Kunsthalle zeigt Arbeiten der Mannheimer Künstlerin Barbara Hindahl und eine preisgekrönte Videoinstallation
Betrachter mit Spuren des Alltags überraschen

Barbara Hindahl vor einem ihrer Werke.  Foto: gaier
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Mannheim. Die abstrakt anmutenden Gebilde, die sich scheinbar chaotisch und doch kunstvoll über Barbara Hindahls Arbeiten bewegen, verführen dazu, genau hinzusehen. Die Mannheimer Künstlerin überrascht den Betrachter mit Spuren des Alltags, die sonst übersehen werden. Staubflusen etwa untersucht sie akribisch und zeichnet sie hyperrealistisch auf großformatige Blätter. Andere Werke zeigen Fehldrucke, die auf den Ausstellungswänden, irritierend fehl am Platz wirken.
Mit „FAKE & FICTION - Barbara Hindahl“ zeigt die Kunsthalle Mannheim noch bis zum 1. November eine monographische Ausstellung einer Künstlerin, die konsequent Positionen zeitgenössischer Zeichnung reflektiert, gleichzeitig in ihrem vielfältigen Oeuvre jedoch auch mit den altmeisterlichen Formen des Trompe l’œils spielt.
Ob sie Millimeterpapier mit Unregelmäßigkeiten oder Fehldrucke digitaler Printer zeichnet, Hindahl gelingt es, die Betrachter*innen an ihrer Wahrnehmung zweifeln zu lassen. Die Texturen ihrer Zeichnungen entstehen in einem Spannungsfeld zwischen optischer Akkumulation und Verflüchtigung. Neben den akribischen Bestandsaufnahmen unscheinbarster Dinge schafft Hindahl auch raumgreifende, installative Zeichnungen. Ihre Linien aus Klebebändern durchspannen ganze Architekturen und führen ein optisch formbildendes Eigenleben, das sich spielerisch über architektonische Gegebenheiten hinwegsetzt und sie dadurch hinterfragt und akzentuiert.
Hindahls Raumzeichnungen lassen Funktionszusammenhänge in der Architektur ebenso anschaulich werden wie es ihren Zeichnungen auf Papier gelingt, alltägliche Wirklichkeiten in ihrer Flüchtigkeit zu fixieren.
Die Faust als Modell für das menschliche Gehirn ist der Ausgangspunkt der Video- und Soundinstallation „Visited by a Tiger“ (2019) von Anike Joyce Sadiq und dient als Symbol für Kampf, Widerstand und Solidarität. Die Arbeit wird derzeit innerhalb einer Sonderausstellung im Studio der Kunsthalle präsentiert. Die Künstlerin ist Preisträgerin des diesjährigen Förderpreises der Kunststiftung Rainer Wild.
Die Videoinstallation entstand im Austausch mit der Psychologin Dr. Lula Morton Drewes und dem Soundkünstler Lamin Fofana. Gezeigt wird sie mit begleitender Künstlerpublikation und einer limitierten Schallplatte. Während im ersten Teil des Videos eine neurobiologische Erläuterung zum Thema Stress und Emotionen zu hören ist, folgt im zweiten Teil ein psychologischer Bezug zu Traumata durch Ausgrenzung und Rassismuserfahrung. Hierbei macht Anike Joyce Sadiq auf die bei tatsächlichen und imaginären Bedrohungen erlebten, emotionalen Konflikte und Aggressionen aufmerksam, die im Gehirn Affekte auslösen.
Der Titel „Visited by a Tiger“ bezieht sich deshalb auf instinktive menschliche Reaktionen im Notfall, wie etwa Flucht oder Verteidigung, und wird metaphorisch auf heute überwiegend soziale, physische und emotionale Bedrohungen übertragen.
Die in Berlin lebende gebürtige Heidelbergerin Anike Joyce Sadiq studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Sie war Stipendiatin der Villa Romana in Florenz, der Kunststiftung BadenWürttemberg und ist 2021 Stipendiatin der Akademie Schloss Solitude. ps

Barbara Hindahl vor einem ihrer Werke.  Foto: gaier
Anike Joyce Sadiq Foto: Gaier
Autor:

Christian Gaier aus Mannheim

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