Interview mit Psychoonkologin Dr. Manuela Bayer: „Den eigenen Weg finden“

Das Team der Landstuhler Palliativstation. Dr. Manuela Bayer im Foto rechts   | Foto: Foto: Walter
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Landstuhl.Im zweiten Teil unserer Interview-Reihe über die Palliativstation des Nardini Klinikums St.-Johannis spricht Dr. Manuela Bayer, Psychoonkologin und Ärztin für Anästhesie, über ihre Arbeit.

Von Stephanie Walter

???: Können Sie kurz beschreiben, was Ihre Aufgabe als Psychoonkologin ist?

Dr. Manuela Bayer: Als Psychoonkologin betreue ich Patienten, die an Krebs erkrankt sind, und deren Angehörige. Dabei stelle ich mich persönlich vor und leiste emotionale Unterstützung in allen Stadien der Krankheit. Ich stelle individuelle Belastungen fest und biete Hilfe an. Mein Angebot richtet sich sowohl an Patienten, die gerade erst die Diagnose Krebs erhalten haben, als auch an Betroffene, die sich auf der Palliativstation oder auch im Hospiz befinden. Zusätzlich bin ich nach Vereinbarung in meiner Praxis in Hütschenhausen vor Ort.

???: Warum haben Sie sich für die Psychoonkologie entschieden?

Dr. Manuela Bayer: Ich arbeite seit fast 25 Jahren als Fachärztin für Anästhesie am Nardini Klinikum. Während meiner palliativmedizinischen Ausbildung bin ich zum ersten Mal mit der Psychoonkologie in Kontakt gekommen und habe schnell gemerkt, dass ich mich darauf konzentrieren möchte. Es ist ein sehr wichtiger und sinnstiftender Beruf, mit dem man bei den Patienten viel bewirken kann.

???: Also ist es nicht selbstverständlich, dass es einen Psychoonkologen an einem Krankenhaus gibt?

Dr. Manuela Bayer: Leider nein. Es ist definitiv ein Qualitätsmerkmal, wenn ein Klinikum eine solche Stelle besetzt, da dafür keine Mittel zur Verfügung gestellt werden.

Warum genau ist Ihre Betreuung so wichtig für den Patienten?

Dr. Manuela Bayer: Eine Krebserkrankung ist für den Betroffenen, aber auch für seine Familie, mit vielen Herausforderungen, Belastungen und Veränderungen verbunden, sowohl körperlich, als auch emotional. Manche Patienten können diese neue Situation gut annehmen und wünschen sich vor allem Tipps für das Leben mit der Erkrankung. Für andere bricht jedoch eine Welt zusammen. Es kommt zu persönlichen Krisen und ein Drittel der Betroffenen zeigt Anzeichen einer Depression. Die unmittelbare Betreuung nach der Diagnose oder bereits beim Verdacht einer Erkrankung ist daher sehr bedeutend dafür, wie man persönlich mit der Erkrankung umgeht.

???: Eine psychoonkologische Betreuung muss also so schnell wie möglich erfolgen?

Dr. Manuela Bayer: Genau. Nach unserer Leitlinie sollte das Angebot so früh es geht gemacht werden, möglichst jedem offen stehen und sich am Bedarf orientieren. Das bedeutet, dass ich das Angebot mache, aber niemand verpflichtet ist, dieses auch anzunehmen.

Können Sie kurz die Kernthemen Ihrer Arbeit erläutern?

Dr. Manuela Bayer: Wichtig ist es für die Betroffenen immer, Kraftquellen zu finden. Sie sollen für ihren eigenen persönlichen Weg sensibilisiert werden. Nur wenn man weiß, was mit dem eigenen Körper passiert, erfährt man auch, dass die Erkrankung handhabbar ist. Es geht darum, im Hier und Jetzt zu leben, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Auch in einer Krisensituation. Entspannung, Bewegung und Gedankenmanagement sind hier ganz wichtige Themen. Auch die Reduktion von Stress ist ein entscheidender Punkt.

???: Erfahren Sie häufig Reaktionen auf Ihr Angebot?

Dr. Manuela Bayer: Fast alle Patienten und ihre Angehörigen sind sehr dankbar für das Angebot. Es ist schön, wenn man ein Impulsgeber sein kann und spürt, dass man Lebensqualität gewährlisten kann.

???: Wo sehen Sie im Bereich der Psychoonkologie noch Handlungsbedarf?

Dr. Manuela Bayer:  Wir müssen nach wie vor darum kämpfen, dass die Wichtigkeit der Psychoonkologie nicht unterschätzt wird. Es tut sich viel, aber oft wird die Belastung für den Patienten und natürlich auch für die Angehörigen nicht komplett wahrgenommen. Vor allem auch, wenn es um das Erstgespräch geht. Bereits hier können Belastungen vermieden werden, wenn das Gespräch positiv und hilfreich ist und dem Betroffenen zeigt, dass er nicht allein ist.

Autor:

Stephanie Walter aus Wochenblatt Landstuhl

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