Sprachwissenschaftler am Verzweifeln
Niemand beherrscht „Krötisch“

Bad Dürkheim. Zwischen freilebenden Tieren und Menschen gibt’s seit altersher ein heftiges Kommunikationsproblem. Ausgenommen natürlich den in humaner Sprache sprechenden Butt, der prominenten „Rättin“ aus der Olivetti-Schreibmaschine von Günter Grass und weiteren sagenhaften tierischen Sprachgenies literarischer Einbildungskraft. Auch Frösche waren in Büchern durchaus beredt – man erinnere sich nur an das Märchen vom „Froschkönig“...!
Doch leider gehört in heutigen Zeiten die Kommunikation zwischen Mensch und Tier in den Bereich der Fantasie, weshalb jetzt die Wissenschaft rege Hilfestellung leisten muss. Die Spezies der Kröten beispielsweise hat erwiesenermaßen die Angewohnheit, sich gerade derzeit auf Wanderschaft zu begeben – auf Wanderschaft zu jenen Plätzen, in denen sie ihren kommenden Nachwuchs in so genannten „Laichgewässern“ abzulegen pflegen. Und da die „Krötin“ an und für sich „ein fauler Hund“ ist, sind ihre Wanderstrecken alles andere als flexibel. Seit jeher benutzt sie zum „Ablaichen“ den Weg des geringsten Widerstandes. Dass da in modernen Zeiten auch mal eine Straße quert, auf der sie in Sekundenschnelle von erbarmungslosen Autoreifen mitsamt ihrem Nachwuchs zu leblosem Brei gerädert werden kann, hat sich im Krötenreich noch nicht herumsprechen können. Auch Darwins Theorie ist da – zumindest kurzfristig – kaum hilfreich. Und da – wie erwähnt – selbst findige Tierschützer noch kein „Krötisch“ beherrschen, um den hüpfenden Amphibien Warnhinweise zu übermitteln, helfen nur rigorose Straßensperrungen, um den werdenden Krötenmüttern die nasse Entbindung zu ermöglichen.
Aktueller „Kröten-Hotspot“ der Region: Die Kreisstraße K 16 zwischen Wachenheim und Rotsteig! Besonders in den Abendstunden zwischen 19 und 6 Uhr werden die glitschigen Amphibien in Sachen „Wandertag“ aktiv, weshalb besagte Strecke für den Fahrzeugverkehr in dieser Zeit derzeit absolut gesperrt ist. Die Sperrung wird solange bestehen bleiben, bis die Kröten ihre Wanderung abgeschlossen haben: Voraussichtlich Ende März bis Anfang April.
„Diese Maßnahme soll viele Amphibien vor dem sicheren Tod bewahren“, schließt sich die Kreisverwaltung schon länger der Meinung des Naturschutzbeirats im Landkreis Bad Dürkheim an. Vor mehr als zehn Jahren hatten Untersuchungen zwischen Lindenberg und Wachenheim eines der bedeutendsten Amphibienvorkommen von Rheinland-Pfalz festgestellt. „Wenn während der Hauptwanderzeit der Tiere zu ihren Laichgewässern auf der K 16 Autos fahren, kommt es zu einem Massensterben“, warnen Naturschützer im Kreishaus Bad Dürkheim.
Grasfrösche, Feuersalamander und Erdkröten beginnen nach Auskunft des Naturschutzreferats ihre Wanderungen in den ersten milden Nächten und bei hoher Luftfeuchtigkeit. „Sie kommen dann in solchen Massen aus ihren Winterverstecken, dass sich ein Überfahren kaum vermeiden lässt, zumal sie als wechselwarme Tiere gerne auf dem wärmenden Asphalt der Straße verweilen“, informiert die Untere Naturschutzbehörde.
Kritisch für die Amphibien seien die Abend- wie die frühen Morgenstunden – „wenn Autofahrer die Sperrung ignorieren“, so die Naturschützer. Die Polizei Bad Dürkheim werde die nächtliche Sperrung kontrollieren. Und in diesem Fall dürfte die Kommunikation garantiert gelingen. Zwar nicht von Mensch zu Kröte – aber von Mensch zu Mensch! Und dieses Gespräch könnte Ignoranten teuer zu stehen kommen...!
uba

Autor:

Udo Barth aus Bad Dürkheim

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