Fortschrittlicher Geist. Was hab ich davon?
Über 50 Jahre Tempo 50

- Mobilitätskonzept Haßloch
- Foto: Mobilitätskonzept
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Tempo 50 innerorts haben wir doch alle verinnerlicht. Seit wann besteht diese Regelung? Was waren die Hintergründe?
Ab 1957 sollte in geschlossenen Ortschaften keiner mehr rasen dürfen. In der Zeit der Nationalsozialisten galt Tempo 40 für die Stadt, T 80 außerorts und T 60 für LKW und Omnibusse. Grund: Zur Schonung der Benzinvorräte. Nach der Gründung der BRD durften alle tatsächlich so schnell fahren, wie sie konnten. Freie Fahrt für jetzt freie Bürger.
Mit dem Start des deutschen Wirtschaftswunders in den 50er-Jahren startete die Motorisierung mit Kleinrollern und Kleinwagen. Aber bereits 1955 wurden dennoch 12.000 Verkehrstote gemeldet (2006: 5094). Eine Statistik von 1956: An jedem Tag starben 18 Menschen im Stadtverkehr!
Ein Abgeordneter des Bundestages, Oskar Rümmele (CDU) ergriff damals die Initiative und warb für eine Begrenzung auf Tempo 50 in der Stadt, Tempo 80 auf Landstraßen und Tempo 90 auf Autobahnen. Er nahm sich England mit (30 Meilen = 48 Km/h) und Österreich (50 km/h) als Vorbild.

- Straßenschild: Von ADAC, unterstützt von Polizei BW
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Der Schwarzwälder Protestant Rümmele, in Hausen geboren, in Hinterzarten politisch aktiv beschäftigte sich mit der europäischen Verkehrssituation. Er konnte darauf verweisen, dass Großbritannien trotz einer viel höheren Verkehrsdichte 1955 nur 5000 Verkehrstote zu beklagen hatte. 1956 wurde sein Vorschlag heftig diskutiert. Die Einschränkung der freien Fahrt war damals umstritten.
Mit 50 zum Zusammenbruch?
Gegenvorschläge: FAZ plädierte für verschärfte Führerschein-prüfungen, diverse Politiker und Gutachter für besseren Ausbau der Straßen.
Laut protestierte etwa der ADAC, der den innerstädtischen Verkehr zusammenbrechen sah. Sind das nicht bekannte Reaktionen??
Oskar Rümmele gab dem „Geschwindigkeitsbegrenzungsgesetz“ jedoch den Vorrang – 1957 trat das Gesetz in Kraft. Das Tempolimit für Autobahnen kam nicht.
So sieht es heute in Europa aus:

- Deutsche Umwelthilfe
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"Die meisten Abgeordneten sind auch dem Teufel der Raserei verfallen", befand damals Oskar Rümmele, der seine Sprache gerne mit Zitaten aus den Kalendergeschichten seines Landsmannes J. P. Hebel würzte. Auch Schutzhelm tragen und Angurten setzten sich erst gesetzlich durch. Freiwilligkeit?
Europaweit zielen die Bemühungen seit 2008 innerorts auf Tempo 30 zu begrenzen, um dem Lärmschutz zu dienen. Lärm sei inzwischen nach der Luftbelastung die zweitgrößte Gesundheitsgefährdung.
Studien belegen, dass innerorts im Vorankommen zwischen T50 und T30 kein Unterschied mehr bestehe.
Mit T 30 im Überblick:
deutlich weniger Lärm, mehr Sicherheit, saubere Luft,
weniger Benzinverbrauch, Mobilität ist nicht eingeschränkt,
bessere Nutzung für Fußgänger, Radfahrer,
wertet öffentlichen Raum auf, alle fahren langsamer
Tempo-Flickenteppich und Schilderwald enden.
Drei Landesbehörden fordern seit 26.1.2021 das Rathaus auf, kurzfristig „Ruhige Gebiete“ gegen „Zunahme des Lärms zu schützen“: Mit Tempo 30 auch auf den restlichen Straßen.

- Foto: G.Moses
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Siehe Lärmatlas RLP 13.8.
https://www.wochenblatt-reporter.de/hassloch/c-community/auf-der-suche-nach-dem-krach_a665250






Autor:Günter Moses aus Haßloch |
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