Geplantes neues Landesjagdgesetz sorgt für erhitzte Gemüter
- Jens Klink (links) und Klaus Hahn
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Kreis Kusel. Das geplante neue Landesjagdgesetz sorgt bei Jägern, Jagdpächtern und Jagdgenossenschaften, nicht nur in der Region, für erhitzte Gemüter. Das Wochenblatt führte mit Jens Klink, stellvertretender Kreisjagdmeister, und Klaus Hahn , 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Kusel im Landesjagdverband ein Interview.
Von Anja Stemler
Wochenblatt: Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Jens Klink: Ich bin 56 Jahre alt und lebe meine Leidenschaft für die Jagd seit vielen Jahren mit Herz und Verstand. Als stellvertretender Kreisjagdmeister im Kreis Kusel sowie als Obmann der Hegeringleiter und Hegeringleiter des Hegerings Nordpfälzer Bergland setze ich mich aktiv für eine verantwortungsvolle, nachhaltige Jagd und den Schutz unserer heimischen Wildtiere ein. Ein besonderes Anliegen ist mir die Kitzrettung – hier arbeite ich mit großer Überzeugung daran, junge Wildtiere vor dem Mähtod zu bewahren und einen Beitrag zum Artenschutz zu leisten.
Klaus Hahn: Ich bin 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Kusel im Landesjagdverband Rheinland-Pfalz.
Wochenblatt: Eine Kundgebung der Jäger gegen die Novellierung des Landesjagdgesetzes Rheinland-Pfalz fand am Edeka-Markt in Altenglan statt. Wie viel Menschen haben die Veranstaltung aufgesucht und wie empfanden Sie die Rückmeldungen?
Jens Klink: An der Kundgebung nahmen 190 bis 200 Jägerinnen und Jäger, Landwirte und Freunde der Jagd teil. Ich hatte sehr viele nette Gespräche mit Kollegen.
Klaus Hahn: Die Rückmeldungen waren durchweg positiv für die Belange und Sorgen der Jägerinnen und Jäger.
Wochenblatt: Welche Änderungen sieht das geplante neue Landesjagdgesetz konkret vor?
Jens Klink: Jagd soll aktive Unterstützung bei der Waldverjüngung leisten, um junge Bäume vor Wildverbiss zu schützen.
Vorgaben zur Wildtierregulierung bei Rehwild und Rotwild – regionale Abschusspläne und bei Nichterfüllung Sonderkündigungs - oder Anordnungsrechte. Die Jägerschaft soll den Problemlöser spielen und mit den Mitteln der Jagdabgabe haften. Abschaffung der formalen Rotwild Bewirtschaftungsgebiete im Austausch für landesweite Duldung oder Bejagung. Es bleibt bei dem völlig verfehlten Konzept, dass Jägerinnen und Jäger durch willkürliche Verfahren, unbestimmte Rechtsbegriffe, vereinfachten Verwaltungszwang und mögliche Pachtvertragskündigungen zu drastischen Abschusserhöhungen gezwungen werden sollen.
Klaus Hahn: Einige gravierende Änderungen. Das Landesjagdgesetz soll in aller Eile durch das Parlament durchgeschleust werden. Die Landesjagdverordnung fehlt aber noch.
Die Reichweite der Verordnungsermächtigung ist unerträglich weit. Die an die Forstabteilung angegliederte Oberste Jagdbehörde soll in weit über 50 Aspekten die Möglichkeit haben (§55 LJG-E) am Parlament vorbei alles zu bestimmen.
Pächter und Jagdgenossenschaften werden durch eine erhebliche Ausweitung der Wildschadenhaftung massiv in die Pflicht genommen. Verlängerung der Frist zur Wildschadensanmeldung, volle Wildschadenhaftung auch für seltene Baumarten, volle Wildschadenhaftung für Seitentriebverbiss und die Pflicht zur Anlage von Weisergattern.
Bewährte Verwaltungsstrukturen werden aufgelöst und dem Kreisjagdbeirat werden fast alle Funktionen entzogen, insbesondere bei der Erstellung von Mindestabschussplänen. Gleichzeitig soll die Obere Jagdbehörde in Neustadt von der Abschussmeldung bis zum Mindestabschussplan für alle Verwaltungsfragen im Zusammenhang mit Rotwild für ganz Rheinland-Pfalz zuständig sein.
Wochenblatt: Welche Kritik gibt es an den geplanten Änderungen?
Jens Klink: Das neue Jagdgesetz bringt tiefgreifende Veränderungen mit sich – viele davon gefährden bewährte Strukturen und die Balance zwischen Jagd, Tierschutz und Forstwirtschaft.
Klaus Hahn: Der Entwurf übergeht moderne Wissenschaft und klammert wildbiologische Erkenntnisse aus. Es soll nur mehr geschossen werden, Dam- und Muffelwild spricht man durch die Abschaffung der für sie zuständigen Hegegemeinschaften und der Abschussverpflichtung außerhalb von Duldungsgebieten weitestgehend die Existenzberechtigung in Rheinland-Pfalz ab.
Wochenblatt: Welche Auswirkungen haben diese Änderungen auf die Jagdausübung?
Jens Klink: Strengere Abschussvorgaben, weniger Eigenverantwortung – Behörden können eingreifen, wenn Pläne nicht erfüllt werden. Weniger Einfluss der Jägerschaft. Wegfall des Kreisjagdmeisters und unklare Rolle der Hegeringe schwächen die Mitsprache der Jäger vor Ort.
Klaus Hahn: Die Jagdausübung wird weiter durch unsinnige Verbote beschnitten. Jäger und Jagdgenossenschaften sollen die finanziellen Lasten von Wildtierseuchen tragen und werden zur Kadaverbeseitigung verpflichtet mit möglicherweise ruinösen Folgen, z.B. bei Ausbruch der ASP. Wenn die Bau- und Fallenjagd eingeschränkt wird werden es in Zukunft unsere Bodenbrüter wie die Feldlerche und der Kiebitz schwer haben.
Wochenblatt: Wie sieht es in Sachen Tierschutz und Nachhaltigkeit aus?
Jens Klink: In Sachen Tierschutz und Nachhaltigkeit haben Jäger in Deutschland – und speziell in Rheinland-Pfalz – eine gesetzlich verankerte Verantwortung. Die Jagd ist nicht nur Nutzung, sondern auch Pflege, Kontrolle und Schutz der Wildbestände im Sinne eines nachhaltigen Naturhaushalts.
Wochenblatt: Wie ist die Position der Jäger im Verhältnis zu anderen Akteuren, die Zusammenarbeit zwischen Jägern und anderen Naturschutzverbänden?
Jens Klink: Mit Naturschutzverbänden: Projekte zu Arten- und Lebensraumschutz, z. B. bei Feldhasen, Rebhuhn, Amphibienschutz. Beteiligung an Runden Tischen, regionalen Artenschutzprogrammen oder Monitoring-Projekten (z. B. Wildkatze, Luchs, Wolf).
Klaus Hahn: Die Naturschutzverbände wissen das wir Jäger vieles ehrenamtlich für die Natur tun. Mit anderen Verbänden wird immer eine konstruktive Zusammenarbeit angestrebt. Der Landesjagdverband hat alleine im Kreis Kusel 14 Flächen für den Naturschutz angekauft.
Wochenblatt: Was wünschen Sie sich für die Zukunft? Oder besser gesagt: „Wie sieht die Zukunft der Jagd aus?“
Jens Klink: Erfolgreiche Kooperationen mit Landwirten: Zusammenarbeit bei Kitzrettung, Wildschadensvermeidung, Biotopvernetzung. Mit Forstbetrieben: Gemeinsames Ziel: Ausgewogenes Verhältnis von Wald und Wild – auch wenn es bei der „Verjüngungsfrage“ unterschiedliche Ansätze gibt.
Wochenblatt: Vielen Dank für die Bereitschaft zu diesem Interview.
Autor:Anja Stemler aus Kusel-Altenglan |
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