Balkongespräche in der Wochenblatt-Redaktion Landau: Wohnen

Am Sonntag, 3. Juli, findet in Landau die Oberbürgermeisterwahl statt   | Foto: Kim Rileit
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Landau. Am Sonntag, 3. Juli, sind Oberbürgermeister-Wahlen in Landau. Die fünf Kandidaten waren zum Balkongespräch beim Wochenblatt Landau. Sie äußerten sich zu zehn verschiedenen Themenblöcken.

Die Kandidaten zum Thema „Wohnen“

Hartmann: „Ich halte Wohnen für die größte soziale Frage unserer Stadt: Die Preise explodieren. 700.000 Euro für eine Doppelhaushälfte, 12 Euro für den Quadratmeter Kaltmiete – völlig normale Preise mittlerweile in Landau. Wir haben die letzten sechs Jahre 2.200 Häuser und Wohnungen gebaut. Der Gesamtbestand an Wohnraum in Landau hat sich um 12 Prozent erhöht und trotzdem sind die Preise immer nur weiter und weiter explodiert. Ich glaube, wir bauen nicht zu wenig, sondern nicht das Richtige. Was wir bauen müssten, wären städtische Wohnungen. Also Wohnungen, die dauerhaft günstige Mietwohnungen bleiben.
Der sozial geförderte städtische Wohnungsbau ist nach 15 Jahren keiner mehr. Die meisten werden dann einfach als Eigentumswohnungen verkauft. Das, was auf dem freien Markt gehandelt wird, ist sowieso jenseits von Gut und Böse. Und deshalb braucht es Akteurinnen und Akteure, die sagen: ,Rendite steht für uns nicht an allererster Stelle.’ Das sind auch Genossenschaften, das können von mir aus Kirchen sein oder bestehende Wohnungsbaugesellschaften, aber vor allem ist es im Rahmen der kommunalen Politik der städtische Wohnungsbau. Die Stadt selbst muss bauen, vermieten und mit den Mieteinnahmen wiederum andere Wohnungen kaufen, sanieren, bauen zur Verfügung stellen, vermieten. Wenn man eine sehr große Struktur hat, sehr viele Wohnen erhalten hat, dann ist eine Wohnungsbaugesellschaft eine gute Lösung. Bei unserer Größe bringt das nichts, denn wir haben nicht genug Eigenkapital und Fremdkapital wird immer verzinst. Also wenn uns jemand mal die hundert 100 Millionen Euro gibt, die wir brauchen, dann will er auch im Jahr zwei, drei Millionen Euro Zinsen.

Man muss erst einmal zwei, drei Millionen Euro mit Mieten von 6,40 Euro den Quadratmeter erwirtschaften. Das funktioniert nicht. Deshalb brauchen wir eine Möglichkeit zu bauen, ohne Kredite aufzunehmen. Das können wir aber als Stadt, indem wir den Haushalt ausgleichen und die Überschüsse aus den Haushaltsjahren dann einsetzen, um städtische Wohnungen zu bauen, die dann wiederum den städtischen Haushalt entlasten. Denn wir bauen ohne Kredite aufzunehmen, also zahlen wir auch keine Zinsen und keine Raten für die Kredite, können die Mieten gleich wieder reinvestieren und können so auch Einnahmemöglichkeiten für die Stadt schaffen. Da ist 6,40 Euro nämlich kein Problem mehr.“

Ingenthron: „Ich will das fortsetzen, was wir bislang schon gemacht haben mit der Wohnraumstrategie. Die Entwicklung ist vorgezeichnet, was die Stadtdörfer angeht. Und im innerstädtischen Bereich mit dem Abschluss der Konversion wenden wir uns dem nächsten Projekt zu: der 11-Hektar-Fläche an der Wollmesheimer Straße. Ich will dafür sorgen, dass dort möglichst viel bezahlbarer/geförderter Wohnraum entsteht. Mein Ansatz ist: Die Thematik Erbbaurecht dort zum Tragen zu bringen. Erbbaurecht bedeutet: Die Stadt bleibt Grundstückseigentümer, die aufstehenden Gebäude sind im Eigentum derjenigen, die bauen. Das hat den großen Vorteil, dass der Grund nicht erworben werden muss und von daher bei allen Baukostensteigerungen, dort eine Chance besteht günstigeren Wohnraum zu schaffen.

Die Stadt hat gute Erfahrungen gemacht, auch mit den Themen Konzeptvergaben und wir könnten dort beide Elemente kombinieren und zu einem hohen Anteil an gefördertem Wohnraum kommen. Das wird nicht einer allein können. Es sind immer, wie die Instrumentarien, viele Akteure, die einen Beitrag leisten müssen. Aber ein wesentlicher Akteur muss die Stadt sein. Mein Ziel ist die Gründung einer kommunalen Wohnungsbaugesellschaft. Das GML als städtischer Betrieb ist in den kommunalen Haushalt eingeschlossen, sozusagen in deren Restriktionen. Eine eigene Gesellschaft kann anders wirtschaften, kann zum Beispiel externe Partner und damit auch viel mehr notwendiges Kapital reinholen.“

Uhl: „Unser Maßnahmenpaket beinhaltet drei wesentliche Punkte: Die Idee ist, dass wir in den besonders hochpreisigen Regionen Saatkrähen ansiedeln, indem wir Parkflächen schaffen, in denen sie sich wohlfühlen. Außerdem wollen wir Schnellladestationen für Bluetooth-Lautsprecher installieren, um Jugendliche anzulocken. In Kombination sollte das dazu führen, dass eine weitere Mietpreissteigerung unmöglich gemacht wird.

In Zukunft werden Kreuzfahrtschiffe immer überflüssiger und die Entsorgung ist extrem teuer. Entsprechend sind die im Dutzend günstig zu haben. Der Transport nach Landau sollte sich an einem autofreien Sonntag gut über die Bühne bringen lassen. Das hätte den Vorteil, dass wir nicht nur bezahlbaren Wohnraum schaffen würden, sondern auch eine tolle Skyline für Landau. Die wird Touristen anlocken, was wiederum den Handel in der Innenstadt stärkt. Zugleich ist es ein Beitrag zum Hochwasserschutz. Als Standort schlage ich die Brachfläche am Bahnhof vor, aber da sind wir intern noch nicht ganz einig. Die Mieten werden an das Einkommen des Vermieters gekoppelt. Je höher das Einkommen des Vermieters ist, desto geringer fällt die Miete aus.“

Kietzmann: „Bezahlbarer Wohnraum ist sehr wichtig. Ich würde als allererstes die Leerstände begutachten und mit den Eigentümern nach Lösungen suchen. Was ich auch sehr wichtig finde, sind Neubauten von Sozialwohnungen, vielleicht über Genossenschaften, eventuell auch Mietkauf-Optionen, und Baugrund muss neu erschlossen werden. Vielleicht kann man da die Bauvorschriften so verändern, dass sich neue Möglichkeiten für Baugrund ergeben.

Ich finde es ganz wichtig, dass die Stadt selbst Wohnungen für Bedürftige zur Verfügung hält, denn es kommt immer wieder vor, dass jemand in Not gerät und unter Umständen obdachlos ist. Ich finde auch, dass sich Investoren da beteiligen können, um die Wohnungen nach einer gewissen Zeit zu verkaufen. Das ist ein stetiger Kreislauf.“

Geißler: „Landau hat sich großartig entwickelt und kommt meiner Meinung nach langsam an seine Wachstumsgrenze. Es gibt noch ein Gewerbegebiet an der Autobahn, dass erschlossen werden wird und auf dem sich innovative Technologie- und Dienstleistungsunternehmen ansiedeln sollten. Wenn dann noch neu gebaut wird, muss das ökologisch und für alle erschwinglich sein. Die Frage ist immer nur, wie kriege ich es hin, ausreichend bezahlbare Wohnungen zu bauen? Wie kann die Stadt selber bauen? Bei manchen aktuellen Bauvorhaben liegt die Quote der geförderten Wohnungen schon bei 50 Prozent und mehr. Das ist gut und muss noch verbessert werden. Eine Möglichkeit wäre etwa der Weg über die Bürgerstiftung. An die könnte die Stadt beispielsweise Flächen verkaufen, welche die Stadt noch hat. Da gibt es noch einige. Die Stiftung wiederum könnte diese Flächen dem Gebäudemanagement Landau per Erbpacht zur Verfügung stellen. Dann müsste es nicht teures Geld selber in Grundstücke investieren und könnte per Erbbaurecht günstigen Wohnraum bauen und bauen lassen. Das würde Geld sparen und wäre ein ganz cleverer Ansatz.

Darüber hinaus wäre es auch noch möglich, bei den aktuell zu entwickelnden Baufeldern per Konzeptvergabe Baugenossenschaften und Baugemeinschaften zum Zuge kommen zu lassen. Ich bin großer Fan von Genossenschaften. Sie haben den Vorteil, dass man gemeinsam finanziert, gemeinsam nutzt und gemeinsam Eigentümer ist. Das ist ein sehr gutes Prinzip. Baugemeinschaften sind für mich auch wichtig, etwa wenn sich alte Menschen zusammenschließen, Junge und Alte zusammenwohnen, oder Künstler und Kreative gemeinsam ein Coworking- und Coliving Space errichten wollen.
Ich stehe für bezahlbaren Wohnraum, sinnvoll finanziert mit den Mitteln, welche die Stadt hat und mit Hilfe von partnerschaftlichen Finanzierungsmodellen. Man sollte auch versuchen, Teile von Gewerbegebieten, in denen kein Lärm ist, in sogenannte Mischgebiete umzuwidmen, um dadurch mehr Wohnraum zu schaffen. Der Trend zum Homeoffice unterstützt dies. Solche neuen Wohnmodelle wären dann etwa auch auf dem neuen Messplatz umsetzbar.“ kats, kim, uck

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Autor:

Tim Altschuck aus Kaiserslautern

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