Dem Nachbarn wurde einst das Wasser abgegraben
Marienbrunnen erstrahlt in neuem Licht

Mit dem Querstollen wird dem Nachbarn das „Wasser abgegraben“.   | Foto: Eric Hass
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  • Mit dem Querstollen wird dem Nachbarn das „Wasser abgegraben“.
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Herxheim am Berg. Nachdem die Lichtanlage im Marienbrunnen seit einem halben Jahr im defekt war, wurde sie im November repariert. Nun wird der Brunnenschacht mit Querstollen in einem noch wärmeren Licht erhellt. Es wurde auch ein neuer Lichtschalter eingebaut, der das Eindringen von Regenwasser weitgehend verhindert und dadurch eine längere Lebensdauer der Beleuchtung erreicht wird. Die Installation führte der Elektromeister Gerd Zimmermann aus Weisenheim am Berg durch und sponserte die komplette neue Brunnen- Beleuchtungsanlage für die Ortsgemeinde Herxheim am Berg. Werner Pfleger liefert seit der ersten Lichtinstallation 2013 kostenlos den Strom für die Brunnenbeleuchtung.

Was ist das Besondere an dem Marienbrunnen?

Das Besondere an dem im Jahr 1858 erbauten Dorfbrunnen ist, dass er damals mit der Funktion gebaut wurde, dem Nachbarn das Wasser abzugraben. Deshalb wurde in dem ursprünglich etwa 11.50 Meter tiefen Brunnenschacht zusätzlich ein Querstollen von fast 27 Meter zum Nachbarbrunnen gegraben. Da die Nachbarsfamilie Heinz (nicht zu verwechseln mit der heutigen Familie Heinz) in einer Zeit der Wasserknappheit ihr Brunnenwasser im Sommer des Jahres 1858 teuer an die notleidenden Dorfbewohner verkaufte (in Euro umgerechnet: 10 Liter für etwa 18 bis 20 Euro), grub man dem Hofbrunnen des Wasserverkäufers buchstäblich das Wasser ab.
Durch den aufwendig mit Sandsteinen ausgemauerten etwa 1 Meter hohen Brunnenstollen fließen noch heute 1800 Liter Wasser pro Stunde in den Brunnenschacht, dessen plätschernden Einlauf man sehr gut sehen und hören kann. Am 8. September 1858 wurde der mit dieser außergewöhnlichen Hintergrundgeschichte erbaute Gemeindebrunnen, im Rahmen einer Festlichkeit mit der gesamten Dorfbevölkerung, eingeweiht. Der Name „Marienbrunnen“ kommt übrigens daher, da zur Zeit der Einweihung am 8. September 1858 gerade das Namensfest der Königin Maria von Bayern gefeiert wurde, denn die Pfalz gehörte damals zum Königreich Bayern. Als dann die Wasserleitung 1921 mit den Hausanschlüssen fertiggestellt war, entfernte man den Pumpenstock des ursprünglichen Pumpenbrunnens und deckte den Brunnenschacht mit einer Platte ab, worauf schließlich Kopfsteinpflaster verlegt wurde. So verschwand dieser bedeutende Brunnen unter der Straßendecke und geriet langsam in Vergessenheit.
Im Sommer 1991 Jahr wurde der Marienbrunnen durch den Ortshistoriker Eric Hass wiederentdeckt und im gleichen Jahr am 8. September nochmals im Rahmen einer kleinen Feierstunde eingeweiht. Der Herxheimer Maurer Andreas Kurali mauerte einen massiven Brunnenkranz und einen Sockel, um den Besuchern einen guten Einblick in den Schacht mit seinem Brunnenstolleneingang zu ermöglichen. Für das 30-jährige Jubiläum der Wiederentdeckung des Marienbrunnens ist im Frühjahr 2021 geplant, diesen als Baudenkmal (Einzeldenkmal) seitens der Landesdenkmalpflege ausweisen zu lassen, denn dieser einmalige Brunnen ist sicherlich eine Seltenheit in ganz Rheinland-Pfalz. ps

Mit dem Querstollen wird dem Nachbarn das „Wasser abgegraben“.   | Foto: Eric Hass
Einstieg in den Marienbrunnen. | Foto: Eric Hass
Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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