Zwei Stunden Bart frisieren - üblich vor einem Wettbewerb
Der Nikolaus wohnt in Rheinsheim - Hans-Peter Weis

Foto: Nachtigal
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Philippsburg-Rheinsheim: „Der hat ja voll den Bart“...damit ist in diesem Fall kein schlechter Witz gemeint, sondern ein ganz besonderer Mann. Hans-Peter Weis , 70 Jahre jung, könnte durchaus als Nikolaus oder Weihnachtsmann durchgehen. Sein besonderes Hobby trägt er ganz markant im Gesicht: einen – inzwischen ergrauten – Vollbart.
An die 30 cm ist er ausgekämmt und „in Natur“ im Durchschnitt. Wenn ihm den einer nehmen würde – dann wäre das schon „ein tätlicher Angriff“ wie der stolze Träger im Interview sagt, „und da kann ich dann wirklich sauer werden“. Tochter Ira und Ehefrau Pia, die beim Gespräch mit dieser Zeitung dabei sind, nicken zustimmend. Pia Weis gesteht, ihr habe der Bart schon immer gefallen. 1975 während der Ausbildung in einer Schwesternschule wurde sie von einer Rheinsheimer Freundin mit dem „netten bärtigen jungen Mann“ sozusagen verkuppelt. So dauerte es nicht lange, bis die in Heidelsheim geborene Pia Grobs in Rheinsheim sesshaft wurde und mit Hans-Peter Weis eine Familie gründete. Clarissa (heute 37) und Ira (35) wurden geboren. Drei Enkel (7, 9 und 11 Jahre alt) komplettieren die Familie inzwischen.
Wie kam es aber zu dem Bart? Ehefrau und Tochter drängen das Familienoberhaupt dazu, aus dem Nähkästchen zu plaudern:
1971 mit gerade 23 war Hans-Peter Weis durch seinen Beruf als Schiffsführer viel in der Welt unterwegs. Zwischendurch verdiente er sich durch das Überführen von Fahrzeugen etwas dazu und so landete er mit einem Freund auch in Afrika. Mehr bedingt durch die gegebenen Umstände fiel das Rasieren aus und so wuchs in den Wochen der Reise der Bart. Beim Zoll im Zug durch Holland kam es zu Missverständnissen und der Kontrolleur legte ihm dringend nah: „Foto mit Bart in den Pass oder immer rasieren“. Beim ersten Heimatbesuch nach mehreren Wochen, waren auch seine Eltern nicht begeistert, und so trennte er sich einige Zeit später von seinem ersten Bart. Tatsächlich hatte sich die Familie und er inzwischen aber bereits so daran gewöhnt, dass er ab diesem Zeitpunkt wuchs und bis heute nicht mehr glatt rasiert wurde.
Praktisch war dies auch in seiner aktiven Zeit auf dem Schiff. Als Schiffsführer hat Weis alle nötigen Rhein-Patente und darf von Basel bis Rotterdam den kompletten Rhein selbst steuernd befahren.
Mit seiner bewundernswerten Gesichtshaarpracht an Wettbewerben und Veranstaltungen teilzunehmen begann vor gut 20 Jahren: sein leider verstorbener Freund Lothar Greter erzählte ihm von seinem Verein „Pforzemer Schnäutz“ und überredete Weis zum Besuch eines Stammtisches. „Na gut, bin ich halt mal mit“ erzählt der Rheinsheimer mit einem verschmitzten Lächeln und ist deutlich stolz auf die vielen Erlebnisse seit seinem Beitritt. 25 Jahre gibt es den Verein 2018 schon und auch Weis hat viele Titel in den Club geholt: (siehe extra Kasten). Allen voran den Vize-Weltmeister-Titel 2011. Außerdem verteidigt er seit 2012 unangefochten den Titel Europameister in der Kategorie „Vollbart Freestyle“.
Ehefrau und größter Fan Pia Weis ist zuständig für das aufwendige Styling: zwei Stunden etwa wird gesprüht und geföhnt, bis der Bart für eine Meisterschaft sitzt. Ira Weis kennt sich als Frisörmeisterin im Thema aus und darf ihrer Mutter beim „Richten“ des Bartes vor den weltweit stattfindenden Wettbewerben beistehen. Das Färben des Bartes liegt nämlich vorab in deren fachmännischen Händen.
In manchen Kategorien allerdings, dürfen keinerlei Hilfsmittel wie Spray, Farben, Wachs oder sogar Draht verwendet werden: Kategorie „Naturale“ zum Beispiel. In der Kategorie „Kinn- und Backenbärte“ jedoch ist akkurates Rasieren und messen notwendig. Bei einem „kaiserlichen Backenbart“ zum Beispiel müssen am Kinn mindestens 4-6 cm ausrasiert sein, genau wie zwischen Bart und Haaransatz an den Seiten ebenso 4-6 cm frei sein müssen. Im Wettbewerb der Schnautzbärte gibt es zum Beispiel die Einstufung „Dali“ mit dieser Vorgabe: „schmal, lange Spitzen im Bogen steil nach oben, die Haare dürfen nur bis zum Ende der Oberlippe angewachsen sein.“
Der VDB, Verein der Bärte, hat so unterteilt 17 Kategorien festgelegt, nach diesen teilt eine Vorjury die Teilnehmer ein. In Deutschland sitzen nur Frisörmeister in der Jury.
Neben all den Titeln und der Möglichkeit mit diesem Hobby die Welt zu bereisen, erlebt das Ehepaar Weis aber auch immer wieder witzige Situationen, von denen das Paar so einige unserer Zeitung erzählt: so wurde Hans-Peter Weis in einem Restaurant gefragt, ob man ihn mieten könne: die Kinder seien in seiner Anwesenheit so brav, da sie ihn für den Nikolaus hielten. Auch für viele Fotos steht er immer wieder gerne zur Verfügung, auch wenn in USA sogar schon der Straßenverkehr stockte, da begeisterte Amerikaner für ein Foto ihre PKWs an der Ampel verließen. Der Titel der offenen Meisterschaft 2013 in Las Vegas gehört in jedem Fall auch zu einem besonderen Erlebnis, wie auch Pia Weis bestätigt.
Im Mai 2019 geht es zur alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaft nach Antwerpen in Belgien.
Alexandra Nachtigal

Autor:

Alexandra Nachtigal aus Philippsburg

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