Neues aus der Gemeinde Mutterstadt
Gedenken an den Bomberabsturz im Januar 1945

Foto: Gemeinde Mutterstadt
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Mahnmal gegen den Krieg: Gedenken an den Bomberabsturz zwischen Mutterstadt und Limburgerhof im Januar 1945

Vor 80 Jahren, am Nachmittag des 5. Januar 1945, führte die Britische Royal Air Force einen Luftangriff auf Ziele in Ludwigshafen durch. Dabei wurde eine Lancaster HK603 von der Luftabwehr getroffen. Auf dem heutigen Gelände der Baumschule und Gärtnerei Ludwig an der Mainzer Straße von Mutterstadt in Richtung Limburgerhof stürzte sie auf freiem Feld ab. Die Besatzung bestand aus dem australischen Piloten Charles Wakeham, dem Flugingenieur Robert Boyle, Navigator Harold Worsnop, dem australischen Funker Francis Kemp, dem Bombenschützen Robert Kirkland und den MG-Schützen John Healy, Vernon Michael und Joseph Bilton. Kemp und Michael starben, noch nicht einmal 21 Jahre alt, die anderen überlebten durch einen Fallschirmabsprung. Sie kamen in Kriegsgefangenschaft. Die beiden Toten wurden auf dem Alten Friedhof in Mutterstadt beigesetzt und im Jahr 1948 auf den Britischen Soldatenfriedhof Rheinberg umgebettet.

Am 26. August um 10 Uhr fand eine Gedenkfeier für die Opfer statt. Die Absturzstelle befindet sich auf beiden Seiten der Gemarkungsgrenze und so wurde gemeinsam von den Bürgermeistern der Gemeinden Mutterstadt und Limburgerhof - Thorsten Leva und Andreas Poignée - ein Gedenkstein enthüllt. Dieser wurde von der seit mehreren Generationen tätigen Steinbildhauerei Fuchs und Sohn (Limburgerhof), an der Mainzer Straße, gestiftet. Eine Tafel mit den Namen der Besatzung trägt er „im Gedenken an alle militärischen und zivilen Opfer des 5. Januar 1945 gleich welcher Nationalität“. Die Veranstaltung wurde von der Interessengemeinschaft Heimatforschung Rheinlandpfalz, insbesondere durch Herrn Erik Wieman, organisiert. Bei den Vorbereitungen halfen beide Gemeindeverwaltungen und einige Bauhofmitarbeiter. Besonders unterstützt wurde Wieman von der Bundeswehr. Zahlreiche Gäste waren gekommen, darunter auch die Beigeordneten Andrea Franz und Hartmut Kegel, einige Mitglieder des Gemeinderats, der ehemalige Bürgermeister Ewald Ledig, Büroleiter Gunther Holzwarth, Dr. Klaus Jürgen Becker, stellvertretender Leiter des Stadtarchivs Ludwigshafen, Gemeindearchivarin Dr. Christina Wolf und Volker Schläfer, Vorstandsmitglied des Historischen Vereins, Ortsgruppe Mutterstadt.

Der katholische Militärdekan Alexander Prosche (Balthasar-Neumann-Kaserne, Veitshöchheim) weihte den Gedenkstein mit den Worten: „Lasst uns gemeinsam an eine Zukunft glauben, in der eines Tages Kriege, Diktaturen und Unterdrückung der Vergangenheit angehören.“

Es handelt sich um die 10. Gedenkstätte, die auf die Interessengemeinschaft Heimatforschung Rheinlandpfalz, im Jahr 2016 von Erik Wieman begründet, zurückgeht. Diese hat zum Ziel, die Erinnerung an diese häufig vergessenen Ereignisse des Zweiten Weltkriegs zu bewahren, die Nachfahren der Besatzungen zu kontaktieren und Mahnmale gegen den Krieg und im Sinne der Völkerverständigung an den Absturzstellen zu errichten. Bei der Untersuchung der Fundstelle zwischen Mutterstadt und Limburgerhof in Zusammenarbeit mit der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinlandpfalz in Speyer wurden seit 2019 einige Fragmente des Bombers sichergestellt. Archäologin Bettina Hünerfauth (Generaldirektion Kulturelles Erbe, Landesarchäologie, Außenstelle Speyer) beschrieb in ihrer Begrüßungsrede wertschätzend die Arbeit von Wieman und seinem Team.

Im Namen der Gemeinden Limburgerhof und Mutterstadt bedankte sich Bürgermeister Thorsten Leva beim Team der IG-Heimatforschung und bei allen Beteiligten. Er sagte: „Es macht mich traurig, wenn ich die Bilder aus den aktuellen Kriegsgebieten in der Ukraine, in Israel und Gaza, Iran und anderen Ländern sehe. Haben die Menschen wirklich nichts gelernt? Der Absturz dieses Bombers erinnert uns daran, wie wichtig es ist, den Frieden zu bewahren. Es ist uns eine Mahnung, Hass und Feindseligkeit entgegenzutreten, weit bevor sie in Gewalt umschlagen.“

Angehörige der Besatzung, der Familien Wakeham, Boyle, Healy und Michael, waren aus Australien und Großbritannien angereist, und teilten in kurzen Reden mit den Anwesenden ihre Erinnerungen an die (Ur-) Großväter. Sie waren sehr dankbar und bewegt, an diesem Ort zu sein. Matthew Wakeham, Enkel des Piloten, wohnt nur wenige Kilometer von der Absturzstelle entfernt und dies ist reiner Zufall: Durch Wieman entdeckte er vor drei Jahren, dass sein Großvater ganz in der Nähe abstürzte.

Auch der Bomberschütze John Healy aus Wales überlebte. Er besuchte Mutterstadt mehrmals - auf den Spuren seiner Vergangenheit. 1996 war er auf eigene Faust hier und traf Peter Menges, einen Luftkriegsexperten, der erst vor einigen Wochen verstorben ist und einen ausführlichen Bericht mit zeitgenössischen Dokumenten über den Absturz der Lancaster HK603 verfasste. Im Jahr 2003 wurde der damals Achtzigjährige Healy vom ehemaligen Bürgermeister Ledig empfangen. Auch zwei Zeitzeugen, die den Absturz des Bombers und die Fallschirmsprünge der Besatzung beobachteten, waren damals zugegen. 2010 kam Healy erneut nach Mutterstadt. Zusammen mit dem ehemaligen Bürgermeister Schneider besuchte er die Absturzstelle und den Alten Friedhof, wo sich einst die Gräber von Healys Kameraden befanden.

Oberst Michael Trautermann vom Landeskommando Rheinland-Pfalz in Mainz betonte in seiner Rede, dass er sich nicht nur als Soldat, sondern auch als Mitmensch vor der Crew der Lancaster verneige. So wie die Männer von HK603 zusammenstanden, so mutig müssten auch wir zusammenstehen und unseren Teil dazu beitragen, „Russland von jeder Aggression oder jedem Angriff auf die Nato abzuschrecken“.

Der britische Militärattaché Group Captain Mark Heffron und sein australischer Kollege Lieutenant Commander Benjamin Pigott kamen aus den Botschaften in Berlin zur Gedenkfeier und betonten die Notwendigkeit der internationalen Zusammenarbeit für dauerhaften Frieden.

Sogar ein Zeitzeuge war zur Gedenkstunde gekommen: der 99-jährige Werner Raubenheimer aus Limburgerhof, im Jahr 1945 Flakhelfer in Ludwigshafen. Zusammen mit Erik Wieman ließ er weiße Tauben in den Himmel fliegen: als Friedenssymbole, aber auch, weil Militärmaschinen Brieftauben an Bord hatten, die - wenn es zu einem Absturz kam - versehen mit einer Notiz der Absturzstelle, zur Basis zurückfliegen konnten. Zur Erinnerung an die Rettung eines Teils der Besatzung landeten während der Gedenkfeier vier Fallschirmspringer (Aeroclub Walldorf e.V.) genau an der Absturzstelle. Sie führten Erinnerungsplaketten mit sich, die sie den Angehörigen übergaben. Fundstücke des Wracks waren am Ort ausgestellt, so zum Beispiel ein Teil des Steuers, das Pilot Wakeham in den Händen hielt. Mit historischen Militärfahrzeugen konnten einige Gäste den kurzen Weg von der Absturzstelle zum Gedenkstein fahren. Als besondere Ehre für die Besatzung drehte eine historische Jagdfliegermaschine eine Pirouette am Himmel, sozusagen ein letzter Fliegergruß. Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung von Markus Mohr (Kornett), er spielte „Last Post“, Major Mackenzie und Thomas Chelius (Dudelsack).

Beim anschließenden Mittagessen sprach Bürgermeister Andreas Poignée allen Mitwirkenden seinen Dank aus – insbesondere Herrn Wieman von der Interessengemeinschaft, dessen Organisationstalent die Durchführung der Veranstaltung überhaupt erst ermöglicht hatte.

Text: Volker Schläfer, Dr. Christina Wolf

Autor:

Michael Hemberger aus Mutterstadt

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