10. Internationales Bing-Spielertreffen
Eisenbahnen, Dampfmaschinen und Blechspielzeug in Freinsheim

Historischen Eisenbahnen, Dampfmaschinen und Blechspielzeug  | Foto: ps
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Freinsheim. Eine in der Region einmalige Vorführung von historischen Modellbahnen und Dampfmaschinen steht nach zwei Jahren Unterbrechung in diesem Jahr wieder für Besucher aller Altersklassen offen. Veranstalter ist der Förderverein des Spielzeughaus Freinsheim unter Kennern als „Bing-Museum“ bezeichnet.

Das Spielzeugmuseum hat in den letzten 12 Jahren eine weltweit einmalige kulturhistorische Dauerausstellung aufgebaut und stets weiterentwickelt, die der jüdischen Firma Bing aus Nürnberg gewidmet ist. Das Museum ist nicht nur bei nationalen und internationalen Sammlern und kulturhistorisch Interessierten Besuchern bekannt, sondern begeistert auch viele Großeltern mit ihren Enkeln, die bei Ihrem Besuch gemeinsam in eine nahezu vergessene Zeit ohne Computerspiele eintauchen können “, sagt Uwe Groll.

„Wenn sich die Dampflok oder Dampfmaschine auch noch bewegt und etwas antreibt, übt das eine extreme Faszination auf alle Generationen aus.“ Hierfür veranstalten wir zum zehnten Mal das „Bing-Spielertreffen“ in Freinsheim. Ein besonderes Merkmal ist, dass die Besucher auf eine Zeitreise mitgenommen werden und Kinder teilweise sogar mitspielen dürfen. Über Jahre hat sich hier eine Fangemeinde entwickelt – vielleicht eine kommende Generation von Sammlern und Spielern?

Das 300qm große Museum zeigt auf drei Stockwerken inzwischen eine fast unglaubliche Vielfalt mit rund 2000 Bing-Exponaten, die alle aus der Zeit vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten stammen. „Bing hatte alles im Sortiment und nichts ausgelassen. Wir haben zum Beispiel einen 300-seitigen Katalog aus dem Jahr 1893, der nur mit Haushaltsgegenständen und Zubehör gefüllt ist. Bing ist ein Sammelgebiet, das man wohl nie abschließen kann“, erzählt Uwe Groll. Daher wurde das Museum in den letzten 12 Jahren ständig verändert, Präsentationen verbessert und es sind insbesondere viele hochkarätige Sammelstücke hinzugekommen.

Das Museumfest, das am 29. und 30. Oktober jeweils von 11 bis 17 Uhr stattfindet, hat sich stetig weiterentwickelt und erweitert. Die Ausstellung findet im gesamten Von-Busch-Hof, im Museum sowie im Museumscafé statt. Viele Aussteller und Besucher kommen teils von weit her, da es kaum etwas Vergleichbares gibt.

Die mit Dampf und Uhrwerk betriebene Eisenbahnanlagen in verschiedenen Spurweiten widmet sich stets neuen Themen. So werden in Spur 1 in diesem Jahr „lange, internationale Züge“ vorgestellt und auch eine Anlage in den großen, sehr seltenen Größen Spur II bis Spur III ist in Planung. „Wir möchten die Vielseitigkeit der Firma Bing darstellen.“ So werden auch jede Menge anderes Blechspielzeug, für das Bing bekannt war ausgestellt. Darunter Dampfmaschinen, Autos, Schiffe und natürlich Eisenbahnen, denn damit begann das Sammelfieber von Uwe Groll. Mit 31 Jahren entdeckte er 1996 seine erste Bing-Lok auf einem Flohmarkt.

Fasziniert war er von der Einfachheit der Technik und davon, dass sich zugleich erkennen ließ, welchem realen Vorbild die Lok folgt. Einen eigenen Ausstellungsbereich haben die Freunde der Dampfmaschinen und Heißluftmotoren. Hier sind äußerst seltene Modelle zu bewundern. Besonders interessant ist hier der Bezug zu anderen Herstellern aus Nürnberg und Umgebung die damals teils Zulieferer und teils Wettbewerber von Bing waren. Hier gibt es viele interessante Fachgespräche aber auch Tipps zur Pflege, Bedienung und behutsamen Reparatur und Restaurierung der Maschinen.

Bing bezeichnete sich um die Jahrhundertwende als größte Spielwarenfabrik der Welt. Zu 80 Prozent verkaufte sie ihre Produkte ins Ausland. Uwe Groll: „Wirtschaftlich gesehen, war die Spielwarenindustrie der zweitwichtigste Exportzweig im deutschen Kaiserreich.“ Segen und Fluch zugleich: Denn von der Weltwirtschaftskrise und den begonnenen politischen Veränderungen mitgenommen meldete Bing mit seiner Spielzeugsparte 1932 Insolvenz an. Der Rest des jüdischen Unternehmens wurde in der NS-Zeit zerschlagen und verkauft. Spielzeug der Firma Bing ist heute museal und verrät viel über die Zeit Anfang des 20. Jahrhunderts. Zum einen waren viele Spielsachen Abbildungen der damaligen Realität und top modern. In der Puppen-küche der Tochter standen die gleichen Töpfe in Spielzeugformat, wie sie die Mutter im richtigen Schrank stehen hatte. Bing hat zum Beispiel auch Dampfbügeleisen aus seinem Haushaltswarenbereich für Hausfrauen baugleich als Spielzeug für Mädchen angefertigt.

Vergleichbar mit heutigen Nachahmungen von Küchen- und Bohrmaschinen für Kinder. „Der Hersteller war sehr, sehr gut im Bereich Marketing“, spricht Uwe Groll einen Punkt an, den man bei aller Nostalgie nicht vergessen darf. Die Spielwarenindustrie ist keine pädagogische Institution, sondern eine auf Gewinn angewiesene Industrie. „Es ist eine Schlacht um die Kundengunst damals wie heute. Die Spielzeughersteller orientieren sich an dem, was der Markt gerne hätte. Wenn man die Gegenwart mit dem Bing-Zeitalter vergleicht, unterscheiden sich heutige Spielwaren vor allem durch die Schnelllebigkeit und den Einsatz von viel Plastik, sonst jedoch wenig“, so Uwe Groll. ps

Autor:

Anne Sahler aus Bad Dürkheim

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