Störche kehren zurück in die Region

- Helmut Stein mit einem Jungstorch auf dem Arm
- Foto: Hannelore Schäfer
- hochgeladen von Roland Kohls
Rhein-Neckar. „Es gibt immer mehr Störche in der Region“, lässt der ehrenamtliche Storchenbeauftragte der Vogelwarte Radolfzell für den nordbadischen Raum, Helmut Stein, wissen. Der Edinger hat in dieser Saison rund 250 Storchenhorste im Visier.
von Hannelore Schäfer
Nicht in jedem Nest kamen alle Jungstörche durch. Die anhaltende Trockenheit im Frühjahr reduzierte die Nahrungsquellen bei der Aufzucht. Den Altstörchen mangelte es teilweise an kleinen Beutetieren wie Mäusen, Amphibien und Regenwürmern. Auch der plötzlich einsetzende Starkregen tat nicht allen Jungen gut. „Ist das Gefieder noch nicht vollständig ausgebildet, saugt sich der Flaum mit Regenwasser voll. Die Jungstörche trocken nicht und sterben durch Unterkühlung“, erklärt der Storchenbeauftragte Helmut Stein, „der Verluste einiger junger Störche ist zwar traurig, aber es handelt sich dabei um einen natürlichen Vorgang und ist noch kein Grund zur Besorgnis.“„Wenn sich die Wetterextreme häufen, wovon derzeit auszugehen ist, wird sich das langfristig vermutlich auch auf den Weißstorchbestand auswirken“, sagt Storchenexperte Stein, „deshalb ist es wichtig, dass wir die Bestandszahlen weiterhin im Blick haben.“ Aktuell ist der Bestand im nordbadischen Raum aber stabil und wächst sogar. Das gilt insbesondere für die drei Storchen-Hochburgen Mannheim, Heidelberg und Heddesheim.
Über 50 Storchenpaare in Heddesheim
Alleine in Heddesheim sind über 50 Storchenpaare gelandet. Darunter auch ein Spanier, wie sich anhand der Beringung herausstellte. Aufgrund der wachsenden Anzahl von Störchen konnte hier nur ein Teil des Nachwuchses beringt werden. „Dieses Jahr bekam ich von der Vogelwarte Radolfzell hundert Ringe zur Verfügung gestellt. Ich gucke, dass ich in meinem Einsatzgebiet überall vor Ort bin und einen Teil der Jungstörche stichprobenartig beringe“, so Stein. Der restliche Nachwuchs bleibt somit ohne Code am Bein.
Erleichtert wird der Einsatz durch einen Hubsteiger der ENBW, mit dem Stein vielerorts die Nester erreicht. Der Energieversorger stellt das Gerät samt Besatzung kostenlos zur Verfügung. „Mit der Arbeitsplattform habe ich auch in luftiger Höhe einen sicheren Stand, man wird halt älter“, sagt Stein. Auch ein hilfloser, aber unverletzter Jungstorch, den Stein am Boden sitzend gefunden hatte, wurde mit dem Steiger wieder zu seinen Geschwistern zurück ins Nest gebracht. „Das kommt ganz selten vor, dass einer mal unerwartet über Bord geht“, sagt Stein, „aber in Zeiten von Nahrungsmangel reduzieren Altvögel manchmal den Nachwuchs, indem sie kleine schwächliche Junge aus dem Nest werfen, um das Überleben der anderen zu sichern.“ Aber bei diesem „Nesthäkchen“ war das wohl nicht der Fall, es wurde von seinen Eltern weiter versorgt.
Störche bekommen Ringe mit Herkunftsadresse
Das Beringen der Jungstörche ich unproblematisch. Nähert sich der Korb dem Horst, ducken sich die Storchenjungen und verharren bewegungslos. Die sogenannte Akinese, das Totstellen, ist den Jungstörchen angeboren und wird zum Beringen des Nachwuchses genutzt.

- Junge Störche im Horst
- Foto: Hannelore Schäfer
- hochgeladen von Roland Kohls
Auf dem achteckigen Chip ist neben einer Buchstaben-Zahlen-Kombination und der Kennzeichnung „DER“ für Deutschland und Radolfzell noch ein weiteres Feld mit der Adresse der Vogelwarte eingraviert. „Im vergangenen Jahr bekam ich anhand des Codes die Mitteilung, dass zwei gebürtige Walldorfer, die ich beringt hatte, in Marokko abgelesen wurden“, freut sich Stein.
Wobei die Beringung nicht die Hauptarbeit darstelle. Als besonders zeitintensiv hat sich das wiederholte Abklappern der Nester und die Dokumentation des Bestands erwiesen. „Dabei hätte ich schon gerne Unterstützung“, sagt Stein. Als ehemaliger Tierpfleger im Luisenpark zählte das Beringen der dortigen Störche zu Steins Job. „So bin ich in die Aufgabe hineingewachsen und jetzt als Rentner toure ich während der Storchen-Saison durch die Gegend und bin echt am Rödeln“, sagt Stein, „wenn man bedenkt, dass es 1975 in ganz Baden-Württemberg nur noch 14 Brutpaare gegeben hat, dann ist die Wiederansiedlung der Störche eine richtige Erfolgsgeschichte.“ ha


Autor:Roland Kohls aus Mannheim |
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