BriMel unterwegs
Nachenfahrten Germersheim im Altrheinarm

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Germersheim: Am Morgen des 17. August machten sich 6 Freundinnen und ich auf gen Germersheim, um an einer Nachenfahrt teilzunehmen. Es war für uns alle das erste Mal und so freuten wir uns auf ein kleines Abenteuer. Wir wurden von unserem Guide Karl Laubersheimer auf der Insel Grün empfangen. Die Insel bzw. Nachenfahrten erreicht man, wenn man Richtung Daimler-Benz fährt. Außer uns ist auf dem Wasser noch ein Angler unterwegs, außerdem ein Schwanenpaar mit Nachwuchs, Störche sowie unterschiedliche Reiherarten wie Silber-, Grau- und Purpurreiher und ein paar Kanadagänse. Ansonsten herrscht Ruhe, absolute Ruhe. Nur unser Guide erklärt natürlich vieles über die Natur hier oder aus unserer Runde werden Fragen gestellt. Der Kiesweiher ist 16 Meter tief, herrlich klar und als Badesee für Hüllenlose und Textilgäste bekannt. Am Wochenende dürfte ein bisschen mehr los sein als an diesem Wochentag. Trotz Naturschutzgebiet ist Schwimmen erlaubt, nur keine offenen Feuerstellen.
Die Schwäne, die wir zu Gesicht bekommen, sind Höckerschwäne. Am Höcker kann man erkennen, ob es sich um männliche oder weibliche Schwäne handelt. Es gibt 46 verschiedene Fischarten hier in der Gegend. Der Wasserpegel ist momentan sehr niedrig. Normalerweise steht das Wasser zwei Meter höher und das sieht man die ganze Tour über an den Rändern. Wir fahren am roten Hang vorbei in einen Altrheinarm, der nur von Anglern und Ruderern befahren wird und ein natürlicher Zufluss zum Rhein ist. Hier kann man herrlich die Natur genießen und die Seele baumeln lassen. Wir sehen mehrere Handmade-Nachen am Ufer, die teilweise ausgemustert oder mit Zulassungszeichen versehen liegen und auf Einsatz warten. Der Name „Nache“ kommt von der speziellen Bootsform, die einen sehr flachen breiten Boden hat und somit nicht zum Kippen gebracht werden kann. Es ist nicht kielgeschnitten, also gut zum darauf laufen. Wir Nachenbucher fahren aus Sicherheitsgründen in einem doppelwandigen Aluminiumboot mit umweltfreundlichem E-Motor. Hier darf kein Speedboot fahren. Die Stadt Germersheim hat speziell für Nachenfahrer eine Ausnahme mit dem Motor gemacht.

Der Rhein floss hier sehr wild und gefährlich und dann wurde er begradigt. Früher sprach man auch vom „wild reißenden Strom“ oder die Römer vom „wilden Fluss“. Auf der einen Seite wachsen Pappeln und Silberweiden, keine Harthölzer, weil die mit dem Wasser nicht gut auskommen. Würden hier Eichen stehen, die z. B. 12 Tage lang „nasse Füße“ hätten, gäbe es ein Problem.

Wir sehen Störche und Herr Laubersheimer erzählt, dass diese Ende August gen Süden fliegen. Ihre Nester bauen Sie genau wie die Reiher immer auf den Bäumen. Am Ufer sehen wir einen aufgewühlten Lehmboden, der auf Wildschweine schließen lässt. Sie kommen bis ans Wasser und wenn es sein muss, schwimmen sie sogar über den Rhein.

Wir kommen an den Schäferweiher. Hier darf gesegelt werden. Die beiden Reaktoren des Kernkraftwerkes Philippsburg kommen ins Blickfeld. Wir erfahren, dass der eine Reaktor bereits abgebaut und nächstes Jahr gesprengt werden soll. 2019 soll der andere vom Netz gehen.
Hier wird Hochwasserschutz betrieben mit zum Beispiel einem Polder, der 18 Millionen Liter Wasser fasst. Seit dem 16. Jahrhundert hat sich der Rhein ständig verändert und im Laufe der Jahrhunderte wurde aus dem kurvigen Rhein eine gerade „Autobahn“. Der Rhein war Nahrungs- und Transportmittel zugleich, aber auch sehr gefährlich. Menschen, die am Rhein lebten, hatten oft Hochwasser und mussten fliehen.

Wir sehen eine Kolonie von Kanadagänsen auf einer Sandbank. Hier muss unser Steuermann aufpassen, dass er nicht auf Grund läuft. In den 90er Jahren sind diese Gänse bei uns aufgetaucht und haben sich dann rasend schnell verbreitet. Dadurch dass sie geschützt wurden, sind sie mittlerweile zu einer richtigen Plage geworden.

Dieses Jahr (21.10.) gibt es hier ein besonderes Highlight, zu dem auch Presse und TV erscheinen werden, denn eine Lokomotive namens „Der Rhein“ soll geborgen werden. Jetzt fragen Sie sich bestimmt, wie eine Lokomotive in den Rhein kommt. Sie war 1852 von einem Transportschiff in den Rhein gestürzt und soll nun geborgen werden. In den 90er Jahren wurde sie an Buhne 527 gefunden und 2013 haben sich andere darum bemüht und gesucht, mussten aber ihr Vorhaben aufgeben.
Die Flussbegradigung wurde zwischen 1817 und 1876 von Ingenieur Johann Tulla durchgeführt. Die Rheinbegradigung war auch Voraussetzung für die Schiffbarmachung des Rheins. Erst seit 1906 können Großschiffe auf dem Rhein fahren. Weil der Rhein immer für Überschwemmungen sorgte, gab es schlimmes Fieber, das heute als Malaria bezeichnet wird.

Über uns kreist ein Bussard und an einem Baumstamm sehen wir die essbare Pilzart Schwefelporling. Sollte aber geerntet werden so lange er jung ist, sonst schmeckt er nicht. Interessant sieht der getrocknete Seetang an den herausragenden Ästen im Wasser aus. Normalerweise liegt das alles unter dem Flussspiegel, durch die anhaltende Trockenheit kommt alles zum Vorschein.

Durch die Begradigung liegt die Insel Grün in der pfälzischen Enklave, davor war sie bayrisch und badisch. 1848 hat Germersheim die Insel erworben mit dem Hintergedanken, Industriegebiet daraus zu machen, unter anderem hatte eine Ölraffinerie Interesse. Durch die Ölkrise zerschlug sich diese Möglichkeit. Ein Kohlekraftwerk hatte auch keine Chance und so kam es, dass sich Mercedes-Benz hier niederließ mit Logistik und Ersatzteillager.

Ein großes Ereignis gab es vom 20.-22. Mai 1972, denn da fand auf der Insel Grün ein großes Festival – 2. British Rock Meeting - statt, unter anderem mit der weltberühmten Band Pink Floyd. Hach, das waren noch Zeiten :-)
Apropos Zeiten – nach 2 Stunden kehrten wir an die Anlegestelle zurück. War ein toller Ausflug und für Naturliebhaber eine absolute Empfehlung. (mel)

Autor:

Brigitte Melder aus Böhl-Iggelheim

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