Speyer will Inklusion auf Spielplätzen
Barrierefrei heißt nicht, dass alles für jeden nutzbar sein muss

Inklusiver Sandeltisch - hier ein Beispiel aus Karlsruhe | Foto: Heike Schwitalla
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Speyer. Wie kann Inklusion auf Spielplätzen gelingen? - diese Frage stellten sich am Mittwochnachmittag Vertreter der Speyerer Stadtverwaltung gemeinsam mit interessierten Bürgern. 
Unterstützt wurden sie dabei von Peter Schraml und Uli Paulig vom Büro „Maßstab Mensch“, die den Inklusionsprozess auf den Spielplätzen der Stadt in Zukunft auch weiter begleiten werden. 
Wichtig ist, und da waren sich alle Beteiligten einig, dass explizit inklusive Angebote auf bestehenden Spielplätzen geschaffen werden sollen, da zusätzliche, auf bestimmte Zielgruppen abgestimmte, spezielle Spielangebote nur noch mehr Ausgrenzung erzeugen würden.

Zugang für alle ermöglichen

Ein erster Schritt sei, das betonten die Experten von "Maßstab Mensch", dass ein barrierefreier Zugang zu den Spielplätzen und Spielgeräten geschaffen wird und zwar für Menschen jeden Alters und mit unterschiedlichsten Behinderungsformen - Sandwege funktionieren beispielsweise für Rollstuhlfahrer überhaupt nicht.
"Dabei ist es gar nicht so wichtig, dass jedes Spielgerät von jedem genutzt werden kann", erklärte Peter Schraml. "Schon jetzt gibt es ja Spielangebote für unterschiedliche Altersklassen und motorische Fähigkeiten und daran soll sich auch nichts ändern. Denn mit teilweise schon geringem Aufwand kann man Spielgeräte so gestalten, dass sie inklusiv sind und von möglichst vielen Kindern genutzt werden können." Ob behindert oder nicht behindert - Kinder brauchen - je nach Alter Hilfestellung und Unterstützung von Erwachsenen, das wird kein Spielplatzkonzept ändern können - und soll es auch nicht.
Es gebe etwa das Prinzip der "zwei Wege", so Schraml, das verschiedene Zugangs- und Erfahrungsmöglichkeiten an einem Spielgerät bietet - "vergleichbar mit Treppe und Aufzug". Sandeltische mit Höhenverlauf etwa sind eine Spielgelegenheit für Kinder im Rollstuhl und Nichtbehinderte gleichermaßen, größere Schaukeln ermöglichen Zugang für verschiedene Nutzergruppen. Außerdem müsse darauf geachtet werden, dass die einzelnen Spielgeräte in Verbindung zueinander stehen, untereinander erreichbar sind - so werde Ausgrenzung minimiert.
Elementar bedeutend für die Inklusion sei,  Kommunikationsorte zu schaffen, wo Menschen nicht auf Sitzbänken nebeneinander sitzen, sondern miteinander interagieren und spielen können. Ebenso wichtig seien Rückzugsorte und Möglichkeiten zum Einzel- und Gruppenspiel.

Start mit sieben Spielplätzen

Es geht also nicht darum, sofort jeden Speyerer Spielplatz komplett inklusiv und behindertenfreundlich zu gestalten, vielmehr sollen innerhalb bereits bestehender Konzepte neue Angebote entstehen. Allein aus finanzieller Sicht könne man eine komplette Umgestaltung nicht von heute auf morgen leisten, betonte Bürgermeisterin Monika Kabs, die erklärte, dass im Haushalt 2020 lediglich 30.000 Euro für das Inklusionsprojekt zur Verfügung stünden. Sei der Prozess erst einmal angestoßen, könne man dem Rat ausgearbeitete Konzepte und einen größeren Finanzrahmen vorlegen.

Steffen Schwendy von der städtischen Grünflächenplanung stellte die sieben Speyerer Spielplätze vor, auf denen der inklusive Umgestaltungsprozess beginnen soll. Die sind: Sanddornweg, Sanddornweg (Speyer-Nord), Haspelberg, Park Normand, Platz der Stadt Ravenna (Speyer-Süd), Josef-Schmitt-Straße, Spielplatz im Erlich (Speyer-West) 
Anhand dieser Plätze soll nun ein tragfähiges Inklusionskonzept für alle Speyerer Spielplätze erarbeitet werden und alle interessierten Bürger, Vereine und Organisationen sind zur Mitarbeit eingeladen. "Jeder kann seine Ideen und Anregungen bei der Stadtverwaltung vorbringen, wir sind für jegliche Art von Input sehr dankbar", betonten Kabs und Schwendy.
Und der erste Input kam dann auch gleich am selben Abend: Zum einen die Bitte, bei der Erstellung eines Konzeptes auch an Senioren zu denken, etwa an Spielgeräte für Demenzkranke. Aber auch der Vorschlag, Kinder und Jugendliche in die Planungen und deren Umsetzung intensiv mit einzubeziehen.

Autor:

Heike Schwitalla aus Germersheim

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