Maximilian Schönung überwindet Hürden, die vorher niemand kannte
Grenzüberschreitende Ausbildung

Fast geschafft: am 28. August wird Maximilian Schönung seine praktische Prüfung zum Landwirt ablegen. Sein französischer Chef Laurent Lengert führt bereits in dritter Generation seinen Hof in Schleithal.  | Foto: privat
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  • Fast geschafft: am 28. August wird Maximilian Schönung seine praktische Prüfung zum Landwirt ablegen. Sein französischer Chef Laurent Lengert führt bereits in dritter Generation seinen Hof in Schleithal.
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Kapsweyer. Ortsbürgermeister Felix Schönung wuchs im elterlichen landwirtschaftlichen Betrieb in Annweiler auf und beschloss nach seinem Abitur, Agrarwissenschaften an der Universität Hohenheim zu studieren. 2000 legte er den Grundstein für den Viehstrichhof in Kapsweyer welchen er 2004 offiziell bezog. Der elterliche Betrieb hat sich schon der Weidetierhaltung verschrieben, somit lag es nahe, auf dem Viehstrichhof ebenfalls Tierhaltung zu betreiben. Der Hof in Kapsweyer hat sich aber entgegengesetzt des elterlichen Betriebes ausschließlich der Landschaftspflege, Offenhaltung mit Tieren beziehungsweise extensiver Tierhaltung ausgerichtet.
Nun wollen seine beiden Kinder ebenfalls in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Die Tochter hat ein Studium in Agrarwissenschaften begonnen.
Sohnemann Maximilian wollte von Anfang an mit anpacken und beschloss, eine Ausbildung zum Landwirt mit Schwerpunkt Tierhaltung zu machen.
Offensichtlich war, dass es schwierig werden würde, in der Südpfalz einen geeigneten Betrieb zu finden. Was lag näher, als im nahegelegenen Elsass nach einer Ausbildungsstätte zu suchen?
Während diese Idee durchaus Sinn ergab, stellte sich heraus, dass es für Maximilian schier unmöglich sein würde, mehrmals pro Woche mit der Bahn zwischen der für Rheinland-Pfalz zuständigen Landwirtschaftsschule in Bad Kreuznach und einem Ausbildungsbetrieb im Elsass zu pendeln. Eine Zugfahrt würde weit mehr als drei Stunden dauern.
Relativ nah, nämlich in Ettlingen, bildet die Bertha-von-Suttner-Schule, angehende Landwirte aus Baden-Württemberg aus. Warum auch nicht zur Abwechslung mal einen Pfälzer?
Bad Kreuznach musste sein „okay“ geben und Ettlingen ebenfalls. Beide Schulen willigten ein. Die erste Hürde war genommen. Keiner konnte wissen, dass es nicht die letzte sein würde.
Erstmal war Maximilian froh, dass „alles“ geklappt hatte. Von Vorteil war außer der Nähe zu Kapsweyer, dass in Baden-Württemberg die Landwirtschaftsschule anders tickt, in der Form, dass im ersten Jahr nur Unterricht stattfindet, mit gelegentlichen Praktikumstagen. Ein Ausbildungsvertrag muss erst im Folgejahr vorgelegt werden.
Glücklicherweise wurden die Schönungs fündig. In Schleithal auf dem in dritter Generation geführten Hof von Laurent Lengert konnte Maximilian dann endlich sein erlerntes Wissen in die Tat umsetzen. In den kommenden zwei Jahren mit nur einem Unterrichtstag in Ettlingen im Sommer beziehungsweise zwei Tagen pro Woche während der Wintermonate.
So schien alles in trockenen Tüchern, bis Laurent Lengert seinem Azubi mitteilen musste, dass er als Ausländer in Frankreich aus rein bürokratischen Gründen nicht krankenversichert werden könne. Nach sage und schreibe einem Jahr und neun Monaten, unter vehementem Einsatz von Vater und Chef, nahm die französischer Krankenversicherung Maximilian auf.
Die nächste Hiobsbotschaft folgte alsbald, denn die Berta-von-Schule „bemerkte“, dass sie keinen Pfälzer Azubi mit französischem Ausbildungsbetrieb zur Prüfung zulassen konnte.
Ein „normaler“ Pfälzer hätte eine Prüfungsgebühr bezahlen können und „gut“. Dazu war Felix Schönung durchaus bereit. Wäre da nicht die Ausbildungsstätte jenseits der Grenze gewesen.
Für Maximilian sah bis dahin grenzüberschreitendes Miteinander ganz einfach aus. Er wuchs ohne sichtbare deutsch-französische Barrieren auf. Und nun das!
Sein Vater, der sich in der Funktion als Ortsbürgermeister seit Jahren für die Freundschaft und den Zusammenhalt zwischen Frankreich und Deutschland einsetzte, wandte sich an die Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, um sein Veto einzulegen.
Nach langem Hin und Her zwischen den Ausbildungsberaterinnen Silke Closheim in Bad Kreuznach und Ramona Reinke vom Landwirtschaftsamt Landkreis Karlsruhe, kam am Montag, 4. Februar 2019, die gute Nachricht per mail, dass das Maximilian „ganz normal“ zur Prüfung zugelassen wird.
Und nicht nur das! Auch zukünftig werden alle Azubis, welche aus der Pfalz kommen, unabhängig vom Standort des Ausbildungsbetriebes, in Ettlingen zur Prüfung zugelassen.
„Damit dürfte für die grenzüberschreitende Ausbildung eine wesentliche Hürde genommen sein“, schreibt Silke Closheim in ihrer mail.
Eine Hürde, von der bisher niemand wusste, dass es sie gab.
Im Nachhinein stellte sich heraus, dass ein Ausbildungsvertrag, welcher in Französisch und in Deutsch geschrieben ist, sehr hilfreich ist.
Auch das soll in Zukunft nicht mehr die Schwierigkeit sein, ein solches Papier ins Deutsche zu übertragen.
Die theoretische Prüfung hat Maximilian Schönung schon absolviert, seine praktische Abschlussprüfung zum Landwirt wird er am 28. August ablegen.
So steht ihm eine tierische Zukunft bevor; sein Vater ist im Besitz von 500 Schafen, 200 Ziegen und sechs Rindern.
Tierwohl und Tiergesundheit stehen auf dem Viehstrichhof an erster Stelle. Natürliche Landschaftspflege durch die Beweidung der Herden funktioniert ganz ohne Chemie.
Felix Schönung ist sehr an grenzüberschreitenden Projekten interessiert und weiß, dass es sie gibt.
„Was ich am Beispiel meines Sohnes Maximilian aufzeigen kann: natürlich ist es wichtig das es keine Grenzkontrollen mehr gibt oder grenzüberschreitende Großprojekte wie der Bau von Wasser-und Abwasserwerke umgesetzt werden. Aber genauso wichtig ist die Ausbildung unserer Jugend. Funktionieren solche scheinbar kleinen Sachen nicht, ist schnell eine Europa-Skepsis entstanden. Mit diesem Beispiel konnte ich diese Antistimmung zerstreuen“, so der Ortsbürgermeister,„Deshalb mein Appell an alle: engagiert Euch vor Ort im Kleinen für Europa“. beb

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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