen, förmlich auf, denn dies kennt man als Strohmann-Argument: Die Position eines Gegners wird absichtlich verzerrt oder vereinfacht, um sie leichter angreifen zu können. Wie es sich bei Masala und Neitzel in den MoW ganz gut nachlesen lässt.
Das könnte ich auch, indem ich all Ihre Artikel wie folgt zugespitzt zusammenfasste:
„Krieg ist böse, egal ob du ihn anfängst oder dich verteidigst! Sei doch einfach Pazifist, egal, wie schlecht dein Leben auch aussieht und unter fremder Herrschaft aussehen mag. Wenn du nicht weißt, was du machen sollst: Keine Bange, ich weiß es auch nicht. Wenn du dich dabei schlecht fühlst: Keine Bange, das tu ich auch.“
Masala hat lediglich die traurige Realität erkannt: Menschen führen Krieg. Es liegt an verantwortungsvoller Politik, diesen möglichst zu verhindern – oder zumindest zu begrenzen. Und die Frage zu klären, WIE man ihn denn führt, nämlich möglichst so, dass kritische Infrastruktur und die Zivilbevölkerung verschont bleiben.
Alternativen, um kriegerische Konflikte beizulegen, sind durchaus denkbar, aber setzen voraus, dass alle Staaten sich auch an die Spielregeln halten. Anstatt sich gegenseitig mit Waffen zu belagern und anzugreifen, könnte man beispielsweise mithilfe von Schachpartien Streitigkeiten beilegen. Aber wie rechtfertigt man das dann gegenüber seinem aufgebrachten Volk, wenn das Damenopfer am Schluss die Niederlage eingebracht hat?
Mein Vergleich mit dem Kleinen und Großen ist schlüssig, weil er die Realität aufzeigt: Menschen sind unzufrieden, wollen etwas haben und kämpfen entsprechend darum. Aber während normale Menschen sich irgendwann mit den für sie erstrittenen Rechten und/oder Ressourcen zufrieden geben, gibt es Menschen, deren Machtdurst schlichtweg nicht zu stillen ist; wie ein gewisser Vladimir Vladimoriwitsch in Russland, dessen Hauptsitz von manchen als das dritte Rom betitelt wird. Aber während die alten Römer uns Aquädukte, Hygiene, Medizin, Bildung, Wein, öffentliche Ordnung, Straßen und öffentliche Gesundheitsfürsorge gebracht haben, können wir von diesem Neo-Rom nur Unterdrückung und Überwachung erwarten.
Undurchdacht und wirklich ärgerlich ist es eher, von jemandem, der seit seiner Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz im Jahr 2007 über den ignoranten Westen klagte, seitdem mehrmals gegen das Völkerrecht verstoßen hat, sein Volk auf Krieg einschwört und den Großteil seiner Wirtschaft darauf ausgelegt hat, Krieg zu führen, ernsthaft zu erwarten, genau damit aufzuhören, sobald er hat, was er will.
Ich gebe zu Bedenken, dass Russland die meisten natürlichen Ressourcen unseres Planeten hat. Anstatt seine Bevölkerung zu verheizen und alles in den Krieg zu stecken, um sein Einflussgebiet zu erweitern, hätte Putin genauso gut kluge Außenpolitik treiben und in die Zukunft investieren können. Stattdessen hat er sich in eine Situation gebracht, in der er nicht mehr mit Krieg aufhören kann. Ist es in diesem Kontext verwerflich, dass das Baltikum und Polen sich deshalb entsprechend rüsten, weil sie keine Lust haben, als leichte Beute wahrgenommen zu werden?
Zum Völkerrecht kann man sagen, was man will, es ist der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich die Staaten unserer Erde geeinigt haben. Wer es „moralmachiavellistisch“ nennt, verwechselt seinen Missbrauch mit seinem eigentlichen Anspruch: Gewalt (worunter auch Krieg gehört) ein Regelwerk entgegenzusetzen, das auf Verantwortung beruht.
Was MoW 9 betrifft: Ich verschmähe den Artikel keineswegs. Es ist nur keine neue Erkenntnis, dass Kriege Tod, Zerstörung und unzählige Opfer bringen. Gerade deshalb braucht es eine gute Außenpolitik, zuverlässige Bündnisse und eine glaubhafte Verteidigungsfähigkeit. Deutschland befindet sich dabei in einer sehr vorteilhaften Lage – geografisch sowie strategisch. Gerade deswegen ist ein Extremfall, wie Sie ihn schildern, nicht unmöglich, aber wesentlich unwahrscheinlicher als woanders.
Zitat Weis: „Präpotente Sprüche wie den folgenden sollten Sie sich verkneifen, steht ihnen meines Erachtens nicht gut zu Gesicht: „Wenn ein kriegsbereiter Staat glaubt, uns kostengünstig unterwerfen zu können, knallt es auch bei uns.“ Ich denke, wir sind uns einig in dem Wunsch, dass es dazu nicht kommen möge“.
Da stimme ich Ihnen zu. Das ist etwas, was viele Menschen wollen. Leider kann man sich Frieden nicht einfach so herbeiwünschen. Und während ich es für notwendig halte, das auszusprechen, was im Ernstfall Realität werden, werten Sie das als „präpotent“. Mag sein – aber lieber ein realistischer Satz, der aufrüttelt, als ein schöner Gedanke, der nichts bewirkt, wenn es zu spät ist.
Ihre radikal ethische Haltung des Pazifismus können Sie gern einnehmen, Herr Weis, nur scheitert es schlichtweg daran, dass Sie keinerlei Alternative anbieten, außer sich seines Verstandes zu bedienen. Wer genau das tut, erkennt sehr schnell, dass es mit Krieg und Frieden schlichtweg so läuft, wie ich es bereits in meinen Artikeln zu Ihren MoWs geschildert habe. So lief es bereits in der Antike, im Mittelalter, der Gegenwart und so wird es auch in ferner Zukunft laufen.
Deshalb ziehe ich folgendes Fazit: Solange Sie außer Ihrem „Sondervermögen Nachdenken“ nichts Weiteres zu bieten haben, bleibt es beim moralischen Hochamt ohne Handlungsanleitung.
Falls Sie also eine Lösung gegen den Krieg haben, die der Menschheit in ihren knapp 3.000 Jahren aufgezeichneter Geschichte noch nicht in den Sinn gekommen ist, wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie vorzustellen. Sprechen Sie sie aus – Die Welt hört zu.
Verwendete Literatur:
Garvey, N. (2025): ‘The Fight for Souls and Minds‘: Alex Jones, George Galloway, Errol Musk and More Attend Far-Right Forum of the Future in Moscow. https://www.themoscowtimes.com/2025/06/09/the-fight-for-souls-and-minds-alex-jones-george-galloway-errol-musk-and-more-attend-far-right-forum-of-the-future-in-moscow-a89383 (08.07.2025).
Weis, H.-W. (2025): Nichts verschüttet, Dank und Antwort an Riedl. https://kobinet-nachrichten.org/2025/06/20/nichts-verschuettet-dank-und-antwort-an-riedl/ (08.07.2025).
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