Vögel im Winter - Wie können wir sie in der kalten Jahreszeit unterstützen?

Jetzt im Winter ist das Futter für Wildvögel besonders knapp  | Foto: Antti/stock.adobe.com
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Heddesheim. „Und ist es Winterzeit und hat’s geschneit auf alle Dächer, verhungern tut kein rechter Spatz, er kennt im Dach die Löcher“, hatte einst Wilhelm Busch gereimt. Zwischenzeitlich sind die Dächer isoliert und der Allerweltsvogel Spatz steht auf der Vorwarnstufe der Roten Liste. In Deutschland gibt es immer weniger Vögel, da auch die Anzahl der Insekten dramatisch sinkt.

„Neben der naturnahen Gartengestaltung gilt die ganzjährige Zufütterung als eine der wenigen Ausgleichsmaßnahmen für unsere gefiederten Freunde“, weiß der Heddesheimer Kurt Klemm, einer der profundesten Vogelexperten in der Region und ergänzt: „Gerade jetzt im Winter, wo das Futter besonders knapp ist, bietet es sich an damit zu beginnen.“ Mit dieser Maßnahme unterstützt man nicht nur die heimische Vogelwelt, sondern auch Futtergäste aus dem hohen Norden, wie die Bergfinken und Seidenschwänze.

„Es wurden im Berliner Raum aktuell schon große Schwärme von Bergfinken gesichtet“, teilt Kurt Klemm mit. Die gefiederten Nordeuropäer verlassen auf der Suche nach Futter ihre „Kältekammer“. Zwar bringen die Vögel nicht zwangsläufig sibirische Kälte mit, aber sobald die nordischen Futtergäste eintreffen, gelten sie unter Vogelkennern als Indikator für einen Wetterumschwung. „In Zeiten des Klimawandels ist auch dieser Erfahrungswert nicht mehr sicher“, konstatiert der Heddesheimer Vogelkenner.

Insbesondere wenn Väterchen Frost eiskalt an die Türe klopft, stellt die Winterfütterung oftmals den letzten Notnagel für die gefiederten Gesellen dar. Kurt Klemm plädiert zwar ähnlich wie Professor Berthold, die Koryphäe unter den Ornithologen, für die ganzjährige Zufütterung, aber vor allem im Winter ist das natürliche Futterangebot noch begrenzter als zu den anderen Jahreszeiten. Die wenigen Frucht- und Samenstände die vom Herbst übriggeblieben waren, sind jetzt abgefressen. Leichtgewichten, wie beispielsweise das Rotkehlchen, droht der Hungertod. Das gerade mal 20 Gramm schwere Federbällchen muss im Winter rasch seinen Kalorienbedarf decken, um überleben zu können. Der sommerliche Insektenfresser stellt sich in der kalten Jahreszeit auf im Handel erhältliches Weichfutter um. Deshalb sei das Füttern so wichtig, argumentiert Klemm. Dem Heddesheimer zufolge kommt es nicht nur bei anhaltendem Frost und geschlossener Schneedecke zu Nahrungsengpässen. Das Angebot von Wildkräutern, Wiesenpflanzen und damit auch von Insekten erweise sich in Feld und Flur schon seit Jahren rückläufig. Durch die intensive Landwirtschaft, den Einsatz von Pestiziden sowie dem permanenten „Aufräumen“ auch in den Hausgärten schwinde das Nahrungsangebot der Vögel ganzjährig. „Bei der ’Stunde der Wintervögel’, der großen NABU-Zählaktion am 7. Januar, konnte ich innerhalb einer Stunde 14 Haussperlinge, zwei Kohl- und eine Blaumeise, einen Zaunkönig, zwei Türkentauben sowie 23 Stare zählen“, lässt Klemm wissen und fügt hinzu: „Die Meisen werden immer weniger, Grünfinken sah ich gar nicht, dafür hat mich die Anzahl der Stare überrascht.“ Der Star ist eigentlich ein Zugvogel, aber angesichts der milderen Winter bleibt ein Teil von ihnen auch immer öfter hier. Stare fressen übrigens gerne Rosinen. Einige Vogelarten hätten sich zudem in die Wälder mit ihren natürlichen Ressourcen zurückgezogen. Geht dort das Futterangebot zur Neige, kommen sie auch wieder an die Futterstellen zurück, weiß Klemm.

Das Futterhäuschen ist Professor Berthold zufolge übrigens eine „deutsche Erfindung“. Neben dem Futterhaus im „Landhausstil“ eignen sich auch besonders die im Handel erhältlichen Futtersilos als Futterspender. „Achten Sie aber bitte immer darauf, egal welche Futterstelle Sie einrichten, dass diese auch „Katzen sicher“ ist und vergessen Sie vor allem die regelmäßige Reinigung nicht“, rät Klemm. Das Aufstellen einer Vogeltränke erweise sich auch im Winter als wichtige und sinnvolle Maßnahme. Für verschiedene Vogelarten benötigt man natürlich auch verschiedene Futtersorten.

Geeignet sind fetthaltige Sämereien und Flocken aber auch Nüsse (Walnüsse, Haselnüsse und ungesalzene Erdnüsse)Beliebt sind bei den Vögeln Meisen- sowie andere Sorten von Futterknödeln. „Wichtig ist dabei, dass die Knödel nicht mehr eingenetzt sind, sondern in anderen Behältnissen angeboten werden. Die gebogenen Krallen der Vögel haben sich in den engmaschigen Netzen nämlich schon verhakt“, weiß Klemm. Das von Professor Peter Berthold und Gabriele Mohr herausgegebene Büchlein „Vögel füttern, aber richtig“, empfiehlt Kurt Klemm als kleine nützliche Lektüre für Vogelfreunde. ha

Weitere Informationen:

Info und Kontakt: Kurt Klemm, Telefon: 06203 9585824

Autor:

Jessica Bader aus Mannheim

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