Fund darf dauerhaft in Herxheim am Berg bleiben
Steinzeitbeil mitten im Ort entdeckt

Bei dem Fundstück handelt es sich um ein fein geschliffenes, jungsteinzeitliches Steinbeil.  | Foto: Eric Hass
  • Bei dem Fundstück handelt es sich um ein fein geschliffenes, jungsteinzeitliches Steinbeil.
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Herxheim am Berg. Aufgrund der Anfang Februar gefundenen archäologischen Steinzeitfunde in der Nähe der Herxheimer Karsthöhle, wurde dem Herxheimer Heimatforscher Eric Hass nun ein weiterer, mindestens 5000 Jahre alter Steinzeitfund, gemeldet.
Bei dem „neuen“ Fundstück handelt es sich um ein fein geschliffenes, jungsteinzeitliches Steinbeil, welches laut dem Geologen Prof. Dr. Harald Ehses aus „vergrüntem Quarzit“ besteht und dessen Ablagerungen „metamorph überprägt sind“. Durch das abgebrochene Endstück (Nackenteil) des Steinbeils kann man die makrokristalline Struktur deutlich erkennen und feststellen, dass das Steinbeil sehr bruchanfällig ist. Dieser geringe Gesteinshärtegrad belegt, dass das Steinbeil ursprünglich nie als Werkzeug oder Waffe verwendet wurde und daher im Boden für andere Zwecke deponiert wurde. Das 9,7 cm lange, 5,3 cm breite und 2,2 cm dicke, hellgrün marmoriert schimmernde Artefakt stammt wohl aus der Nähe von Wiesbaden im Hunsrück, so der Geologieprofessor, da dort solche Gesteine am Südrand des Taunus vorkommen. Durch den sehr gut erhaltenen Zustand des Steinbeils kann man von einem Depotfund bzw. von einem Prestigeobjekt oder Kultgegenstand ausgehen. Da die Quarzit- Gesteinsart bei uns nicht vorkommt, belegt dieser Fund auch einen „Materialimport“ schon vor mindestens 5000 Jahren über große Distanzen.
Die Verwendungszeit des jungsteinzeitlichen Spitznackenbeils datiert Dr. Ulrich Himmelmann, Leiter der archäologischen Denkmalbehörde in Speyer, grob in die Zeit zwischen 5000 - 3000 v. Chr. Eine genauere Datierung legt der Jungsteinzeitexperte und Archäotechniker Thomas Bartz aus Neustadt a. W. in die Zeit zwischen 4500 - 3700 v. Chr., der sogenannten Michelsberger Steinzeitkultur, fest.
Das Steinbeil ist der erste archäologische Fund der Jungsteinzeit (Neolithikum), welcher direkt innerhalb des Ortes Herxheim am Berg gefunden wurde.
Das Fundstück wurde von Gerd Münch bereits 1990 bei Baggerarbeiten im Dackenheimer Weg Nr. 45 entdeckt, als dessen 1960/61 erbautes Hauses neu isoliert werden sollte. Aus Unkenntnis und verschiedenen anderen Gründen wurde dieser Fund damals nicht der Denkmalbehörde gemeldet. Animiert durch die publizierten Fundmeldungen in den letzten Jahren bei Herxheim am Berg, wie z. B. die altsteinzeitlichen Feuersteinabschläge in der Nähe der Karsthöhle im Februar 2019, zeigten jetzt Andrea und Gerd Münch dem Ortshistoriker Eric Hass ihr vor 28 Jahren entdecktes Fundstück. Dieser meldete sogleich am 26. Februar den archäologischen Fund der Landesdenkmalpflege in Speyer. Inzwischen wurde das Steinbeil persönlich von den Denkmalpflegern in Augenschein genommen, registriert, zeitlich bestimmt und in die Herxheimer Ortsakte als „Neufund“ aufgenommen.
Da beim Baggeraushub damals kein Knochenmaterial gefunden wurde, gehen die Experten auch nicht von einer Bestattung bei der Fundstelle aus, denn Steinbeile wurden in der Jungsteinzeit gerne den Toten als Grabbeigabe mit auf den Weg ins Jenseits gegeben. Im Nachbarort Kirchheim fand man übrigens 1880 u. a. ein Steinbeil aus der Jungsteinzeit, welches als Bestattungsbeigabe in einem sogenannten „Hockergrab“ einem Mann mit ins „Totenreich“ gegeben wurde. In Herxheim am Berg wurde zuletzt im Oktober 2016 beim Aushub des Regenrückhaltebeckens, hinter dem Neubaugebiet Eulengeschrei II, ein jungsteinzeitliches Steinbeil, eine sogenannte Dechsel aus dunkelgrünem Amphibolit- Gestein, entdeckt.
Das kürzlich gemeldete Steinbeil von Familie Münch darf laut Denkmalpflege dauerhaft in Herxheim verbeiben, auch wenn es rechtlich Staatseigentum ist. „Wir hoffen, dass zukünftig noch mehr archäologische Fundstücke gemeldet werden, denn nur so kann Geschichte erhalten, dokumentiert und in Ausstellungen präsentiert werden“, so Eric Hass. Daher wird die Bevölkerung gebeten, alle archäologischen Fundstücke stets der jeweiligen Ortsgemeinde, Kreisverwaltung, einem Museum oder direkt der Speyerer Denkmalbehörde zu melden.
Der aktuelle Steinbeilfund wird übrigens zusammen mit anderen Steinzeitfunden in der Zeit vom 12. bis 14. Juli 2019 in einer „Sonderausstellung“ in der Herxheimer Jakobskirche zu sehen sein. ps

Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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