Telefonaktion zur Organspende
Eigene Entscheidung hilft den Angehörigen

Wichtig: der Organspendeausweis. Auch um Angehörigen im Fall der Fälle Klarheit zu verschaffen. | Foto: BzgA
  • Wichtig: der Organspendeausweis. Auch um Angehörigen im Fall der Fälle Klarheit zu verschaffen.
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Speyer. Das Expertenteam vom Infotelefon Organspende der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung beantwortete während einer Wochenblatt-Telefonaktion Leserfragen zum Thema Organspende. Hier die Zusammenfassung.

Brauche ich unbedingt einen Organspenderausweis?

Der Organspenderausweis ist eine Möglichkeit. Sie können Ihre Entscheidung auch in einer Patientenverfügung oder in sonstiger schriftlicher Weise mit Unterschrift festhalten. Auf alle Fälle sollten Sie Ihren Willen auch Ihren Angehörigen mitteilen. Damit entlasten Sie sie in einer schwierigen Situation. Eine weitere Möglichkeit, seine Entscheidung zu hinterlegen, wird ab kommendem Jahr das neue Online-Register für Organspende sein. Damit soll gewährleistet werden, dass eine Entscheidung jederzeit schnell abrufbar ist und nach ihr gehandelt werden kann.

Man hat ja immer wieder von Manipulationen bei Organvergaben gelesen. Kann man das eigentlich ausschließen?

Es wurden bereits weitreichende Verbesserungen umgesetzt. So haben die flächendeckenden unangekündigten Stichprobenprüfungen in den Transplantationszentren weitere Vorfälle aufdecken können. Alle Transplantationszentren wurden einer solchen Prüfung ausgesetzt, um das System transparenter und sicherer zu gestalten. Diese Prüfungen werden auch in den kommenden Jahren weiterhin stattfinden. Um Manipulationen bei Organvergaben zu verhindern wurden interdisziplinäre Transplantationskonferenzen eingeführt. In den Konferenzen wird gemeinsam mit medizinischen Fachrichtungen, die keine Verbindung zur Transplantationsmedizin haben, über die Aufnahme in die Warteliste und deren Führung entschieden.

Man kann ja auch zu Lebzeiten Organe spenden.
Wie ist das genau geregelt?

Laut Gesetz kann in Deutschland ein Teil der Leber sowie eine der zweifach vorhandenen Nieren lebend gespendet werden. Erlaubt ist die Spende von Organen, die sich nicht wieder bilden können, nur unter Verwandten ersten oder zweiten Grades, zum Beispiel Eltern und Geschwistern. Weiterhin ist die Spende möglich unter Ehepartnern und Verlobten oder für andere Personen, die dem Spender persönlich sehr nahe stehen.

Wie funktioniert die Verteilung von Spenderorganen? Es muss doch alles sehr schnell gehen.

Das Procedere ist folgendes: Ist eine Organentnahme möglich, melden das die Krankenhausärzte an die Deutsche Stiftung Organtransplantation, DSO. Ein Koordinator der DSO veranlasst, alle wichtigen Organ- und Gewebewerte festzustellen, den Zustand des Spenderorgans zu überprüfen und auch zu untersuchen, ob der Spender eventuell an einer übertragbaren Krankheit leidet. Diese Daten gibt er an Eurotransplant weiter. Eurotransplant ist die Organvermittlungsstelle für Deutschland, die Benelux-Staaten, Österreich, Slowenien, Kroatien und Ungarn. Hier wird anhand medizinischer Daten nach geeigneten Empfängern gesucht. Die zuständigen Transplantationszentren werden informiert, und die Organe werden innerhalb weniger Stunden in einer Konservierungslösung zum Empfänger transportiert. Direkt nach der Ankunft werden sie transplantiert.

Ich wundere mich, dass man immer noch auf Herzklappen von Verstorbenen angewiesen ist. Ich dachte, inzwischen wäre man mit künstlichen Prothesen schon recht weit.

Herzklappen sind trotz der Entwicklung von Prothesen aus Kunststoff und aus biologischen Materialien weiterhin wichtig. So lassen sich Herzklappen und große Blutgefäße, die durch Entzündung zerstört wurden, oft nur durch die Herzklappe beziehungsweise die Hauptschlagader eines verstorbenen Menschen ersetzen. Künstliche Alternativen sind oft nicht geeignet, da sie leicht mit den im Körper befindlichen Krankheitserregern besiedelt werden können. Herzklappen und Blutgefäße menschlichen Ursprungs sind auf Grund ihrer Oberflächenstruktur dagegen besser gewappnet. Bei Babys oder Kleinkindern sind menschliche Herzklappen oftmals die einzige Option, da künstliche Herzklappen häufig viel zu groß und den Druckverhältnissen nicht gewachsen sind.

Würde auch ein Patient mit einer alkoholischen Leberkrankheit ein neues Organ bekommen?

Unter bestimmten Voraussetzungen ja. So müsste er zum Beispiel mindestens sechs Monate „trocken“ sein.

Ich habe vor Jahren eine Frau mit einem Spenderherz kennengelernt. Sie erzählte, wie lange sie warten musste und wie quälend diese Zeit für sie war. Hat sich da inzwischen etwas geändert?

Die Wartezeit für ein Spenderherz liegt zwischen sechs und zwölf Monaten. Diese Zeit verbringen die Patienten im Krankenhaus, oft in Mehrbettzimmern, ohne Privatsphäre. Das verlangt eine enorme mentale Stärke. In Deutschland werden jährlich etwa 300 Herzen transplantiert. Etwa 700 Patienten warten derzeit auf ein Spenderherz.

Wie ist denn die Situation insgesamt?

Nach wie vor gilt: Der Bedarf an Spenderorganen ist weit größer als die Zahl der gespendeten Organe. Ende 2020 warteten in Deutschland etwa 9.200 Patienten auf ein Spenderorgan. Der größte Teil davon benötigt eine Niere. Während der Wartezeit verschlechtert sich oftmals der Allgemeinzustand der Patienten, so dass sie von der Warteliste genommen werden müssen. Pro Tag versterben etwa drei Menschen in Deutschland, weil ein passendes Organ nicht rechtzeitig zur Verfügung.

Ich habe gelesen, Voraussetzung für eine Organentnahme ist der Hirntod. Welche Ursachen kann dieser haben?

Zum Hirntod kann beispielsweise eine Hirnblutung, ein Hirninfarkt, ein Hirntumor oder eine Hirnentzündung führen. Auch eine Verletzung des Kopfes und damit des Hirns ist eine, aber nicht wie oft angenommen, die häufigste Ursache für einen Hirntod.

Weitere Informationen

Gebührenfreies Infotelefon Organspende unter 0800 9040400
organspende@bzga.de
www.organspende-info.de

Autor:

Cornelia Bauer aus Speyer

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