Sechs OB-Kandidaten auf den Zahn gefühlt:
Wahlkampfthema Tiefengeothermie-Projekt

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Waghäusel. Die Oberbürgermeisterwahl in Waghäusel dürfte spannend werden. Ein richtig spannendes Ergebnis erwarten nicht wenige Bürgerinnen und Bürger, die an der offiziellen Kandidatenvorstellung teilgenommen oder – coronabedingt - diese zuhause per Livestream verfolgt haben. Wie eine anschließende Umfrage unter noch nicht festgelegten Wählerinnen und Wählern ergeben hat, sei manche vorab geäußerte Prognose ins Wackeln geraten. Ob eine Stimmungsveränderung vorliegt, bleibt abzuwarten.

Rede und Antwort standen unter der souveränen Moderation von OB Walter Heiler (in der Reihenfolge ihrer Auftritte): Claudia Sand (parteilos), Markus Kretzler (ohne Angaben), Nicole Heger (Grüne), Thomas Deuschle (CDU), Andreas Bohnstedt (Grüne) und Ruth Rickersfeld (AfD). Allen sechs, die den Chefsessel im Rathaus anstreben, konnten die Wiesentaler, Kirrlacher und Alt-Waghäuseler auf den Zahn fühlen. Gewisse Nervosität zeigten alle. Heiler (SPD) tritt nach drei Amtsperioden nicht mehr zur (Wieder-)Wahl am 6. März an.

Wie haben sich die drei Frauen und drei Männer geschlagen?
Sympathisanten von drei Bewerbern zeigten sich „nicht so ganz glücklich“ mit den jeweiligen Auftritten im Atrium des Rathauses. Sie hätten „mehr erwartet“. Anhänger von zwei Kandidaten äußerten sich „ziemlich zufrieden“. Fehler seien ihren Favoriten nicht unterlaufen, hieß es. Eine Kandidatin habe punkten können, so lauteten mehrere Reaktionen, die mit einer beeindruckenden gefühlsbetonten Rede überrascht hatte. Wer genau auf die Länge des jeweiligen Beifalls achtete, sah sich in der Gesamtbewertung bestätigt.

Großes Interesse
60 Zuschauer saßen im Rathaus, rund 3.700 riefen die Veranstaltung bei Youtube auf. Insgesamt 143 schriftlich eingereichte Fragen waren aus der Wählerschaft gekommen, knapp 40 wurden in der vorgegebenen Zeit beantwortet. Die allermeisten Fragen gingen an Claudia Sand. Bei vielen Themen bestand weitgehende Übereinstimmung. Nur die Ansätze, wie Lösungen im Detail aussehen könnten, unterschieden sich: mal mehr, mal weniger.

Top-Thema Tiefengeothermie
Gravierende Meinungsverschiedenheiten gab es zur Tiefengeothermie in Waghäusel. Hier outeten sich Thomas Deuschle, Nicole Heger und Andreas Bohnstedt als überzeugte Befürworter, skeptisch bis strikt ablehnend standen Claudia Sand, Markus Kretzler und Ruth Rickersfeld dem von einer Gemeinderatsmehrheit unterstützten Projekt auf Waghäuseler Gemarkung gegenüber. Hierbei geht es um einen Grundstücksverkauf der Stadt. Zu dessen Verhinderung ist gerade ein erfolgreiches Bürgerbegehren mit rund 2.500 Unterschriften gestartet worden.

Claudia Sand, 51 Jahre alt, arbeitet seit knapp 30 Jahren in der Stadtverwaltung. Die parteilose Frau verweist auf eine solide Verwaltungsausbildung und Erfahrungen im Regierungspräsidium, bei der Stadt Karlsruhe und beim Kommunalen Versorgungsverband. Eine ihrer Botschaften: „Wenn ich ein Problem habe, will ich zu einem Bürgermeister gehen können, der sich Zeit nimmt, der mich freundlich empfängt, der mitfühlen kann und mich hilfsbereit berät.“ Der nicht als Erstes Verwaltungsvorschriften aufzähle, die dagegensprechen. So verstehe sie ihre Aufgabe.

Markus Kretzler, Geschäftsführer von „EuroKret“ in Waghäusel, befasste sich hauptsächlich mit den aus seiner Sicht kritikwürdigen Corona-Maßnahmen der Bundes- und Landesregierung. Der 56-Jährige gehört zu den bekannten Corona-Gegnern in Waghäusel. Mit Hilfe der öffentlichen Kandidatenvorstellung wolle er die Chance ergreifen, seine Stimme zu erheben: gegen die Maskenpflicht und gegen die Impfungen, die er als Bauernfängerei bezeichnete.

Die Kandidatin Nicole Heger, die ihre Vorstellung routiniert meisterte, sitzt seit 2019 als einzige Grüne im Gemeinderat, ist von Beruf „Qualitätsmanagerin in der Entwicklung“ bei der SAP und hat auch eine Ausbildung als Hotelfachfrau vorzuweisen. Ihr gehe es darum, Zukunftsprojekte klug zu priorisieren, die hohen Schulden abzubauen und „mehr Demokratie“ zu leben. Auch forderte sie ein Klimaschutzprojekt und legte eine Reihe von konkreten Vorschlägen für die nächsten Jahre vor.

Er sei überzeugt, die richtige Person für den OB-Posten zu sein, bemerkte Thomas Deuschle zu Beginn seiner Ausführungen. Der 53-Jährige kam 2009 zunächst als Beigeordneter aus Kornwestheim, wurde dann Bürgermeister. In seiner Rede zählte er die Erfolge von und in Waghäusel auf, eine Reihe von Maßnahmen, die in der Vergangenheit gut vorangebracht wurden. Die Stadt sollte Vorbildfunktionen einnehmen, die Stadtverwaltung müsse modernisiert und servicegerechter ausgelegt werden.

Bei den Grünen ist auch Andreas Bohnstedt, Mediator und Konfliktlöser. Der 46-Jährige arbeitet bei der SAP: dort als Wirtschaftsinformatiker und leitender Angestellter. Führungskompetenz weise sein beruflicher Werdegang auf. Bekannte würden ihn als „Macher“ charakterisieren, der auch so manche Probleme unkonventionell angehe. Ein wichtiges Thema sei ihm das von ihm initiierte „Car Sharing“ auch in der Großen Kreisstadt.

Verwaltungs-Fachwirtin Ruth Rickersfeld ist seit 2019 Stadträtin der AfD, arbeitet als Geschäftsführerin für die drei Mitglieder der AfD-Fraktion in Karlsruhe. Die 55-Jährige war bereits Direktkandidatin ihrer Partei bei der Bundestagswahl. In ihrer Rede übte sie Kritik an der Bundes- und Landesregierung. Der Mittelstand drohe, nicht zuletzt aufgrund der Lockdowns, zu verarmen. Den Schuldenstand in Waghäusel bezeichnete sie als „viel zu hoch“.

Ruhig und sachlich verlief die Fragerunde mit manchen „Überraschungsfragen“, bei denen nicht nur Fachwissen, sondern auch Spontanität gefragt war. Zu einer Belustigung führte die Frage eines ehemaligen OB-Kandidaten, der eine konkrete Reihenfolge der gewünschten Antwortgeber vorgab: vornweg die Frauen zur Vorinformation, am Schluss die wohl favorisierten Männer.

Autor:

Werner Schmidhuber aus Waghäusel

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