Neues aus der Gemeinde Mutterstadt
Volkstrauertag 2025
- Foto: Gemeinde Mutterstadt
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Der Volkstrauertag war ursprünglich den gefallenen deutschen Soldaten des Ersten Weltkriegs gewidmet. Der moderne Volkstrauertag gedenkt allgemein der Opfer von „Krieg, Gewaltherrschaft und Terrorismus“. Am vergangenen Sonntag fand um 11 Uhr die Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag in der Trauerhalle des Neuen Friedhofes statt, wozu Bürgermeister Thorsten Leva eingeladen hatte. Nach dem feierlichen Choral der Blasorchesters mit dem Titel „Letzte Ehre“ brachte Ulrike Machill in Begleitung von Stefan Franz eine Arie von Georg-Friedrich Händel dar.
Diakon Claus Kasper begrüßte alle Anwesenden und drückte die Wichtigkeit des Volkstrauertages in der heutigen Zeit aus. „Musik und Harmonie sind wie die Welt, welche aus herrlichen und schrecklichen Momenten besteht“ begann Kasper seine Gedanken zum Volkstrauertag. Er nahm das 80-jährige Jubiläum vom Ende des zweiten Weltkrieges zu Anlass über die Unfassbarkeit der Millionen Kriegsopfer der Geschichte zu reden. „65 Millionen fanden in dieser grausamen Zeit den Tod. Alleine die Hälfte davon waren Zivilisten“, fuhr Kasper fort. Die dadurch entstandene, sogenannte Trümmerliteratur, wurde durch so manchen Schriftsteller geprägt. Einer davon war Wolfgang Borchert. Der in Hamburg geborene und gelernte Buchhändler wollte seinen Traum verwirklichen und wurde Schauspieler. Vier Monate nach Abschluss der Schauspielschule wurde er für den Dienst im Krieg eingezogen. Nach zwei Einsätzen an der Ostfront wurde er Angeklagt sogenannte „wertzersetzende Schriften“ verfasst zu haben. Aus der Haft gelang ihm die Flucht. Zu Fuß ging es zurück nach Hamburg, wo er am 20. November 1947, im Alter von nur 26 Jahren an den Folgen der Haft und des Kriegseinsatzes verstarb. Ein prägendes Werk über den Wahnsinn des Krieges wird bis heute, unter anderem im Pfalz-Theater Kaiserslautern aufgeführt. „Draußen vor der Tür“ schildert die Geschichte von Herrn Beckmann, der aus dem Krieg nach Hause kommt und vor den Ruinen seines Lebens steht. Tote Familienmitglieder, ein völlig zerstörtes Heim und eine Frau, die sich von ihm abgewendet hat. So versuchte er sich in der Elbe das Leben zu nehmen. Er scheiterte und fand zu Gott. Somit vermittelte Borchert, dass man trotz Vernichtung und Tod das Leben lieben, dem Frieden eine Chance geben kann. „Friede beginnt, wenn Menschen den Weg verlassen, neu beginnen und sich mit Menschen verbünden.“ So beschloss Diakon Claus Kasper seine Ansprache.
Nach der Darbietung von Ulrike Machill und Stefan Franz „Von guten Mächten“ gedachte der Bürgermeister der Opfer von Gewalt und Krieg, an Kinder, Frauen und Männer aller Völker, der Soldaten, die in den Weltkriegen starben, der Menschen, die durch Kriegshandlungen oder danach in Gefangenschaft als Vertriebene und Flüchtlinge ihr Leben verloren, die verfolgt und getötet wurden, weil sie einem anderen Volk angehörten, einer anderen Rasse zugerechnet wurden oder deren Leben wegen einer Krankheit oder Behinderung als lebensunwert bezeichnet wurde, die ums Leben kamen, weil sie Widerstand gegen Gewaltherrschaft geleistet haben und derer, die den Tod fanden, weil sie an ihrer Überzeugung oder an ihrem Glauben festhielten. Er gedachte auch der Opfer der Kriege und Bürgerkriege unserer Tage, der Opfer von Terrorismus und politischer Verfolgung, an die Bundeswehrsoldaten und anderen Einsatzkräfte, die im Auslandseinsatz ihr Leben verloren. „Wir gedenken heute auch derer, die bei uns durch Hass und Gewalt gegen Fremde und Schwache Opfer geworden sind. Wir trauern mit den Müttern und mit allen, die Leid tragen um die Toten. Aber unsere Leben stehen im Zeichen der Hoffnung und Versöhnung unter den Menschen und Völkern, und unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der Welt.“, so der Bürgermeister. Erwähnt hatte er auch die beiden besonderen Gedenktage in Mutterstadt zum Ende des zweiten Weltkrieges. Zum Einen den Opfern die am 1. Februar bei einem verheerenden Fliegerangriffs verstorben sind und zum Zweiten der Enthüllung eines Gedenksteins anlässlich des Absturzes eines alliierten Fliegers sowie einer deutschen Maschine zwischen Mutterstadt und Limburgerhof.
Nach dem dritten Beitrag von Machill und Franz, „Imagine“ von John Lennon, und dem abschließenden gemeinsamen Lied „Gib Frieden Herr, gib Frieden“ ging man zur Kranzniederlegung in den Ehrenhof über. Hierzu schritt der Bürgermeister mit den Beigeordneten Andrea Franz und Frank Pfannebecker voran. Die Anwesenden folgten nach draußen. Nach einer Gedenkminute war die Feierstunde offiziell beendet. Am Ende der Veranstaltung stand traditionell die Sammelbüchse vom Volksbund Deutscher Kriegsgräberfürsorge bereit.
Autor:Michael Hemberger aus Mutterstadt |
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