In der Selbsthilfegruppe zu neuen Lebenszielen und Mut gefunden
Adrenalin gegen Parkinson

Wilfried Scholl (3.v.l.) im Kreise seines JuPa-Teams: v.l.n.r. Daniela Lehmann, Lebensgefährtin Ria Gerike und Timo Lehmann Foto: ps
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Von Jens Vollmer

Schneckenhausen. Wilfried Scholl ist schon 20 Jahre an Parkinson erkrankt. Nach zwei ersten Jahren des Leidens hat er aber dank der Selbsthilfegruppe angefangen sich mit der Krankheit zu arrangieren und die beschwerliche Situation anzunehmen. Mittlerweile ist er Landesgruppenleiter Rheinland-Pfalz des Deutschen Parkinson Verbandes, Leiter der Regionalgruppe Kaiserslautern sowie der JuPa RLP-Süd. Im Ehrenamt leistet der 55-Jährige - trotz Krankheit – Bemerkenswertes.

Zittern beim Essen im Restaurant, vermeintliche Blicke, wenn wieder einmal das Essen von der Gabel fällt, der unangenehme Eindruck, alle Blicke haften auf einem, das kennt Wilfried Scholl zur Genüge. Auch er hatte sich irgendwann nur noch zu Hause eingeigelt.
Doch sein Leben ist längst nicht mehr von der Krankheit bestimmt, sondern durch sein ehrenamtliches Engagement in der Selbsthilfe geprägt. Er hat wieder Mut gewonnen und will diesen auch an andere Betroffene weitergeben.
Wer ihn besucht, sieht schon vor der Tür den Bus der Selbsthilfegruppe, professionell beklebt. Ein erstes Indiz für viel Herzblut, das in das Engagement fließt. Auch Gespräche sind von ständiger Geschäftigkeit geprägt, man muss nicht lange um Informationen bitten, es sprudelt nur so aus ihm heraus. Anstehende Termine in verschiedenen Städten, die eigenen Veranstaltungen, neue Drucksachen, selbst produzierte Videos, Gimmicks wie Strohhalme mit Befestigungsklammern für Parkinsonkranke, ein eigenes Kochbuch, die Arbeit an der Homepage – langweilig wird es dem Tausendsassa wahrlich nicht.
Sein Telefon steht eigentlich nie still, sowohl Hilfe suchende Parkinsonkranke als auch Organisationspartner wollen den kreativen Kopf der Selbsthilfegruppe regelmäßig sprechen.
Trotz eigener Krankheit leistet Scholl ein hohes Pensum, scheint den Stress zu brauchen. Bei einem mehrtägigen Entspannungsprogramm - Parkinsonkranke müssen Stress vermeiden - verstärkten sich seine Krankheitssymptome trotz wohltuender Entspanntheit. Der positive Stress und somit ein gewisses Maß an Adrenalin scheinen Lebenselixier für Scholl zu sein und die Krankheit mal mehr, mal weniger in Schach zu halten.
Dabei gibt es auch Dinge, die nicht mehr möglich sind, zum Beispiel das geliebte Waldhorn zu spielen, ein in der Pfalz handgefertigtes Instrument aus den Dreißigerjahren des vorigen Jahrhunderts.
Seit 2012 ist er Leiter der hiesigen Selbsthilfegruppe, die bei ihrer Gründung vor 30 Jahren 25 bis 30 Interessenten hatte und mittlerweile mehr als 200 Mitglieder in der Region Kaiserslautern aufweist. Er ist stolz darauf, zusammen mit seinem Team so vielen Menschen Informationen und Hilfe bieten zu können. Die Aufklärung über die Krankheit treibt ihn zudem an, denn auch Angehörige müssen mit dem Schicksal des Erkrankten umgehen. Selbst jüngere Leute können erkranken, was der Allgemeinheit weniger bekannt ist, wird Parkinson doch meist erst im Alter zwischen 60 und 75 Jahren diagnostiziert. Motiviert durch das eigene Schicksal, schon mit 35 Jahren betroffen gewesen zu sein, entstand eine eigene Gruppe, die „JuPa“, offiziell „Junge Parkinsonkranke Rheinland-Pfalz Süd“, die mittlerweile auch schon 15 Jahre besteht.
Im Gespräch stellt sich schnell heraus: Wilfried Scholl kennt sich mittlerweile bestens im Dschungel von Selbsthilfegruppen, Organisationen, Krankenkassen und Reglements für finanzielle Zuschüsse, Spenden, aber auch Marketing und Pressearbeit aus. Und deshalb ist sein Engagement beileibe nicht nur Selbstzweck, sondern bringt den Mitgliedern wichtigen Mehrwert. Das fängt an beim persönlichen Erfahrungsaustausch, geht weiter zur Information über wissenschaftliche Berichte und medizinische Fortschritte, über clevere Ideen und Hilfsmittel für den beschwerlichen Alltag bis hin zu gemeinsamen Ausflügen und Unternehmungen. Ob schon die Krankheit nicht heilbar ist, gemeinsames Lachen ist auch hier die beste Medizin. jv
Hintergrund:

Die dem Bundesverband Deutscher Anzeigenblätter (BVDA) angeschlossenen Wochenblätter stellen unter dem Logo „Respekt“ regelmäßig Beispiele ehrenamtlichen Engagements vor.

Autor:

Jens Vollmer aus Wochenblatt Kaiserslautern

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