Interessantes von und mit Volker Schläfer
„Stille Helden“ in Mutterstadt in einer schrecklichen Zeit

Foto: judeninmutterstadt.org
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Zu aktuellen Zeitungsberichten über KZ-Transporte 1945 aus der Pfalz gibt es auch eine Geschichte aus Mutterstadt. Im Winter 1944/45, als sich die Niederlage des Dritten Reiches immer mehr abzeichnete, wurden trotzdem noch Transporte für die Deportation von Juden, Halbjuden und Personen aus christlich/jüdischen „Mischehen“ zusammengestellt. Für den 9. März 1945 organisierte man einen letzten pfälzischen Deportationszug in das KZ Theresienstadt (Terezin im heutigen Tschechien). Auch in Mutterstadt sollten dafür registrierte Menschen festgenommen und dem Transport überstellt werden. Wilhelm Binder (1889-1957) war Polizeidiener (Dorfpolizist) im Ort und wurde mit dieser Aufgabe beauftragt. Sich den persönlichen Folgen seines Tuns durchaus bewusst, warnte er aber zwei ihm bekannte Familien so rechtzeitig, dass Ida Rockstroh geb. Dellheim, und ihr Sohn Karl sowie Sara Gemar, geb. Dellheim, mit ihrem Sohn Egon untertauchen und sich in der Klosterkirche Oggersheim verstecken konnten.
Durch Ida Rockstroh wiederum wurde auch der damals 47-jährige Fritz Dellheim von der bevorstehenden Aktion gewarnt, verließ sein Versteck und flüchtete mit seiner Frau Margarethe geb. Weisbrod und den Kindern Ruth, Harry und Isolde über Dannstadt nach Edenkoben, den anrückenden US-Soldaten entgegen. Alle drei Familien überlebten. Die beiden Dellheimtöchter, Ruth Külbs (98) und Isolde Frühling (81) leben noch in Mutterstadt. Der Fabrikarbeiter Johannes Unold (1895-1979), ein aktiv agierender Kommunist und Antifaschist gegen das NS-Regime, hatte Fritz Dellheim zeitweise in seinem Haus in der Bleichstraße bis zu diesem Zeitpunkt in einem „Kellerloch“ vor den NS-Verfolgern versteckt. In dieser Zeit entgingen sechs weitere Personen, darunter drei ehemalige französische Kriegsgefangene, ebenfalls in diesem Erdloch unter Heu und Stroh, der Aufspürung durch das NS-Regime. Die beiden Mutterstadter Unold und Binder,, die man als „stille Helden“ in der damaligen NS-Schreckensherrschaft bezeichnen kann, standen für ein anderes Deutschland: für Mitmenschlichkeit, Hilfsbereitschaft, Freundschaft und persönliches Engagement: Unter Todesgefahr für sich und ihre Familien halfen sie Verfolgten und retteten diese vor Verhaftung, Deportation und möglicherweise vor dem Tod. Zwei mutige, gerecht denkende Männer in dieser für viele Menschen so grauenvollen Zeit.

Text: Volker Schläfer

(Quellen: Kukatzki/Schläfer: ORTSCHRONIK MUTTERSTADT 2017; judeninmutterstadt@org./Metzger)

Foto: judeninmutterstadt.org
Foto: judeninmutterstadt.org
Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

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