Auszeichnung für grenzüberschreitende Solidaritätsaktion
Ziemlich beste Freunde

Mehr als nur Kollegen: René Richert und Matthias Ackermann (links).  | Foto: PS
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Birkenhördt/Riedseltz. Die 36. Verleihung des närrischen Sonderordens „Deutsch-Französische Freundschaft“ stand im Jahr 2020 unter dem Motto „Grenzen können unserer Herzen nicht verschließen“. Verliehen wird dieser vom Deutsch-Französischen Carneval Verein DFCV Baden-Baden. Träger des Ordens sind unter anderem der frühere Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher, der frühere Ministerpräsident Kurt Beck, der Maler und Schriftsteller Tommi Ungerer sowie der französische Minister Daniel Hoeffel. Zwei Persönlichkeiten haben in diesem Jahr den außerordentlichen Mut bewiesen, in der Öffentlichkeit und gegenüber Obrigkeiten humane und demokratische Werte, insbesondere Menschenwürde und Gerechtigkeit mit klaren Aussagen und Aktionen zu vertreten. Es handelt sich um René Richert, Bürgermeister der Gemeinde Riedseltz (Frankreich), und Matthias Ackermann, Bürgermeister der Gemeinde Birkenhördt (Deutschland).
Ackermann und Richert hatten eine Art von Manifest für die deutsch-französische Freundschaft in Corona-Zeiten lanciert. Die Solidaritätsaktion: „Die Grenzen schließen sich, aber nicht unsere Herzen“ traf auf große Resonanz und wurde von fast allen Bürgermeistern aus den Grenzregionen unterzeichnet. Zudem wurde ein Logo zum Aufruf für die deutsch-französische Solidarität ausgearbeitet. „Man darf davon ausgehen, dass dies Auswirkungen auf das ’politische Corona-Management’ im Grenzbereich hatte und hat“, so der DFCV.
Kennengelernt haben sich die Männer über die deutsch-französische Bürgermeistervereinigung „Amicale des Maires“. Dort trifft man sich in diesem Kreis regelmäßig, auch wurden schon viele gemeinsame Fahrten unternommen (u.a. Paris, Berlin).
Wie kam es zu dieser Solidaritätsaktion? René Richert arbeitet seit 30 Jahren in Deutschland. An dem Tag, als Deutschland im Frühjahr die Grenzkontrollen einführte, weil im Südelsass die Infektionszahlen anstiegen, wurde er von seinem Chef aufgefordert, seine Sachen zu packen und wieder nach Hause zu fahren. Das hat ihn veranlasst seinen Freund Matthias Ackermann in Birkenhördt anzurufen, weil er das dringende Bedürfnis hatte sich mitzuteilen. Richert war verletzt und betroffen. So war man sich im Laufe des Gespräches schnell einig: „wir müssen etwas unternehmen!“. Für die Bürgermeister war klar, dass es nicht sein kann, dass nach all den Jahren der Annäherung und Freundschaft plötzlich Vieles in Frage steht. Unmöglich fanden die beiden auch das Verhalten einiger Bundesbürger, etwa auf den Parkplätzen von Supermärkten, die Fahrer von Fahrzeugen mit französischen Kennzeichen anpöbelten.
So haben sich die beiden dazu entschlossen, einen Aufruf zu starten mit dem Slogan der Solidaritätsaktion und diesen von den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und sonstigen Verantwortlichen „hiwwe un driwwe“ unterschreiben zu lassen. Das waren dann etwa 500 insgesamt aus der Pfalz, dem Elsass und Baden bis an die Schweizer Grenze. Eine Freundin von Ackermann, Lena Hirschinger, hat dann ein Logo entworfen, das zum „Markenzeichen“ der Aktion wurde. Die Resonanz war enorm. Den Aufruf und die Unterschriften wurden dann an den Bundesinnenminister Horst Seehofer nach Berlin geschickt.
Weder Matthias Ackermann noch René Richert haben mit einer Auszeichnung für diese Solidaritätsaktion gerechnet, umso überraschter und auch gerührter waren die beiden, als der Anruf kam. Als sie dann gesehen haben, wer den Preis in der Vergangenheit schon erhalten hat, waren sie sprachlos. Ein herzlicher Dank der beiden geht an Evelyne Isinger, Abgeordnete der Region Grand Est und Beigeordnete von Salmbach, und an Myléne Heck, Beigeordnete von Seltz, ohne deren Unterstützung diese Aktion nicht möglich gewesen wäre.
Landrat Dietmar Seefeldt gratulierte herzlich zu dieser Auszeichnung. „Die Beiden haben sich für die deutsch-französische Freundschaft besonders verdient gemacht. Niemand hätte sich vorstellen können, wie fragil unser Band doch plötzlich sein kann, wenn ein unvorhersehbares Ereignis, wie das Coronavirus Ängste, Sorgen und längst vergessen geglaubte Ressentiments ans Tageslicht bringt. Sie haben ihre Stimme erhoben und sich dafür eingesetzt, dieser Entwicklung schnell und entschlossen entgegenzuwirken. Dass ein Virus aus einem grenzlosen Miteinander ein stumpfes Gegeneinander macht, das darf nie wieder passieren“, betont Seefeldt.
„Wir werden uns auch weiter sehr intensiv um den Erhalt und Ausweitung der Begegnungen von Menschen aus beiden Ländern bemühen,“ versichern Matthias Ackermann und René Richert, „weil wir beide davon überzeugt sind, dass Europa unsere Zukunft ist und Nationalismus ins Verderben führt“.
Die Einladung zur offiziellen Veranstaltung in einem dem Anlass entsprechenden Rahmen mit Laudatio, Übergabe der Orden und Urkunden erfolgt im kommenden Jahr. beb

Autor:

Britta Bender aus Annweiler

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