Ortsumbenennung beschlossene Sache?
Bürger*innen in Harthausen zeigen sich irritiert

Beweis durch historische Landkarte erbracht: Aus Harthausen wird jetzt Harthofen | Foto: Exactissima Palatinatus Rheni ac Ducatus Bipontini Tabula; ca. 1688; Nicolaum Visscher, Amsterdam
  • Beweis durch historische Landkarte erbracht: Aus Harthausen wird jetzt Harthofen
  • Foto: Exactissima Palatinatus Rheni ac Ducatus Bipontini Tabula; ca. 1688; Nicolaum Visscher, Amsterdam
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Harthausen/Harthofen, 01.04.2020: Neueste Forschungen des agilen Heimat- und Kulturvereins in Harthausen haben ergeben, dass die Ortsbezeichnung der ehemaligen Hochburg des pfälzischen Tabakanbaus nicht Harthausen, sondern Harthofen lautet. Dies bestätigten nun jahrelange Recherchen und Schriftenvergleiche des Vereins in verschiedenen internationalen Archiven auch unter Hinzuziehung historischen Landkarten. Bislang ging man noch davon aus, dass sich der Ortsname „Hardhusen“, bzw. „Harthusen“, der sich seit dem 16. Jahrhundert zu der Schreibweise „Harthausen“ entwickelt hat, die einzig richtige und historisch nachgewiesene Bezeichnung des Ortes sei. Seit Jahrzehnten wird dies auch durch Wikipedia, der weltweit freien Online-Enzyklopädie so aufgezeigt.
         
„Wir müssen unsere Ortsgeschichte neu schreiben“, so Bürgermeister Harald Löffler auf Anfrage. Er könne sich die klangheimliche Namensänderung, die offensichtlich irgendwann zwischen 1592 (historische Landkarte in der die Orte „Dudenhouen, Heynouen und Harthouen genannt sind) und 1818 (Harthausen erhält durch die bayerische Regierung seine Selbstständigkeit zurück) vollzogen wurde, nicht erklären. „Mag sein, dass wir Harthäuser uns einmal mehr von den Nachbarorten Hanhofen und Dudenhofen abgrenzen wollten, aber das hätte sich ja dann sowieso seit unserer Auszeichnung als „Königskinder“ durch Prinz Luitpold im Jahre 1851 erübrigt“, so Löffler. Warum dieser Namens-Coup über Generationen unbemerkt blieb, darüber streiten sich im Ort nun weiter die Geister. „Für uns ist es nur ein schwacher Trost“, so der Vorstand des Kultur- und Heimatvereins, „dass die Bürger aus Hanhofen jetzt wohl auch ein ähnliches Schicksal erfahren werden“, denn in der einschlägigen Landkarte ist der Nachbarort als „Heinhofen“ bezeichnet, obwohl er bekanntlich am Woog- und Speyerbach, nicht aber am Hainbach liegt. Wir bekennen uns aber zu unserer Geschichte und werden eine Zusatztafel zur Ortschronik am historischen Tabakschuppen auf den Weg bringen, so die Heimatforscher.
 
Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen war, hat Bürgermeister Löffler nach Rücksprache mit der für eine Umbenennung des Ortes zuständigen Mainzer Landesregierung in einer am heutigen Tage eiligst einberufenen Videokonferenz bereits einen entsprechenden Beschluss des Ortsgemeinderates herbeigeführt. Laut Mitteilung eines Ratsmitgliedes wurde die Rückbenennung zu „Harthofen“ in der Sitzungsvorlage damit begründet, dass man dies „den Ahnen schuldig“ sei und damit auch einen Beitrag zur Entbürokratisierung leisten wolle (Neubürger könnten sich die Namen der umliegenden Orte besser einprägen). Gleichwohl hätte man im Zuge der Neubenennung jetzt auch gleich eine Änderung der Ortsvorwahl (bisher 06344 = Schwegenheim) beantragt und damit einem lang gehegten Wunsch vieler Bürger*innen entsprechend Rechnung getragen. Die Postleitzahl bliebe aber gleich und ein Wechsel der neuen „Harthofener“-Ortsschilder müsse erst nach einer Übergangszeit von einem Jahr, also spätestens zum 1.4.2021 erfolgen.
   
Ob nun Verbandsbürgermeister Manfred Scharfenberger die Ereignisse zum Anlass nimmt, die bisher drei selbständigen Ortsgemeinden wie in Römerberg zu einer Einheitsgemeinde zusammen zu führen, war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt. Hinter verschlossener Tür munkelt man aber bereits, dass sich die Mehrheitsparteien im Verbandsgemeinderat bereits auf den Namen "Hofenhausen" bzw. „Dorfhausen“ verständigt hätten. Eine entsprechende Recherche habe ergeben, dass es in Deutschland eine Gebietskörperschaft mit diesen Namen noch nicht gebe und man dem „alten Harthausen“ nun gebührend Tribut zollen müsse. Ob es damit dann getan ist, bleibt abzuwarten. Bekanntlich gab es im Rahmen der im Jahre 2014 vollzogenen Verwaltungsreform bereits diverse Meinungsverschiedenheiten bei der Namensgebung der neuen Verbandsgemeinde Römerberg-Dudenhofen. Damals konnte man sich noch auf einen Kompromiss einigen; die aktuelle Situation wird die Diskussion neu entfachen.

Autor:

Clemens Keller aus Römerberg-Dudenhofen

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