Der ehemalige Discjockey Rolf Geibel erinnert sich an seine Zeit im Holzwurm und im Eden
Vom Phillysound zur Techno-Mucke

Rolf Geibel war von 1977 bis 1994 Discjockey im „Holzwurm“ und „Eden“. Unser Redakteur Franz Walter Mappes traf sich mit ihm an alter Wirkungsstätte.   | Foto: Franz Walter Mappes
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  • Rolf Geibel war von 1977 bis 1994 Discjockey im „Holzwurm“ und „Eden“. Unser Redakteur Franz Walter Mappes traf sich mit ihm an alter Wirkungsstätte.
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Von Franz Walter Mappes

Bad Dürkheim. Eine Gruppe junger Künstler hat sich für das kommende Frühjahr das „Projekt Eden“ vorgenommen (wir berichteten). Sie sind unter anderem auf der Suche nach Zeitzeugen und Dokumenten aus jener Zeit, als das „Eden“ (zuvor „Holzwurm“ und Café Ihringer) noch eine der gefragtesten Diskotheken in der Region war. Einer, der ganz eng mit der Lokalität verbunden war, ist Rolf Geibel, der unter dem Künstlernamen Rolly Dee als Discjockey von 1977 bis 1994 für gute Laune bei den Gästen sorgte. Wir trafen Rolf zum Interview an seiner einstigen Wirkungsstätte, wo er alte Geschichten auskramte und aus dem Nähkästchen plauderte.
???: Rolf, wie lange warst Du DJ im „Holzwurm“ und anschließend im „Eden“?
Rolf Geibel: Ich habe 1977 im „Holzwurm“ angefangen, wo ich bis 1990 mit zeitlichen Unterbrechungen Platten aufgelegt habe und anschließend bis 1994 im „Eden“. Ich habe beide Umbauten sowie den Brand miterlebt.
???: Was hatte da gebrannt?
Es war im Jahr 1988. Wir hatten noch bis in die Nacht gefeiert. Am nächsten Tag rief mich mein Chef an und erzählte, dass es in der Discothek gebrannt hatte. Als ich vor Ort war, sah ich den Schaden und stand vor einem Trümmerfeld verbrannter Schallplatten.
???: Wie bist Du DJ geworden?
Alles begann damals im Jugendraum am Bahnhof. Da habe ich zum allerersten Mal Platten aufgelegt und Lust auf diesen Job bekommen.
???: Wie kamst Du eigentlich auf den Künstlernamen Rolly Dee?
Ich war einige Zeit mit dem Komiker Rolly Joker unterwegs. Als wir eines Abends beim Bier zusammen saßen, bemerkten wir sehr viele Ähnlichkeiten, als seien wir Brüder. So kam es, dass Rolly Joker und Rolly Dee gemeinsam auf Tour gingen.
???: Welche Musik lief denn damals bei euch?
Mein Herz schlägt ja für die Rockmusik und so habe ich immer wieder auch die härteren Sachen gespielt. Natürlich durfte der Disco-Fox nicht fehlen und der Phillysound aus dem Studio 54 war ebenfalls in. Dazwischen auch mal Soul, Schlager und Funk. Von allem etwas. Ich habe als DJ ja insgesamt vier Musikrichtungen mitgemacht. Den Phillysound, Discomusik, die Neue Deutsche Welle und später am Rande noch ein bisschen Techno.
???: Hattest Du einen Lieblingsinterpreten?
Rod Steward mit „Every Beat of My Heart“ musste immer dabei sein oder CCR und Huey Lewis and the News waren schon unter meinen Favoriten. Auch das Saturday Night Fever ist irgendwann im Eden angekommen und Kool and the Gang haben wir ebenfalls oft gespielt.
???: Gibt es ganz besondere Ereignisse, an die Du Dich gerne erinnerst?
Da gibt es eine ganze Menge, denn regelmäßig schauten auch so manche Stars bei uns vorbei. Bernd Clüver war da, die Weather Girls und ein etwas angeheiterter Udo Jürgens, der jedoch nach kurzer Zeit von seinem Chauffeur abgeholt wurde. Mel Jersey von Judith & Mel feierte seinen Geburtstag mit einer Riesentorte. Roland Kaiser kam nach einem Auftritt im Neustadter Bahama-Club im Eden vorbei. Auch die legendären Silvester-Partys bleiben in meiner Erinnerung sehr präsent. Ebenso die Wurstmarkt-Mittwoche, denn da kamen die Schausteller und es gab jede Menge Freifahrten für uns. Die Schausteller hatten auch einen sehr guten Musikgeschmack und der Umsatz war immer sehr gut.
???: Wie war das mit den Kollegen aus den anderen Diskotheken?
Das Verhältnis untereinander war sehr gut. Durch Leo, der damals im Cotton-Club vom Dorint Hotel Platten auflegte, kam ich sogar als Gast-DJ ins Dorian Gray am Frankfurter Flughafen. Das war eine ganz besondere Ehre für mich. Wir DJs waren ja auch irgendwo Entertainer, die das Publikum unterhalten und richtig moderiert haben. Wir waren sozusagen der Ersatz für den Sänger, den wir spielten.
???: Etwas aus dem „Nähkästchen“?
Da gebe es einiges zu erzählen. Vielleicht das: Ich habe mir die A-Seiten der Singles mit einem Stift gekennzeichnet, denn irgendwann konnte man die Schrift nicht mehr so deutlich lesen.
???: Aber irgendwann ist mal Schluss. Wann war das bei Dir?
Ja. Ich bin 1994 an einen Punkt gekommen, wo ich gemerkt habe, dass ich das nicht mehr will. Die Zeit ist rum, habe ich gesagt und was anderes gemacht. Ich war anschließend im Holiday Park beschäftigt und habe dort fast täglich Kontakt zu Kamerateams gehabt. Das hat mich interessiert und ich wurde freier Kameramann. Dadurch habe ich dann so manchen Künstler kennengelernt, dessen Platten ich früher gespielt hatte. Im vergangenen Jahr habe ich noch ein Video mit Gottlieb Wendehals gedreht.
???: Was geht in Deinem Kopf vor, wenn Du heute hier vor dem heruntergekommenen Gebäude stehst?
Da kommen die ganzen Erinnerungen hoch und ich denke an die Zeit zurück. Für die Stadt Bad Dürkheim ist es ein Trauerspiel, diese Ruine an dem sonst so schön gestalteten Schlossplatz zu sehen. Vielleicht tut sich ja irgendwann etwas und das Eden wird wiederbelebt.
???: Der Letzte löscht das Licht. Wer war das?
Das letzte Lied, das vor der Schließung des Eden im Jahr 1995 lief, war Michael Jacksons „River of Jordan“.

Vielen Dank für das Gespräch und die Erinnerungen, die Du mit unseren Lesern teilst. mps

Autor:

Franz-Walter Mappes aus Bad Dürkheim

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